Die Pläne einen Campingplatz im Goldenen Tal liegen in der Schublade. Die Finanzierung gestaltete sich aber schwieriger als angenommen.
In Bad MünstereifelEin Campingplatz ist ihr großer Traum, die Finanzierung ist schwierig

Wann und ob ein echter Wohnwagen auf dem Campingplatz in Bad Münstereifel stehen wird, ist derzeit ungewiss.
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Sarah Josephs ist Camperin mit Leib und Seele. Schon seit vielen Jahren macht sie mit ihrer Familie Campingurlaube. Während eines Aufenthalts in Holland im Jahr 2019 machte es dann Klick. Seitdem verfolgt die 43-Jährige aus Wachendorf den Traum vom eigenen Campingplatz. Die Fläche hinter dem Eifelbad in Bad Münstereifel wollte sie nutzen, einen entsprechenden Vertrag mit der Stadt hat die Wachendorferin auch abgeschlossen, genauer gesagt die BAM.camp GmbH, die sie 2019 übernommen hat.
Doch seit wenigen Wochen steht fest: Sarah Josephs wird diesen Traum nicht umsetzen können. Im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss war der Eindruck entstanden, dass BAM.camp das Vorhaben nicht mehr verfolgen will. Ein Trugschluss. „Die Pläne liegen in der Schublade und müssen nur rausgeholt werden“, sagt die Geschäftsführerin. Allerdings fehlt die Finanzierung.
Sechs Jahre brachten einige Rückschläge
Seit der Übernahme der GmbH im Jahr 2019 sind sechs ereignisreiche Jahre vergangen. Eine Pandemie kam dazwischen. Und dann auch noch die Flutkatastrophe, die unter anderem die Fußgängerbrücke zwischen dem angedachten Campingplatz und dem Wohnmobilhafen der Stadt zerstört hat. Hinzu kamen auch noch Änderungen in der Gesellschafterstruktur.
Der größte Rückschlag: Einer der Gesellschafter war ein Unternehmer aus dem Bereich Tiefbau. Doch die Firma aus dem Kreis Euskirchen musste während der Planungsphase Insolvenz anmelden. Natürlich hat man sich sofort von ihr getrennt, damit fehlte aber auch ein Tiefbauer.
Doch damit nicht genug des Ungemachs: Eine weitere Gesellschafterin, eine Unternehmerin aus dem Bereich Hochbau, war ins Visier des Fiskus geraten. Auch von ihr trennte sich BAM.camp, allerdings fehlte nun auch ein Hochbauer. Hinzu kamen noch die allgemein gestiegenen Kosten: „Wir haben anfangs mit 1,8 Millionen Euro kalkuliert. Am Ende lagen wir bei einer voraussichtlichen Investition von 2,4 Millionen Euro.“
Die Banken sind bei der Finanzierung sehr zurückhaltend
Und auch, wenn Geschäftsführerin Sarah Josephs mit den ganzen Vorfällen der Mitgesellschafter nichts zu tun hatte, könnte das natürlich einer der Gründe gewesen sein, warum hiesige Banken eine Finanzierung des Projekts verweigerten. Allerdings geht Sarah Josephs auch von einem anderen Grund aus: „Die Banken hier vor Ort haben uns fehlendes Know-how vorgeworfen. Allerdings haben die Banken bei der Finanzierung von Campingplätzen selbst keine Kenntnis.“
Dabei hatte BAM.camp schon eine Zusage der NRW-Bank über einen Zuschuss, und auch die Bürgschaftsbank hatte grünes Licht gegeben. „Normalerweise bedeutet das dann, dass eine Hausbank zustimmt“, so Josephs. BAM.camp hatte sich sogar an andere Kreditinstitute in niederländischer Grenznähe gewandt.
„Wir dachten, durch die Nähe zu Holland hätten die Banken Erfahrung mit der Finanzierung von Campingplätzen“, sagt Josephs. Und das war auch so. „Wir hatten Banken, die uns finanziert hätten. Sie durften aber nicht.“ Der Grund nennt sich Regionalprinzip: Der Geschäftsbereich von Volksbanken und Sparkassen ist auf eine bestimmte Region beschränkt. Heißt: Volksbanken und Sparkassen aus der Nähe der niederländischen Grenze dürfen im Kreis Euskirchen nicht tätig werden.
Der Vertrag mit der Stadt Bad Münstereifel besteht bis Ende 2025
Sarah Josephs ist sicher: „So weit wie wir war in den letzten 20 Jahren niemand mit den Plänen für den Bau eines Campingplatzes in Bad Münstereifel.“ Eine niedrige sechsstellige Summe hat BAM.camp bisher in das Projekt investiert. Die 30.000 Quadratmeter waren schon verplant. Im Bereich der Landesstraße wären Tinyhouses errichtet worden. Auch eine Rezeption, ein hochwertiges Sanitärgebäude, ein Brunnen und der Einfahrtsbereich samt Zufahrt waren konzipiert. „Wir wären für jeden, der kommt, gewappnet gewesen: für Menschen mit Wohnwagen und Wohnmobilen ebenso wie für solche, die zum Zelten gekommen wären“, erklärt Josephs. Selbst die ersten Anfragen von Campern habe man bereits gehabt.
Und wie geht es jetzt weiter? Noch bis Ende 2025 besteht der Erbpachtvertrag mit der Stadt Bad Münstereifel. Den Traum von einem Campingplatz in der Kurstadt will BAM.camp nicht begraben. Und auch, wenn man selbst keine Finanzierung erhält, sucht man nach möglichen Campingplatzbetreibern oder Investoren, die die komplette Gesellschaft mitsamt der Planung übernehmen.
Die Politik beschäftigt sich derweil schon mit dem Fall, dass es keine Umsetzung gibt. Die UWV bat um Prüfung, ob der angedachte Wohnmobilhafen auch auf die Fläche des Campingplatzes ausgedehnt werden könne. „Wir sind im engen Austausch mit der Vertragspartnerin und sind bestrebt, eine Lösung zu finden“, hatte sich Carmen Haltenhof, Leiterin des Amtes für Stadtentwicklung im Ausschuss Mitte Juni geäußert: „Vom Gefühl her würde ich sagen, ein Bedarf ist da. Im Herbst haben wir vielleicht eine Tendenz.“
Den Bedarf nach einem Campingplatz in Bad Münstereifel sieht auch Sarah Josephs, die die Zusammenarbeit mit der Stadt lobend erwähnt. Mögliche Interessenten zur Übernahme der Gesellschaft samt der Projektierung werden gebeten, sich direkt per E-Mail unter info@bam.camp an BAM.camp zu wenden.