Die Topografie im Bad Münstereifeler Höhengebiet ist zwar nicht schlecht, doch den Mutscheider Frederik Tepe zieht's immer wieder in den Himalaya.
HimalayaDer Bad Münstereifeler, der die höchsten Berge der Welt besteigt

Auch in 5900 Metern Höhe, zwischen Lager 1 und Lager 2 des Ama Dablam, bleibt noch Zeit für ein Foto.
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Bald geht es wieder los für Frederik Tepe. Dann folgt der 29-jährige Mutscheider dem Lockruf der Berge – und zwar den höchsten, die es auf diesem Planeten gibt. Es zieht ihn wieder in den Himalaya. Den Manaslu, den „Berg der Seele“, will Tepe im Spätsommer besteigen, mit 8163 Metern der achthöchste Berg der Erde und einer von 14 Achttausendern auf diesem Planeten.
Am 15. August geht die Reise los. Tepes Freundin Stefanie Klassen aus Bad Münstereifel begleitet ihn, zumindest bis nach Nepal. Sie wird aber in der Hauptstadt Kathmandu bleiben, während ihr Freund mit einer Engländerin und den Sherpas den Aufstieg wagen wird. „Für den Bergführer ist es auch eine Premiere, auf dem Manaslu war er noch nicht“, berichtet Tepe.
In der ersten Oktoberwoche soll es wieder zurückgehen in die Heimat im Bad Münstereifeler Höhengebiet, das im Vergleich zum Himalaya ganz schön flach ist. Das heißt aber auch: Tepe wird sich diesmal Zeit lassen mit dem Aufstieg. 30 bis 40 Tage sind insgesamt eingeplant. Zuerst erfolgt eine Wanderung ins Basislager, dort will man sich eine bis anderthalb Wochen lang akklimatisieren. Und Puffer hat er ebenfalls eingebaut, um ein passendes Wetterfenster zu erwischen.
Mutscheider bestieg den 6814 Meter hohen Ama Dablam
Es soll anders laufen als bei der Besteigung des Ama Dablam vor etwa einem Jahr. Die 6814 Meter hohe „Mutter und ihre Halskette“, so die Übersetzung aus dem Sanskrit, bestieg er mit einem Sherpa im Eiltempo. Die Nachahmung ist nicht empfehlenswert, denn für den Körper ist ein schneller Anstieg bei immer weniger Sauerstoff extrem gefährlich.
Akklimatisierungsrotation heißt das, was üblicherweise erfolgen soll. Normalerweise macht man in den einzelnen Lagern eine Pause, bleibt ein paar Stunden oder sogar über Nacht, damit sich der Körper an die neuen Gegebenheiten gewöhnt. „Wir hatten nur ein Problem: Das Wetterfenster war sehr klein“, berichtet Tepe. Gewitter waren angesagt – und das ist auch nichts, was man in 6800 Metern Höhe erleben möchte.

In der Heimat: Frederik Tepe mit Freundin Stefanie Klassen und seiner Mutter Claudia Tepe.
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Das Lager auf einem Vorsprung des Ama Dablam ignorierte Tepe.
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Auch durch Engstellen muss Frederik Tepe zuweilen.
Copyright: privat/Frederik Tepe
Für seinen einheimischen Sherpa, der in Nepal aufgewachsen ist und der sich ständig in den Bergen aufhält, ist die Akklimatisierung nicht notwendig. Tepe, der zu dem Zeitpunkt auch „schon länger in den Bergen unterwegs war“, ging das Risiko ein, horchte beim Aufstieg aber permanent in sich hinein, denn am wichtigsten sei es nicht, auf den Gipfel zu gelangen, sondern heil wieder unten anzukommen.
„Wir haben einmal kurz die Ausrüstung in Lager 1 abgelegt und sind dann weiter“, so Tepe. Eiltempo heißt übrigens, dass sie den Aufstieg in 36 Stunden schafften. Der Ama Dablam gilt als anspruchsvoller Berg. So muss zwischen Lager 1 und Lager 2 der Yellow Tower gemeistert werden, 16 Meter hoch, aber mit überhängenden Passagen, die ein hohes Maß an Klettergeschick erfordern. „Die Ankerpunkte sind nicht immer zuverlässig, was das Sichern und Abseilen erschwerte“, so Tepe.
Der schwierigste Teil des Anstiegs erfolgte danach: die Überwindung des Grey Towers, einer knapp 100 Meter hohen Wand, senkrecht und vereist, in der Fels- und Eisklettern nötig ist – und das im Falle von Tepe und seinem Sherpa in der Dunkelheit. Danach kam der Grey Couloir, ein schmaler Bereich, in dem loses Geröll und herabfallendes Eis als Besonderheit das Leben schwer machen.
Für den Bergführer ist es auch eine Premiere, auf dem Manaslu war er noch nicht.
Im Anschluss geht es über den Mushroom Ridge, einen teils 50 Zentimeter breiten Grat, der zu beiden Seiten mehrere Hundert Meter tief abfällt. Gesäumt ist er von Wechten, wie Übergänge aus Eis und Schnee genannt werden, die unter dem Gewicht von Kletterern brechen können.
