Gefahr für WildtiereNaturschützer besorgt über B-51-Umleitung

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Erhebliche naturschutzrechtliche Bedenken gegen die geplante B 51-Baustellen-Umleitung haben (v. l.) Marion Freyaldenhoven (SPD-Fraktion), Marion Zöller (Nabu-Kreisverband), Karl-Heinz Lenzen-Wulf (Rotwildhegegemeinschaft Dahlem), Sabine Gombert (Bündnis 90/Die Grünen) und Claudia Rapp-Lange (Naturschutzinitiative), hier am Rande der Biotopwiesen unterhalb der L 17.

Erhebliche naturschutzrechtliche Bedenken gegen die geplante B 51-Baustellen-Umleitung haben (v. l.) Marion Freyaldenhoven (SPD-Fraktion), Marion Zöller (Nabu-Kreisverband), Karl-Heinz Lenzen-Wulf (Rotwildhegegemeinschaft Dahlem), Sabine Gombert (Bündnis 90/Die Grünen) und Claudia Rapp-Lange (Naturschutzinitiative), hier am Rande der Biotopwiesen unterhalb der L 17.

Dahlem-Berk – Gegen die geplante Umleitungsstrecke durch Kronenburg, Berk und weiter über Neuhaus nach Schmidtheim im Zuge der weiteren Bauarbeiten auf der Bundesstraße 51 im nächsten Jahr formiert sich Widerstand. Zwei Fraktionen im Dahlemer Gemeinderat fordern, aus Naturschutzgründen die Pläne aufzugeben und stattdessen auf der B 51 eine Ampelanlage einzurichten.

Die letzte Sitzung des Dahlemer Gemeinderates in diesem Jahr lässt nicht nur aufgrund der Länge der Tagesordnung einige Spannung erwarten. Denn am 15. Dezember geht es von 17 Uhr an im Gemeindehaus Schmidtheim nicht nur um die Anfechtung der Wahlen der beiden stellvertretenden Bürgermeister, sondern im nicht öffentlichen Teil auch um die Zukunft der Freizeitanlage am Kronenburger See. Und mit Andreas Groß, Projektleiter bei Straßen NRW in Euskirchen, kommt ein Experte zur Anhörung in den Gemeinderat, der im kommenden Frühjahr eine zunehmend umstrittene Baustellenumleitung im südlichen Gemeindegebiet einrichten soll. Geplant ist, den Verkehr durch Berk und den Gemeindewald zwischen Neuhaus und Schmidtheim umzuleiten. Groß soll die gewählte Variante erklären.

Auch Nabu-Kreisverband äußert sich

Bisher hatte schon Berks Ortsvorsteher Manfred Braun dagegen Bedenken angemeldet: „Man kann nicht den Verkehr einer Autobahn durch Berk schicken“, so Braun. Jetzt äußern auch der Nabu-Kreisverband und die Naturschutzinitiative NRW (NI) aus naturschutzrechtlichen Gründen massive Vorbehalte. Zudem haben die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen für die Gemeinderatssitzung am 15. Dezember einen Antrag zum Thema gestellt.

Marion Freyaldenhoven (SPD) und Ulrich Böttger (Grüne) fordern darin, dass „als einzige Lösung für die Gemeinde“ der Verkehr für die Dauer der Baustellenzeit „auf der B 51 verbleiben soll“. Mit Straßen NRW solle die Einrichtung einer Ampelanlage beschlossen werden. Diese Variante hatte auch Andreas Groß, Projektleiter der Straßenbauer, ins Gespräch gebracht. Allerdings hatte er sie nicht favorisiert: „Eine solche Ampelanlage führt auf der B 51 sofort zu einem kilometerlangen Rückstau.“

Die Umleitung

Es geht um den nächsten Abschnitt beim Grundausbau der Bundesstraße 51 zwischen Dahlem und Baasem. Für die Zeit vom 1. März bis zum 30. April 2021 soll für täglich mehrere Tausend Autos und Lastwagen eine Umleitungsstrecke für die dann gesperrte Fahrtrichtung Trier eingerichtet werden.

Wie berichtet, ist bisher zwischen der Gemeinde Dahlem, dem Kreis Euskirchen, den ÖPNV-Trägern, der Polizei und dem Rettungsdienst eine Strecke abgestimmt, die über die B 421 durch Kronenburg, dann über die L17 durch Berk, am Kreisverkehr oberhalb schließlich über die L 110 mitten durch den Dahlemer Gemeindewald nach Schmidtheim führen soll.

Eine Alternativroute hätte erst über die B 421 Richtung Stadtkyll (Obere Kyll, Rheinland-Pfalz), dann die Dahlemer Heide hoch in Richtung Dahlem führen sollen. Dort allerdings ist die Ortsdurchfahrtstraße in einem wesentlich schlechteren Zustand als in Berk. Diese Variante wurde bei einem Abstimmungsgespräch verworfen. (sli)

Den Stau wollen Naturschützer und die beiden Ratsfraktionen allerdings lieber in Kauf nehmen als ein „erhöhtes Tötungsrisiko“ für verschiedenste Wildtiere. Auf der L 17 oberhalb von Berk verläuft die noch geplante Umleitungsstrecke in knapp 50 Metern Entfernung parallel zu Biotopwiesen im Tal der Berke. Der Nabu-Kreisverband hat zwei Hektar der Gemarkung Grafdell gekauft und dort ein Wildmonitoring mit Kamera und Video installiert.

Wildwechsel im Gebiet

„Hier kommt die streng geschützte Europäische Wildkatze vor, wir haben sie hier genauso wie Rotwildrudel mit bis zu 36 Tieren dokumentiert“, so Marion Zöller vom Nabu-Kreisverband bei einem Ortstermin.

Die mindestens zwei bekannten Wildwechsel in dem Gebiet nutzen in den bisher besonders verkehrsarmen Nachtstunden auch Schwarzwild, Waschbär, Fuchs, Dachs und andere Wildarten, so Claudia Rapp-Lange, Länder- und Fachbereichsleiterin NRW der Naturschutzinitiative (NI). Zudem seien Amphibien wie Frösche und Kröten, die in der Berke-Mulde laichen, bei ihren Wanderungen in die Feuchtgebiete künftig besonders gefährdet.

Rapp-Lange sieht auch den unter strengem Naturschutz stehenden Schwarzstorch gefährdet, der in dem Gebiet brütet: „Die Störche sind in der Balz- und Brutzeit besonders empfindlich für jede Art von Störung“. Deutlich erhöhter Verkehrslärm gehöre eindeutig dazu.

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In der Summe sehen Nabu und BI Auflagen des Naturschutzes durch die geplante Umleitungsstrecke verletzt. Und oberhalb der Biotopwiesen, ab dem Kreisverkehr zur L 110 durch den Dahlemer Gemeindewald von Neuhaus nach Schmidtheim, werden die Befürchtungen nicht kleiner. Karl-Heinz Lenzen-Wulf, Vorsitzender der Rotwildhegegemeinschaft Dahlem, sagt: „Dort gibt es mehrere Wildwechsel. Natürlich wird mit dem Unfall- und Verletzungsrisiko für die Auto- und Lkw-Fahrer auch das Verletzungs- und Tötungsrisiko für das Wild deutlich steigen.“

Nun müssen Ratsfraktionen, Naturschutzverbände und Berks Ortsvorsteher hoffen, für ihre Änderungswünsche im Dahlemer Gemeinderat eine Mehrheit zu finden. Ihr Ansprechpartner bei den Straßenbauern wird auf jeden Fall anwesend sein.

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