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Aenne HannesSeit 25 Jahren (nicht) in Rente

Lesezeit 4 Minuten

Mit ihrem Mann Karl gründete Aenne Hannes in Kall den ersten SB-Laden, später in der ehemaligen Molkerei den großen Supermarkt.

Kall – Aenne Hannes ist eine Institution in Kall. Jeder, der im dortigen Supermarkt – einst Halle Hannes („Die Halle für alle“), inzwischen Rewe-Center – einkaufen geht, hat die kleine, zierliche Dame im weißen Kittel dort schon bei der Arbeit gesehen. Tag für Tag ist sie zwischen den Regalen aktiv – und das, obwohl sie eigentlich seit 25 Jahren im Rentenalter ist. Am Montag feiert Aenne Hannes ihren 90. Geburtstag.

Schon als Kind war sie durch ihre Mutter an den Geschäftsbetrieb gewöhnt, 1961 gründete sie mit ihrem Mann Karl in Kall den ersten Selbstbedienungsladen – nicht nur in der Eifel, deutschlandweit waren derartige „Einkaufs-Paradiese“ ein Novum. Selbstbedienung, erinnert sich Aenne Hannes lachend, war für die Kundschaft etwas Außergewöhnliches. „Kann ich mir das einfach nehmen?“, sei sie gefragt worden.

Der Betrieb ist ihr Leben. Gefürchtet war sie ob ihrer Strenge in der Ausbildung einst bei den Lehrlingen. Genau deswegen war sie bei deren Eltern jedoch hoch geachtet – viele positive Rückmeldungen habe sie erhalten, sagt Hannes. Das freut sie noch heute sehr.

Jeden, der ihr zum runden Geburtstag gratulieren möchte, empfängt Aenne Hannes am

Montag  von 11 bis 18 Uhr im Aktiv-Park bei ihrer Tochter Silvia Förster. Anstelle von Geschenken bittet sie um

Spenden an den Förderverein der Kaller  St. Nikolaus-Schule. Dafür ist ein entsprechendes Spendenkonto eingerichtet.

Die Schule und der Förderverein liegen Aenne Hannes sehr am Herzen.   Tochter Martina Marquis, die ebenfalls im Rewe mitarbeitet,  sagt dazu: „Unsere Mutter hat

Inklusion schon vor 30 Jahren gelebt.“  (el)

Aenne Hannes blickt auf ein ereignisreiches Leben zurück. Sie erinnert sich, dass ihrem Vater in den 1920er Jahren eine schwere Operation bevorstand – angesichts des damaligen Stands der Medizin ein Unterfangen ungewissen Ausgangs. Damit die Mutter nicht mit den kleinen Kindern – alle noch unter sechs Jahren alt – mittellos dagestanden hätte, eröffnete die Familie in Steinfelderheistert einen Tante-Emma-Laden. Im Ort betrieb der Vater – der die Operation übrigens überlebte – ein Bau-Geschäft. Doch dieses Metier wäre zur damaligen Zeit nichts für eine Frau gewesen.

Im nur drei mal vier Meter großen Geschäft der Mutter, erinnert sich Aenne Hannes, gab es etwa Petroleum und alles, was die Leute damals für die Küche brauchten. Auch erinnert sie sich, dass sie sich damals in den strengen Wintern die Skier anschnallte und den Brotkorb schnappte, um den Kunden in den umliegenden Orten ihr Brot zu bringen.

Nach dem Krieg hat sie in der Fahrschule Karl Hannes, der 2007 im Alter von 80 Jahren starb, kennengelernt. 1956 heirateten sie und zogen vier Kinder – zwei Söhne und zwei Töchter – groß. Ihre nächste „Geschäftsstation“ war schließlich in Wahlen, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann die von der Mutter gegründete Filiale betrieb. Das Paar betrieb seine Geschäfte später in der Keldenicher Straße und in der Aachener Straße in Kall. Der 1966 gegründete SB-Laden gegenüber dem heutigen Arbeitsamt hatte ursprünglich 140 Quadratmeter, wurde 1972 um 160 Quadratmeter erweitert – und war dennoch schnell zu klein. Mit 1000 Quadratmetern hatte jedoch die Milchlagerhalle der Molkerei am heutigen Standort Dimensionen, in denen man in den 1970er Jahren keinen Supermarkt vermutete. Doch Karl und Aenne Hannes wagten das Projekt „Halle Hannes – Die Halle für alle“: Die ehemalige Molkerei wurde 1974 zunächst gemietet, binnen Jahresfrist gekauft – und 1976 um weitere 1000 Quadratmeter erweitert. Selbst Kölner Kunden kamen und staunten im großen Supermarkt Bauklötze.

1982 bauten Karl und Aenne eine weitere „Halle Hannes“ – die Tennishalle, heute Aktivpark. In den ersten drei Jahren des Bestehens haben Ehemann Karl dort auch gekocht und Frau Aenne gekellnert. Heute betreiben Tochter

Silvia und Schwiegersohn Jochen Förster den Aktivpark.

1990 wurde der Supermarkt an den Rewe-Konzern verkauft, Hannes Sohn Rudi wurde Geschäftsführer. Doch Aenne Hannes ist aus dem Geschäft nicht wegzudenken. Ihr Herz hängt an dem Laden – er ist ihr Lebenselexier, das sie jung hält. Offiziell beschäftigt ist die Senior-Chefin dort übrigens nicht: „Das kann man doch gar nicht mit Geld bezahlen“, sagt Sohn

Jochem Hannes, zuständig für die „Karl Hannes Immobilien GbR“.

Rast und Ruhe sind in der Tat gar nicht Aenne Hannes Ding. So hat sie etwa als 60-Jährige noch einmal die Fahrerlaubnis erworben. Den Führerschein hatte sie zwar schon als junge Frau gemacht, später aber nach einem Unfall jahrelang kein Auto mehr „angepackt“. Und bis vor sieben Jahren ging Hannes allmorgendlich zum Schwimmen, jetzt zieht sie dienstags die Sauna vor – „das ist ihr halber freier Tag“, sagt Sohn Jochem lachend. Dass sie keinerlei Tabletten benötigt, versteht sich fast von selbst. „Ich bin von Natur aus so – den ganzen Tag in Bewegung“, so Aenne Hannes.