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Keine EntwarnungWasser in Dahlem und Schmidtheim muss weiter abgekocht werden

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Mit einem Zaun ist die Trinkwasserquelle oberhalb von Dahlem vor ungebetenen Gästen geschützt.

Wo es zur Verunreinigung gekommen ist, beispielsweise an der Trinkwasserquelle oberhalb von Dahlem, ist nach wie vor unklar.

Der Wasserverband Oleftal kann keine Entwarnung für Dahlem und Schmidtheim geben. Das Abkochgebot bis mindestens Montag. Erst dann wird mit Ergebnissen nach der bakteriellen Verunreinigung des Trinkwassers gerechnet.

Am Seniorenheim Haus Marienhöhe in Dahlem klebte sofort ein Zettel an der Eingangsschleuse ins Haus: „Achtung! Im Wasser aus der Leitung sind Bakterien. Jegliches Wasser muss abgekocht werden.“ Der Hinweis erfolgte nicht ohne Grund: Ausgerechnet zum Wochenende, wenn traditionell Besuchszeit im Haus Marienhöhe ist, war für die 762 Hausanschlüsse der 1800 Einwohner von Dahlem und die 583 Anschlüsse der 1503 Einwohner von Schmidtheim der Notfall eingetreten: Ihr Trinkwasser aus der Wasserleitung sei nicht mehr genießbar.

Es bestehe eine Gesundheitsgefahr und ein Abkochgebot, sagte Arno Lehmkühler, Betriebsleiter des Wasserverbands Oleftal am Freitagabend. Im Gespräch mit der Redaktion am Sonntag gibt es immer noch keine Entwarnung: „Das Abkochgebot gilt bis auf Weiteres. Vielleicht wissen wir Montagnachmittag mehr.“

Die Ursache für die nötige Sofortmaßnahme war am Freitag gegen 18 Uhr vom Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen verhängt worden. Umgesetzt worden war sie über den Versorger, den Wasserverband Oleftal. Bei einer Routinebeprobung im „Wasserwerk Dahlem“ in Dahlem, tatsächlich ist hier nur eine Pumpanlage des Wasserverbands, wurde nach Angaben des Kreises eine bakterielle Verunreinigung des Trinkwassers entdeckt. „Das habe ich in 24 Dienstjahren nicht erlebt“, so Lehmkühler.

Er hatte am Freitagabend den Notfallplan für solche Fälle in Gang gesetzt: Das Wasserwerk Dahlem, das Dahlem komplett und als Zulieferer über den dortigen Hochbehälter auch Schmidtheim mitversorgt, wurde sofort vom Netz genommen. Zudem wurde eine Chlorung des Wassernetzes eingerichtet: Reste des Altwassers und die Leitungsrohre sollen so gereinigt werden. Zudem wurden am Samstag sogenannte Dauerläufer an der Pumpstation installiert: Abfließende Leitungsrohre wurden geöffnet, damit das Restwasser im Erdreich versickern kann.

Zuerst warnten am Freitagabend Bürgermeister Jan Lembach und die Ortsbürgermeister in Schmidheim und Dahlem sensible Einrichtungen wie Haus Lebenshilfe in Schmidtheim und Haus Marienhöhe in Dahlem. Die Feuerwehren begannen ab 20 Uhr 90-minütige Rundfahrten mit dem Lautsprecherwagen durch alle Straßen der beiden Orte. Was etwa vor dem „Eifeler Musikcafé“, wo gegen 20.30 Uhr Konzertpause war, für einige Verwunderung beim Publikum sorgte.

Danach wurden die lokalen Medien informiert, Hinweise auf den Webseiten der Gemeinde Dahlem und in den Sozialen Medien geschaltet. Da war die 24-Stunden-Hotline des Wasserverbandes Oleftal schon längst informiert und nahm erste Anrufe besorgter Bürgerinnen und Bürger entgegen.

Die Aufgabe ist längst die Ursachenforschung. Wie kam es wo zu welchen bakteriellen Verunreinigungen? Betriebsleiter Lehmkühler konnte auch am Sonntag noch keine Entwarnung geben: „Ein Hygieneinstitut ist jetzt vor Ort und nimmt weitere Proben. Ergebnisse werden erst in ungefähr zwei Tagen vorliegen. Bis dahin bitten wir um Geduld“, so der Experte.

Wo die Chemiker suchen müssen, ist eingrenzbar: Verunreinigungen können theoretisch bereits im Quellgebiet an der „Wasserdell“, unweit des „Moorpfades“ im Dahlemer Gemeindewald aufgetreten sein. Der Quellbereich ist mit einem massiven Maschendrahtzaun gesichert. Oder ist die Verunreinigung erst bei der Wasseraufbereitung in der Pumpstation oder in den zuführenden Leitungen aufgetreten? Antworten gibt es noch keine.

„Dass sich etwas geändert hat, merken die Leute, weil das Trinkwasser jetzt leicht nach Chlor schmeckt, und beim Abkochen Chlor ausdampft, dann riecht man es auch“, so Lehmkühler. Dahlems Bürgermeister Jan Lembach versucht zu beruhigen: „Abkochen heißt aber auch, dass keine akute Lebensgefahr besteht, dann wären die Leitungen ja zu.“ Der Verwaltungschef hat sich zwischenzeitlich auf die Internetrecherche nach vergleichbaren Notfällen in deutschen Trinkwassernetzen gemacht. Ergebnis: „Das passiert immer mal wieder“.

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