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„Kunst am Weg“Mit neuer Vier-Meter-Skulptur gibt es wieder den freien Blick auf Kronenburg

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann und zwei Frauen halten jeder ein Glas Sekt in der Hand. Links von ihnen ist eine neue Skulptur zu sehen, rechts der Blick auf den Ort Kronenburg.

Die neue Skulptur ist Peter Igelmund (v.l.), Bildhauerin Maria Hill und Hildegard Igelmund zu verdanken.

Bildhauerin Maria Hill hat in Kronenburg massive Platten aus Cortenstahl ineinander verschränkt und einen silbernen Stuhl darauf gestellt.

Eigentlich war der Anlass, zu dem sich rund 50 Gäste an einem Wanderweg bei Kronenburg einfanden, recht übersichtlich. Eine Skulptur wurde der Öffentlichkeit übergeben, die an exponierter Stelle einen spannenden Aus-, aber auch Einblick bietet. Doch darüber hinaus kündigten die Initiatoren gleich etwas Größeres an: „Kunst am Weg“, einen Kunstweg, der durch den Ort führen und mehrere Kunstorte miteinander vernetzen wird.

Es ist ein besonderer Platz, der für die Aufstellung von „Ein sicherer Ort“ gewählt wurde. Ein guter Blick bietet sich hier, rund 350 Meter von der Schule für Lehrerfortbildung entfernt, auf den alten Ortskern von Kronenburg. „Hierhin sind, so berichten Zeitzeugen, früher die Brautpaare gekommen, um sich vor dem Panorama fotografieren zu lassen“, sagte die Bildhauerin Maria Hill. Doch diese Zeiten waren vorbei, als die Aussicht lange Zeit durch Gebüsche und eine umgestürzte Weide verdeckt wurde.

Gehölze wurden entfernt, der Blick auf Kronenburg ist nun wieder frei

Wobei die Betonung auf „wurde“ liegt, denn seit einer Woche sieht es an dem Standort der vier Meter hohen Skulptur anders aus. Die Gehölze, die die freie Sicht auf Kronenburg verdeckten, wurden mit Genehmigung der Unteren Landschaftsbehörde entfernt, der alte Zustand wiederhergestellt. Das ist nicht ohne Bedeutung für die Gestaltung des „Sicheren Ortes“, dessen Sichtachse genau auf das Ehrenmal auf dem Kronenburger Friedhof ausgerichtet ist.

Maria Hill hat drei massive Platten aus Cortenstahl ineinander verschränkt und einen silbernen Stuhl darauf gestellt. Daneben steht ein Stift, der die vierte der Säulen bildet, auf denen die Beine des Stuhles stehen. „Die drei Platten stehen für die drei Gewalten des Staates, der Stift für die vierte Gewalt, die Meinungs- und Pressefreiheit“, erläuterte Hill das Konzept. Auf diesen vier Säulen ruhe der „Sichere Ort“, der durch den Stuhl symbolisiert werde. „Es ist kein Stuhl zum Relaxen. Denn sobald eine der vier Säulen wegbricht, stürzt er ab“, erklärte sie.

Das Kunstwerk besteht aus aufrechten Cortenstahlplatten, auf denen oben ein silberner Stuhl steht, dessen eines Bein von einem roten Bleistift gehalten wird.

Rund vier Meter hoch ist die Skulptur „Ein sicherer Ort“, die nun offiziell der Öffentlichkeit übergeben wurde.

Bläser des Musikvereins Kronenburg spielen bei der kleinen Feierstunde.

Eine Abordnung des Musikvereins spielte bei der kleinen Feierstunde vor der Kulisse des freien Blicks auf Kronenburg.

Auf der Rückenlehne des silbernen Stuhle ist eine goldene Plette eingelassen, in der das Wort „Frieden“ steht.

Das Wort „Frieden“ als Inschrift auf der Rückenlehne des Stuhls ist je nach Witterung nur schwer zu erkennen.

Auf der Lehne des silbernen Stuhles ist bei günstigem Wetter das Wort „Frieden“ zu lesen. Kaum sichtbar bei bedecktem Himmel, wird es schnell überstrahlt, wenn die Sonne scheint. „Ohne Frieden gibt es keinen sicheren Ort“, so Hill.

Initiiert und finanziert wurde das Kunstwerk von Peter und Hildegard Igelmund. Das Ehepaar hat über das Freie Forum Kronenburg das Kunst- und Kulturleben in Kronenburg kennen und schätzen gelernt, so dass es schließlich das ehemalige Wohn- und Atelierhaus des Malers Rolf Dettmann erwarb. Vor vier Jahren haben sie Kronenburg als ihren Erstwohnsitz gewählt. „Wir fühlen uns zuhause und wollen uns mit der Skulptur bei den Kronenburgern bedanken“, so Peter Igelmund.

Die Skulptur bildet den Auftakt für ein umfangreiches Kunstprojekt

Kennengelernt haben die beiden Kronenburger Kunstfreunde die Bildhauerin Maria Hill im Rahmen einer Ausstellung im Kunsthaus Nordtor im Jahr 2013. Darüber lernten sie auch ein früheres Projekt von Hill kennen, die „Pillars of Freedom“, bei dem ein ähnlicher Stuhl auf einer Säule steht. Vor zwei Jahren überlegten sie gemeinsam mit Hill, eine Skulptur bei ihr in Auftrag zu geben. Einzige Vorgabe sei der Name „Ein sicherer Ort“ gewesen. „Wir wussten bis Dienstag, als die Skulptur geliefert wurde, nicht, wie sie aussehen würde“, so Hildegard Igelmund.

Errichtet wurde das Kunstwerk auf einem Grundstück, das im Eigentum der Gemeinde ist, wie Bürgermeister Jan Lembach mitteilte. Der Gemeinderat habe sich für die Annahme des Kunstwerks als Schenkung einstimmig ausgesprochen, sagte er. Was mittlerweile nicht selbstverständlich sei, sagte Hill aus Erfahrung: „Da kommt dann immer die Frage nach den Folgekosten.“

In Dahlem konnten die Arbeiten, die für die Errichtung des „Sicheren Ortes“ notwendig waren, auf kurzem Dienstweg erledigt werden. Wohl dem, der einen Baggerfahrer in seinen Reihen hat. „Ratsmitglied Mathias Brandenburg saß heute Morgen um 7 Uhr bereits auf seinem Bagger und machte den Platz fertig“, verriet Peter Igelmund.

Die Pläne für die Präsentation von Kunst und Kultur gehen noch weiter. Über drei miteinander vernetzte Schleifen einer Kunstroute mit dem Namen „Kunst am Weg“ sollen Skulpturen, Kunstorte, aber auch Objekte erlebbar gemacht werden. Dazu gehören unter anderem das Atelier von Wolfgang Martens, die Dr.-Axe-Stiftung, das Haus für Lehrerfortbildung und nicht zuletzt das Haus des Malers Dettmann, in dem das Ehepaar Igelmund wohnt. Doch noch ist dafür einiges zu tun, mit der Übergabe der Skulptur von Maria Hill ist der Startschuss gefallen.