Wiederaufbau nach der FlutRewe-Center in Bad Münstereifel feiert Neueröffnung

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Marktmanager Achim Horbach zeigt Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian in der Obstabteilung des Rewe-Centers, wie die Warenscanner funktionieren, mit denen Kunden nun während des Einkaufs ihre Produkte scannen können.

Beim Einkaufen kann der Kunde die Ware scannen. Achim Horbach zeigt der Bürgermeisterin, wie das geht.

Mit der Wiedereröffnung nach der Flutkatastrophe kann man im Rewe-Center in Bad Münstereifel seinen Einkauf selber scannen und so schneller bezahlen. 

Ein wenig umgewöhnen müssen sich die Kunden des Rewe-Centers schon. Denn der lange Durchgang zwischen den Ein- und Ausgängen, in dem sich Klein’s Backstube und Gönes Feinkost befanden, existiert nicht mehr. Rein in den Markt geht es nur noch rechts, dann findet man auch wieder die Bäckerei und das Feinkost-Geschäft, der Ausgang ist links.

Und der Getränkemarkt ist nicht mehr in einem eigenen Gebäude untergebracht, sondern in den Markt integriert. Aber auch da hat Rewe mitgedacht. „Gerade die Männer sind es, die Getränke kaufen, dann aber nicht durch den gesamten Markt wollen. Sie können deshalb direkt wieder raus oder sich für einen Kombieinkauf entscheiden“, erklärt Marktmanager Achim Horbach.

Wir schweben gerade alle vor Glück.
Achim Horbach, Marktmanager

Genau wie seine Mitarbeiter ist er froh, anderthalb Jahre nach der Flutkatastrophe wieder in „seinem“ Markt zu sein, den er seit 2009 leitet. „Wir schweben gerade alle vor Glück“, sagt er. Und auch die Kunden seien über die Rückkehr froh. Der Parkplatz am Freitagmorgen, einen Tag nach der Wiedereröffnung, war rappelvoll.

Rückblick auf den 14. Juli 2021: Gegen 18 Uhr fiel im Markt der Strom aus. Da ahnte noch niemand, was noch folgen wird. Eine Mitarbeiterin, die im Ahrtal wohnt, kam nicht mehr heim und entschied sich, mit einer Kollegin im Markt zu warten, bis der Regen aufhört. Doch der hörte nicht auf – und das Wasser kam auch nicht mehr nur von oben. Ab 20 Uhr stieg der Pegel im Markt. Der Höchststand lag bei etwa 1,70 Metern. Die beiden Kolleginnen waren da schon längst auf den angrenzenden Hang geflohen und wurden später von einem Unimog mit Anhänger gerettet und zum Edeka-Parkplatz gebracht, denn der war trocken.

Tiefkühler aus der Verankerung gerissen

Als Achim Horbach über Umwege am nächsten Tag den Markt erreichte, sah er das volle Ausmaß der Katastrophe. Im Boden verankerte Tiefkühler waren von der Wucht des Wassers herausgerissen worden. Das Kühlhaus war vollgelaufen „wie eine Badewanne“. Mit einem Schneeschieber habe er sich Pfade durch die Ware, die kreuz und quer lag, gebahnt – und zunächst die Sicherungen rausgedreht. „Nach 14 Tagen stand der Schlamm hier immer noch zehn Zentimeter hoch, das war wie auf einer Rutschbahn“, berichtet er. Deshalb wurde die Ware mit einem Radlader rausgebracht.

Carmen Haltenhof (v.l.), Sabine Preiser-Marian, Achim Horbach, Rebecca Thelen und Sebastian Strzelczyk posieren im Eingangsbereich des Rewe-Centers unter einem Neueröffnungsschild.

Freude bei Stadt und Rewe: Carmen Haltenhof (v.l.), Sabine Preiser-Marian, Achim Horbach, Rebecca Thelen und Sebastian Strzelczyk.

An die Katastrophe erinnert im Markt nichts mehr. An den alten Markt aber auch nicht. Wie Vertriebsleiter Sebastian Strzelczyk berichtet, sei ohnehin eine Modernisierung geplant gewesen. An der Verkaufsfläche von 3300 Quadratmetern hat sich nichts geändert. Auch das Sortiment sei identisch. Allerdings gebe es weniger Aktionsflächen, dafür aber den Getränkemarkt und breite Gänge.

Nach 14 Tagen stand der Schlamm hier immer noch zehn Zentimeter hoch.
Achim Horbach, Marktmanager

Natürlich wurde die Ware nach neuesten Erkenntnissen platziert, Tiefkühlprodukte finden sich beispielsweise direkt am Ausgang, damit die Gefahr, dass sie antauen, minimiert ist. „Das Ladenmanagement sieht vor, dass der Kunde so viel Ware wie möglich sieht. Aus Kundensicht bedeutet das, dass er weniger suchen muss. Aus Konzernsicht bedeutet es, dass der Kunde so viel wie möglich mitnimmt“, sagt Strzelczyk.

Doch es gibt auch Neuerungen. Eine Sushi-Theke, Schnellkassen und die Möglichkeit, seine Ware direkt beim Kauf zu scannen, entweder mit einer Handy-App oder mit Scannern, die man am Eingang findet. Stichprobenartig wird am Ausgang dann kontrolliert. Das Schicksal traf beim Begrüßungsbesuch ausgerechnet Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Vorbestellen kann man auch, dann braucht man den Einkauf nur noch abzuholen.

Rewe entließ keine Mitarbeiter

Achim Horbach freut sich besonders darüber, dass das Team zusammengeblieben ist. Es gab keine Entlassungen. Im Gegenteil: Der Konzern habe die Mitarbeiter, die selbst betroffen waren, unterstützt – entweder finanziell oder mit Sonderurlaub, wie Strzelczyk ausführt. Inklusive der Aushilfen beschäftigt Horbach 70 Menschen. Fertig ist man aber noch nicht. Der Parkplatz soll neu gestaltet werden. Und Rewe hat auch Ideen, was mit dem früheren Getränkemarkt passieren soll. Mieter ist der Konzern noch. Denkbar wäre, dort Einzelhandel unterzubringen, sagt Expansionsmanagerin Rebecca Thelen.

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