Kein Badespaß im SommerDie Unternehmer am Kronenburger See sind wütend

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Am verwaisten Steg seines Bootsverleihs am Kronenburger See steht Franz Vilz.

Am verwaisten Steg seines Bootsverleihs steht Franz Vilz. Er empfiehlt dem Zweckverband, sich mal Rat und Hilfe bei den Wasserbauprofis in den Niederlanden zu holen.

Wegen der Flutschäden bleibt der Kronenburger See auch in diesem Sommer gesperrt. Die Touristik-Unternehmer sind sauer.

Unverständnis, Verärgerung, auch Wut: Die Reaktionen der Betreiber von touristischen Einrichtungen am Kronenburger See auf das erneute Verbot des Bade- und Freizeitbetriebs sind eindeutig.

Elmar Scholzen aus Schleiden ist so richtig sauer. „Ich will jetzt mal vorsichtig sein“, sagt der 70-Jährige, dem der Campingpark Kronenburger See am Vorstau gehört. Er holt erst einmal tief Luft. „Deshalb sage ich nur: Ich finde es völlig unverständlich, dass Bürgermeister Jan Lembach in einer so schwierigen Situation für den Kronenburger See nicht schon längst zur Bezirksregierung in Köln gefahren ist.“

Er jedenfalls habe mehrfach mit der dort zuständigen Fachabteilung telefoniert, der CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Ralf Nolten sei zudem in der Sache am Donnerstag dort. Warum nicht auch der Verantwortliche für den Zweckverband Kronenburger See?

Unternehmer Elmar Scholzen will die Pacht nicht bezahlen

Zum zweiten Mal entfällt nun die Badesaison, weil die Flutschäden an der Abflusstechnik nicht behoben sind. Scholzen ist mehrfach betroffen. Zum einen wird es die Geschäfte bei der Vermietung der 240 Stellplätze auf dem Campingplatz gefährden, zum anderen die von 29 neuen Bungalows – eine Drei-Millionen-Euro-Investition. Und deshalb hat Elmar Scholzen sich gesagt: Er will die Pachtgebühren nicht bezahlen. Auch nicht, falls der Zweckverband ihm wegen der erneuten Sperrung der Hauptattraktion eine Rabattierung für Jugendzeltplatz, Biber-Camp und eine Wiese oberhalb des Campingparks anbietet.

Elmar Scholzen ist der Besitzer des Campingparks Kronenburger See.

Elmar Scholzen, Besitzer des Campingparks Kronenburger See, will Pachtzahlungen verweigern und notfalls vor die Gerichte ziehen.

„Sollen sie mich verklagen. Dann lasse ich mal ein Gutachten über die mir schon im vergangenen Jahr entstandenen wirtschaftlichen Schäden erstellen.“ Er schätze, es handele sich um rund 100.000 Euro.

Kein Verständnis, dass der Auftrag jetzt erst ausgeschrieben wird

Was ihn am meisten fuchst ist, dass es seiner Meinung nach auch anders geht: „Die vom Hochwasser zerstörte Brücke bei Sinzig wurde in 14 Monaten für 7,5 Millionen Euro wiederaufgebaut. Das Freibad Ahrweiler, das mir gehört, war vier Meter hoch überflutet, die Technik zerstört. Das war nach fünf Monaten wieder in Betrieb. Und hier kriegen die den Neubau von zwei Betriebsschützen nicht hin? Nach eindreiviertel Jahren schreiben sie den Auftrag erst aus?“

Auch berichtet   Elmar Scholzen von einer Entdeckung, die er vor eineinhalb Jahren auf seinem Grund und Boden gemacht hat – was die Gemeinde Dahlem   teuer zu stehen kommen könnte: „Keine 250 Meter von meinem Haus lieg ein Teil der Abwasserleitung von Berk, Frauenkron und Hallschlag im 500er-Rohr auf Betonstelzen.“ Er könne die auch abbauen, wenn es sein muss, denn genehmigt sei das ihm zufolge nicht.

Franz Vilz hat 20.000 Euro in neue Seepferdchen-Tretboote investiert

So weit würde es Franz Vilz aus Frauenkron nicht kommen lassen. Aber verärgert ist der „Tretboot-Pate vom Kronenburger See“ ebenfalls: Vilz hat insgesamt vier Liegeplätze in der Region, auch am Freilinger See, am Gemündener Maar bei Daun und in Köln-Lindenthal. Gerade war er auf der Boot-Fachmesse in Düsseldorf und hat vier neue Tretboote mit   Seepferdchen-Design für insgesamt rund 20.000 Euro gekauft. Eigentlich sollen sie im Sommer an seinem Steg am Kronenburger See liegen. Daraus wird nichts. So fehlt ihm nach 2022 erneut ein Viertel der Einnahmen, und 24 Tretboote bleiben in der Garage.

Er verstehe ja, dass beim Hochwasser „was kaputtgegangen ist“ an der Stauanlage. Aber dass man den Eindruck habe, dass es seitdem keinerlei Reparaturarbeiten gegeben habe. Vilz schüttelt nur mit dem Kopf. „Ich bin vor kurzem Richtung Rotterdam unterwegs gewesen. Ich stelle mir vor, es hätte dort am Hafen einen vergleichsweise relevanten Schaden gegeben. Hätte das auch eindreiviertel Jahre gedauert, bis die Reparatur überhaupt ausgeschrieben ist?“

Detlef Felds Gäste im Eifelpark fragen nach dem Kronenburger See

Da solle die Gemeinde sich vielleicht mal in den Niederlanden um Unterstützung bemühen, so Vilz. Spott ist das nur am Rande. Aufgeben will er das Tretboot-Geschäft am Kronenburger See nicht – auch wenn es nach seiner Rechnung „in gut zehn Jahren das fünfte Mal ist, dass der Sommerstau unterbleibt“.

Geschäftsführer Detlef Feld Eifelpark Kronenburger See ist skeptisch, ob die Gäste in diesem Jahr wiederkommen.

Geschäftsführer Detlef FeldEifelpark Kronenburger See ist skeptisch, ob die Gäste in diesem Jahr wiederkommen.

Das kann Detlef Feld, Geschäftsführer des Eifelparks Kronenburger See, nicht bestätigen. Er ist noch nicht so lange im Job. Doch ihm schwant nach Durchsicht eines Schreibens, das Bürgermeister Lembach als Vorsteher des Zweckverbands    auch ihm geschickt hat, nichts Gutes. „Das Fehlen des Sees wird für uns auch in diesem Jahr ein großer Wettbewerbsnachteil sein.“

Familien, die Urlaub in einem der 159 Ferienhäuser buchen wollen, fragen gezielt nach, ob der See gesperrt ist. 2022 waren sie oft schon angereist, als sie von dem Problem erfuhren. Da wurden sie zum Badevergnügen vom Eifelpark-Team an den Büttgenbacher und Freilinger See verwiesen. „Doch wir hatten wenigstens die Übernachtungen“, so Feld. Ob sich das so wiederholt, oder die Gäste endgültig wegbleiben? Er ist skeptisch.

Und außerdem frage er sich, was eigentlich mit der Übernachtungspauschale passiere, die von allen Gästen im Gemeindegebiet erhoben wird. „Für den Kronenburger See jedenfalls werden sie nicht investiert“, so Detlef Feld. Noch nicht einmal für die „Freizeitanlage“ diesseits der Staumauer, das sei sein Eindruck. Hier desolate Spielgeräte, dort ein Badeverbot: Nicht nur für einen Ferienparkbetreiber ist das gerade keine schöne Perspektive beim Blick auf den See.

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