Die Kriterien des Tüvs„Es gibt Mängel, aber nichts, was lebensgefährlich sein könnte“

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Der Sitz des Tüv-Rheinland in Köln

Herr Seiche, Sie haben zehn Bäder in Köln und Region getestet. Wie lautet Ihr Fazit? Es gibt gute und weniger gute Bäder. Aber: Man muss ganz klar sagen. Es gibt Mängel im Bereich der Hygiene und des Zustands, aber nichts, was lebensgefährlich sein könnte. Es ist kein Vergleich zu dem, was ich beispielsweise im Süden Europas erlebe. Dort gibt es Ansaugpumpen, die nicht funktionieren, oder scharfe Kanten, an denen man sich verletzen kann. All das haben wir hier nicht gehabt. Was die Sicherheit angeht, kann man jedes der Bäder mit seinen Kindern bedenkenlos besuchen.

Was und wie genau haben Sie geprüft?

Wir testen das Schwimmbad aus Besuchersicht. Welchen Eindruck macht das Bad, wie sehen die Umkleiden aus, wie ist es um die Hygiene in den Duschen und den Toiletten bestellt? Wir schauen uns an, ob man sich irgendwo verletzen kann, wie Kabel verlegt sind, wie der allgemeine technische Zustand ist. Aber etwa auch, wie heiß es etwa im Innenraum durch Sonneneinstrahlung werden kann. Wir überprüfen die Beschaffenheit der Rutschen und des Erlebnisangebots, testen die Wasserqualität und messen die Temperatur sowie die Zubereitungsarten der Speisen. Eine Rolle spielt aber auch die Parkplatzsituation, die Freundlichkeit des Personals und Wartezeiten. Kurzum: Wie schauen uns die gesamte Wertschöpfungskette des Bades an.

Welchen Eindruck haben Sie von der Arbeit der Bademeister?

In diesem Punkt gab es nichts zu beanstanden. Es waren überall ausreichend Bademeister vorhanden, die im Notfall sofort hätten eingreifen können. Dennoch: Einige Bademeister waren mit Kollegen ins Gespräch vertieft oder waren mit ihren Handys beschäftigt. Das darf natürlich auch nicht sein.

Die Bäder wurden vorab natürlich nicht eingeweiht. Wie testet man ein Bad ohne aufzufallen und ist das überhaupt erlaubt?

In Deutschland sind sogenannte „MysterChecks“ eher unproblematisch. Wenn wir auffliegen, werden wir im schlimmsten Fall rausgeschmissen. Aber das ist uns bei diesem Test nicht passiert. Wir kommen als normale Gäste, zahlen Eintritt, dringen also nicht unbefugt ein. Wenn wir Dinge finden, machen wir davon Handy-Bilder. Damit verstoßen wir gegen die Hausordnung, mehr aber auch nicht. Selbstverständlich achten wir darauf, dass auf den Bildern keine anderen Badegäste erkennbar sind. Ansonsten haben wir Teststreifen für die Wasserqualität dabei, ein Messgerät für die Temperatur des Essens und Schwimmbrillen, mit denen wir uns auch die Ansauganlagen unter Wasser anschauen. An sich aber fallen wir damit nicht auf.

Die Handynutzung ist in Bädern gerade wegen der Fotofunktion normalerweise verboten. Wie streng wird das kontrolliert?

Das ist schon erstaunlich. Das Verbot ist meist zwar deutlich sichtbar plakatiert, dennoch wird die Nutzung des Handys in den meisten Fällen toleriert. Wir können allen Gästen nur raten darauf zu achten, wer da mit seinem Smartphone rumhantiert. Gerade in Bezug auf Kinder gibt es Personen, denen Bilder nicht in die Hände fallen sollten. Wenn man das feststellt, sollte man sich an den Bademeister wenden

In welchem Bad haben Sie sich während des Tests denn besonders wohlgefühlt?

Persönlich hat mir die Therme in Euskirchen am besten gefallen. Das hat aber auch etwas mit der Zielgruppe zu tun. Menschen mittleren Alters, die ein Sauna- und Wellnesserlebnis suchen, sind in Euskirchen optimal aufgehoben.

Das Gespräch führte Christian Parth 

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