Verkehrskonzept vorgestelltIsaplan schlägt Fußgängerzone für Bad Münstereifel vor

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Auf einer Straße steht ein Auto.

Das soll bald nicht mehr möglich sein: Die Zufahrt von der Delle auf die Marktstraße wird laut Verkehrskonzept unterbunden.

Das Büro Isaplan stellte das Verkehrskonzept für die Kernstadt von Bad Münstereifel vor. Hauptpunkt ist die Ausweisung einer Fußgängerzone.

Freie Fahrt für Anwohner, alle anderen sollen draußen bleiben. Ausnahmen gibt es nur für den Lieferverkehr. Und die Flaniermeile wird zur Fußgängerzone. So könnte man das Verkehrskonzept für die Bad Münstereifeler Kernstadt kurz zusammenfassen. Svenja Gest vom Büro Isaplan aus Leverkusen stellte es in einer Bürgerinformationsveranstaltung im Rats- und Bürgersaal vor. Etwa 80 interessierte Bürger, Gewerbetreibende, Politiker und Verwaltungsmitarbeiter hörten aufmerksam zu und diskutierten am Ende fleißig mit. Moderiert wurde die Veranstaltung von Philipp Dreger vom Citymanagement.

Kernpunkt des Konzepts, das laut Stadt auf den Erkenntnissen eines langen Bürgerbeteiligungsprozesses beruht, ist die Ausweisung einer Fußgängerzone zwischen Orchheimer und Werther Tor sowie auf der Marktstraße bis zur Einfahrt Langenhecke. Dadurch, so Svenja Gest, würde sich die Aufenthaltsqualität deutlich erhöhen, weil beispielsweise der Hol- und Bringdienst zur Schule unterbunden werde. Die zwischen 30 und 40 Parkplätze auf Marktstraße, Delle, Orchheimer Straße und vor dem St.-Michael-Gymnasium entfallen.

Anwohner in der Fußgängerzone

Doch Fußgängerzone bedeutet nicht, dass dort keine Fahrzeuge mehr fahren: Lieferanten sollen werktags bis zu bestimmten Uhrzeiten noch die Geschäfte anfahren können. Anwohner mit Berechtigungsausweisen dürfen die Fußgängerzone ebenfalls befahren. Für Verkehrsteilnehmer ohne Ausweis ist nur noch die Zufahrt durch die Langenhecke möglich. Unklar war im Vortrag von Svenja Gest, wer einen Berechtigungsausweis erhält: Jeder Anwohner oder nur solche mit Garagen oder Stellplätzen? Das wird einer der Fälle sein, über die die Politik, beginnend am Dienstag im Mobilitätsausschuss, entscheiden muss.

Großes Interesse: Rund 80 Bürger, Gewerbetreibende, Politiker und Verwaltungsmitarbeiter hörten zu.

Großes Interesse: Rund 80 Bürger, Gewerbetreibende, Politiker und Verwaltungsmitarbeiter hörten zu.

Die Zufahrt in die Fußgängerzone soll durch herausnehmbare Poller im unteren Teil der Delle vor der Heinz-Küpper-Brücke sowie am Ende der Alten Gasse kurz vor der Werther Straße unterbunden werden. Allerdings wurde später in der regen Diskussion deutlich, dass es für Bewohner von Johannisstraße, Entenmarkt, Kettengasse und Braugasse sinnvoller sei, weiterhin über die Alte Gasse und die Brücke an der Johannisstraße in das von Isaplan so genannte „Johannisquartier“ zu gelangen.

Heisterbacher Straße wird Einbahnstraße

Um den Durchgangsverkehr durch die Stadt zu unterbinden, soll die Heisterbacher Straße zur Einbahnstraße in Richtung Rathaus werden. Wer in die Unnaustraße oder die Stumpfgasse möchte, muss vom Heisterbacher Tor rechts über die Werkbrücke fahren, über die eigentlich auch der Hauptausfahrtsweg (dann wieder über die Heisterbacher Straße) führen soll. Weil beide Straße eng sind, wird sich auch damit die Politik noch einmal befassen müssen.

Schon in der Versammlung wurde die Regelung aufgeweicht und für Anwohner die Möglichkeit aufgezeigt, dass sie über die Orchheimer Straße, also die Fußgängerzone, die Stadt verlassen können. Die Langenhecke soll bis zum Rathaus durchgehend befahrbar sein. Das ist derzeit eigentlich verboten, wird aber meist geflissentlich ignoriert. Vor dem Rathaus wird dann eine Wendemöglichkeit entstehen, weil die Abfahrt über Heisterbacher Straße und Marktstraße nicht mehr möglich sein wird.

Keine Busse mehr in der Kernstadt

Draußen bleiben aus der Kernstadt soll auch der Busverkehr mit Ausnahme von City-Bus und Taxi-Bus. Schulbusse sollen den Zentralen Omnibusbahnhof an der Kölner Straße anfahren. „Durch die Neugestaltung der Kölner Straße wird dort die Geschwindigkeit reduziert und die Verkehrssicherheit erhöht“, erklärt Svenja Gest.

Sie stellte das Konzept vor: Svenja Gest vom Büro Isaplan.

Sie stellte das Konzept vor: Svenja Gest vom Büro Isaplan.

Die Hol- und Bringzone an der Marktstraße entfällt, dann bleibt innerhalb des Mauerrings nur noch die auf dem Klosterplatz. Vor dem Johannistor, am Europaplatz sowie vor dem Orchheimer Tor könnten weitere entstehen.

Drei Parkzonen auf einem Parkplatz

Auch dem Parkraum hat sich Isaplan gewidmet. Dazu habe man betrachtet, welche Benutzergruppe man in welchem Bereich habe. In der Kernstadt gilt: Je weiter man nach außen komme, desto länger wird die Parkzeit. Spannend soll es auf dem Parkplatz an der Feuerwache werden, wo drei Zonen mit unterschiedlichen Parkdauern eingerichtet werden könnten.

In der anschließenden Diskussion meldeten sich hauptsächlich Besucher, die Mängel erkannten, etwa die Befahrbarkeit der Delle in beide Richtungen. Auch war unklar, wie das Einhalten der Beschränkungen überprüft werden solle. „Ohne eine gewisse Kontrolle am Anfang ist das nicht möglich“, sagte Carmen Haltenhof von der Stadt.

Im Vordergrund stehen die Flanierenden, aber nicht die Bürger und Gewerbetreibenden.
Reinhold Nelles

Anwalt Reinhold Nelles nannte das Konzept eine „theoretisch schöne Ausfertigung, die praktisch nicht umsetzbar ist“. Die Stadt würde durch die Fußgängerzone in zwei Teile zerschnitten. „Im Vordergrund stehen die Flanierenden, aber nicht die Bürger und Gewerbetreibenden“, so Nelles.

Günter Kirchner war der Meinung, dass im städtischen Bereich mietbare Parkplätze benötigt werden, um Bad Münstereifel auch als Wohnstadt attraktiv bleibe. Klar wurde auch: Es wird noch einige Ausnahmeregelungen geben. Nicht alles ist zu Ende gedacht – so wurde offenbar die Fibergasse komplett ausgeklammert. Und die Stadt lenkt schon ein. „Was sich als nicht praktikabel erweist, kann geändert werden“, sagte Carmen Haltenhof.

Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian gibt zu, dass die Umsetzung einer Fußgängerzone nicht einfach sei. In Stein gemeißelt sei sie nicht. „Wenn wir keine Lösung finden, dann ist das eben so. Wir werden niemanden zwangsbeglücken.“

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