Vom Hochwasser zerstörtWeltladen Faires Eck in Bad Münstereifel öffnet in neuem Lokal

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Bad Münstereifels BürgermeisterinSabine Preiser-Marian überreicht dem Vorsitzenden Heinz-Wolfgang Zimmermann Blumen zur Eröffnung des Fairen Ecks.

Zur Wiedereröffnung gratuliert Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (rechts) dem Vorsitzenden Heinz-Wolfgang Zimmermann.

Nach Flut und Kündigung hat der Weltladen „Faires Eck“ in Bad Münstereifel nun eine neue Bleibe gefunden. Für den Verein ein Glücksfall. Der Blick in die Zukunft ist trotzdem ungewiss.

Erst hat die Flut den Weltladen „Faires Eck“ in Bad Münstereifel zerstört, dann hat der Vermieter dem Verein das Ladenlokal gekündigt. „Nach der Katastrophe war das für mich die größte Enttäuschung“, sagte Heinz-Wolfgang Zimmermann, Vorsitzender des Vereins.

Nach der Zerstörung des ehemaligen Ladens in der Werther Straße 40 mussten sich die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins auf die Suche nach einer neuen Bleibe für den Fairtrade-Laden machen. Oft standen sie dabei vor verschlossenen Türen. Zimmermann: „Das schlimmste war, dass man uns auf unserer Suche nach einem neuen Laden gar keine Rückmeldung gegeben hat – kein Anruf, keine Mail“, sagte der Vorsitzende des Vereins.

Nur das Faire Eck kam als neuer Mieter in Frage

Die Suche nach geeigneten Ladenräumen hatte erst ein Ende, als die Vereinsmitglieder Bekanntschaft mit Gabi Decker machten. Zuvor hatte Decker die Ladenräume an das Café Le Petit vermietet. Heute sei sie froh, dem Fairen Eck eine neue Heimat bieten zu können, sagte sie.

Decker ist selbst Flutbetroffene: Haus kaputt, nicht versichert, Laden „abgeflutet“ – so ihre Erlebnisse in Kurzform. „Aber dann kamen die Spenden“, berichtete Gabi Decker: „Und die Helfer.“ Das habe ihr gezeigt, wie wichtig es ist, sich gegenseitig zu unterstützen. Irgendwie habe sie das immer gewusst, erzählte sie. Aber so eine Katastrophe mache das nochmal sehr deutlich: „Da zeigt sich eben, was wirklich wichtig ist“. Daher sei für sie nur das Faire Eck als neuer Mieter in Frage gekommen.

Faires Eck hat doppelt soviel Platz wie vor der Flut

Für den Verein seien die neuen Verkaufsräume ein Glücksfall, sagte Zimmermann. Während man in den Räumen an der Werther Straße auf ungefähr 40 Quadratmeter beschränkt gewesen sei, könnten die Mitglieder die Ware jetzt auf der doppelten Fläche ausbreiten: „Und wo Platz ist, da füllt es sich“. So wird das Faire Eck in Zukunft das Angebot erweitern können: Kunsthandwerk, Kaffee, Tee, Schokolade und geflochtene Körbe – alles fair gehandelt.

Die Idee des fairen Handels entstand aus der Erkenntnis, dass günstiges Einkaufen in den Industrieländern oft nur möglich sei, weil in den Entwicklungsländern keine gerechten Löhne gezahlt würden. Deswegen strebt der Faire Handel eine gerechte Bezahlung und Unterstützung für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Produktionsländern an. Zimmermann und Angela Rosenberger, die Schriftführerin des Vereins, wissen, wie wichtig es ist, etwas für diejenigen zu tun, die benachteiligt und handlungsunfähig sind.

Spenden für die Eröffnung

Trotzdem waren beide überrascht, als nach der Flut die Spenden kamen. Durch diese Hilfen sei der Wiederaufbau möglich gewesen, so Zimmermann. Rund 700 Euro habe zum Beispiel einer der Hersteller der fair produzierten Waren für den Wiederaufbau des Fairen Ecks gespendet, erläuterte Rosenberger.

Total überrascht sei er gewesen, fügte Zimmermann hinzu, als eine Spende in Höhe von 6000 Euro einging – von einem Fairtrade Laden in Hiltrup. Auch viele andere Fair Trade-Läden hätten gespendet, nachdem deren Betreiber von den Hochwasserschäden erfahren hätten.

Preiser-Marian sagt Unterstützung zu

Zur Eröffnungsfeier des neuen Fairen Ecks kam auch Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Für sie ist der Eine-Welt-Laden ein „Aushängeschild für Bad Münstereifel“, repräsentiere er doch die Weltoffenheit der Stadt. Preiser-Marian sagte ebenfalls Unterstützung zu.

Doch ganz sorgenfrei sind die ehrenamtlichen Betreiber nicht. Zimmermann fürchtet, dass die Energiekrise die Kundschaft des Fairen Ecks veranlasst, ihre Portemonnaies in diesem Winter geschlossen zu halten. Generell mache sich nach der Weihnachtszeit ein Loch in der Kasse bemerkbar. Wie 2023 werde, bleibe abzuwarten.

Hoffnung mache aber die Eröffnung des Outlets. Denn dadurch käme auch die Kundschaft in die Stadt, die Geld ausgeben möchte und kann. Und wenn das Faire Eck guten Umsatz mache und wenn etwas hängen bleibe, sagte Zimmermann, spende man das zum Beispiel an die Caritas-Notschlafstelle, an eine ehrenamtliche Zahnärztin oder an Frauenhäuser.

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