Erschwert wurden diese anspruchsvollen Passagen dadurch, dass nur die Helmlampen Licht spendeten, es war ja noch Nacht. Nach dem Lager 3 hatte das Duo dann auch noch mit Sturm zu kämpfen, der kurz vor dem Gipfel senkrechte Schneeformationen gebildet hatte.
Frederik Tepes Eispickel surrte wegen der Elektrizität in 6000 Metern Höhe
„Es hat gerade so hingehauen mit dem Wetter“, berichtet Tepe. Zwischen 7.30 und 8 Uhr befanden sie sich ganz oben. Gerade so heißt, dass das Gewitter mit Eis und Schnee sie nicht auf dem Gipfel erwischt hat, sondern etwas tiefer, unterhalb von Lager 2. Es befindet sich auf einem Vorsprung in 6000 Metern Höhe, zu beiden Seiten geht es etwa 700 Meter in die Tiefe.
„Bei Gewitter ist das kein guter Ort“, erzählt Tepe lachend. Das Gewitter konnte er sogar im Eispickel „hören“: Sein Eispickel surrte wegen der Elektrizität. Durch das Unwetter bildete sich auf den Seilen und den Handschuhen schnell eine ein Zentimeter dicke Eisschicht.
Und ein Anhängsel hatten sie auch noch dabei. Beim Abstieg gabelten sie einen Engländer auf, der von seinem Bergführer, der unter Erfrierungen litt, mitten in der Nacht zurückgelassen worden war.
Bergsteiger aus Bad Münstereifel sucht immer neue Herausforderungen
Der Engländer litt bereits an der Höhenkrankheit und wollte mit Tepe und dessen Sherpa in einem Pub, den er sich zusammenfantasierte, einen trinken gehen. Die beiden nahmen sich des Mannes an und halfen ihm nach unten. Kurz vor Mitternacht erreichten sie das Zelt in Lager 1.
Diese ganzen Herausforderungen gemeistert zu haben, dürfte ihm auch beim Aufstieg auf den Manaslu helfen. Denn Frederik Tepe begibt sich nicht unbedingt auf die vorgefertigten Wege, sondern liebt den alpinen Stil, bei dem er und seine in dem Fall drei Begleiter alles selbst machen.
Auf dem Manaslu erwarten ihn am Ende wieder ganz andere Gefahren. Denn ganz oben am Gipfel lauert, wie bei allen Achttausendern, die „Todeszone“. Der Sauerstoffgehalt wird so niedrig, dass der menschliche Körper trotz Sauerstoffflaschen abbaut.
Allzu lange darf man sich nicht oben aufhalten. Der Sauerstoffmangel kann zu Herzinfarkt, Schlaganfall und Beeinträchtigung des Urteilsvermögens führen. Auch hier gilt: Am wichtigsten ist nicht der Aufstieg, sondern heil wieder unten anzukommen.
Alle zwei Jahre im Himalaya – Das ist Frederik Tepe aus Mutscheid
Der Mutscheider machte sein Abitur am St.-Angela-Gymnasium in Bad Münstereifel und studierte Geografie, Biologie und Ökologie. Die Liebe zu den Bergen entdeckte er durch Familienurlaube in den Alpen. „Als ich die Berggipfel gesehen habe, hatte ich das Verlangen, auf Berge zu steigen“, sagt der 29-Jährige.
Mit zwölf Jahren ist er in den Deutschen Alpenverein eingetreten, zunächst in die Klettergruppe, mit 15 hat er dann die Hochtourenausbildung begonnen. Privat war er weiterhin in den Alpen unterwegs. Mit 19 Jahren hat er sich zum ersten Mal an einen 6000er in Nepal gewagt. Seitdem macht er alle zwei Jahre eine Tour in den Himalaya.
Das ist Fair Away Eco Tours
Frederik Tepe ist auch Firmeninhaber. Er gründete das Unternehmen Fair Away Eco Tours, das den Fokus auf Trekkingtouren im Himalaya legt. Während seiner Reisen hat er viele einheimische Bergführer kennengelernt, mit denen er zusammenarbeitet und an die er Kunden vermittelt.
Neben Trekking bietet das Unternehmen auch Safaris an. „Wir bieten an, dass Leute begleitet werden“, so Frederik Tepe. Wichtig ist dem Mutscheider der Aspekt, dass er mit seiner Firma kein Geld verdienen will. „Kommerzielle Touren kosten gerne 15.000 bis 20.000 Euro. Wir arbeiten kostendeckend“, so Tepe.
Sponsoren gesucht
Für seine Tour auf den Manaslu im Herbst sucht Frederik Tepe noch Sponsoren, die ihn finanziell unterstützen und deren Firmen-Logos er dann auf Aufrüstung oder Kleidung tragen wird. Erreichbar ist er telefonisch unter der Handynummer 01 57/ 76 42 22 50 oder per E-Mail.