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Einsatz gegen „Knallknacker“Großrazzia gegen Geldautomaten-Sprenger in NRW

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Im Kampf gegen Geldautomatensprenger haben Ermittler in den Niederlanden fünf Männer festgenommen. (Symbolfoto)

Im Kampf gegen Geldautomatensprenger haben Ermittler in den Niederlanden fünf Männer festgenommen. (Symbolfoto)

Am Dienstagmorgen holten die Fahnder zum großen Schlag gegen die Geldautomaten-Sprenger aus. Ermittler haben in den Niederlanden fünf Tatverdächtige gefasst.

Die Niederländer nennen sie „Plofkrakers“. Wörtlich übersetzt: Knallknacker. So heißen die Kriminellen , die immer wieder Geldautomaten sprengen. Sie stammen meist aus den Niederlanden und schlagen besonders häufig in Nordrhein-Westfalen zu. Es gibt kaum eine Stadt im Großraum Köln, die noch nicht von den Kriminellen   heimgesucht wurde. Erftstadt war schon an der Reihe, genauso wie Bornheim oder beispielsweise Wermelskirchen. Auch in Köln sind die Täter oft aktiv. Die Kriminellen bevorzugen Tatorte, die nahe an den Autobahnen liegen. Und da gibt es mit weitläufigen Autobahnen im Raum Köln viele Möglichkeiten.

Täter richteten Schäden von zwei Millionen Euro an

Am Dienstagmorgen holten die Fahnder zum großen Schlag gegen die Geldautomaten-Sprenger aus. Ermittler haben in den Niederlanden fünf Tatverdächtige gefasst, die an insgesamt 22 Sprengungen von Geldautomaten überwiegend in Deutschland beteiligt gewesen sein sollen. Dabei machten die Täter rund eine Million Euro Beute, wie das Bundeskriminalamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte.

Den Männern werden die Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und schwerer Bandendiebstahl vorgeworfen. Einsatzkräfte durchsuchten neun Wohnobjekte in Amsterdam, Helmond und Utrecht. Die Ermittlungen richten sich demnach gegen fünf niederländisch-marokkanische Staatsangehörige im Alter zwischen 23 und 38 Jahren. Sie sind dringend verdächtig, zwischen Mai 2021 und Ende August 2022 an insgesamt 22 Sprengungen von Geldautomaten als Täter beziehungsweise Hintermänner beteiligt gewesen zu sein.

Die Sprengungen wurden in Arnsberg, Bad Oeynhausen, Dormagen, Dortmund, Gelsenkirchen, Löhne, Meerbusch, Pulheim, Senden, Viersen, Wesel (Nordrhein-Westfalen) Braunschweig, Hannoversch Münden, Ihlow, Rinteln (Niedersachsen), Dierdorf, Montabaur, Trier (Rheinland-Pfalz), Homburg (Saarland), Gelnhausen (Hessen) und Schuttrange (Luxemburg) verübt. Insgesamt erbeuteten die Täter über eine Million Euro und verursachten Sachschäden in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro.

Bis zu 700 Personen gehören zur Sprengerszene

Die Täter kommen schon seit Jahren überwiegend aus dem Raum Utrecht, Rotterdam und Amsterdam. Das haben beispielsweise Ermittlungen des Landeskriminalamtes in Düsseldorf ergeben. Schätzungsweise gehören der Sprenger-Szene 500 bis 700 wechselnde Personen an. Überwiegend handele es sich um Männer im Alter von 18 bis 40 Jahren, viele mit marokkanischen Wurzeln. „Sie sind oftmals sehr polizeierfahren, reagieren sensibel auf verdeckte polizeiliche Maßnahmen und lernen ständig dazu“, hieß es von den Ermittlern.

Fehler bei einer Tat würden in der Gruppierung besprochen und die entsprechenden Lehren daraus gezogen. Eine Automatensprengung werde professionell und manchmal über Wochen vorbereitet. Beteiligt sind dabei Spezialisten für den Bau von Sprengsätzen, für Waffen und Autodiebstahl. Wichtig ist in den Vorbereitungen immer auch der Fluchtweg. Diese Erkenntnisse erlangten beispielsweise Fahnder der speziell gegründeten Ermittlungskommission „Heat“ des Düsseldorfer Landeskriminalamtes. In den Jahren 2021 und 2022 gab es allein in Nordrhein-Westfalen 328 Sprengungen.

Der Kölner Kripochef Michael Esser sieht eine Gefahr für die Menschen, die in Häusern leben, in denen Geldautomaten integriert sind. Esser zeigt sich besorgt, weil der Einsatz von Sprengstoff bei diesen Taten auch zu Verletzten oder Toten führen könnte. Auch die Statik von Gebäuden könne durch derartige Sprengungen in Mitleidenschaft gezogen werden, sagte Esser der Rundschau.