Benedetto Gentili hätte der Gemeinde Dahlem auf deren Grund am Bahnhof Schmidtheim gerne einen Boule-Platz gebaut. Aber die Politiker lehnen ab.
Bahnhof SchmidtheimDie Gemeinde Dahlem will den geschenkten Boule-Platz nicht

Im alten Bahnhof von Schmidtheim und den beiden einstigen Werkstattwaggons hat Benedetto Genitili Ferienwohnungen geschaffen.
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Benedetto Gentili aus Roggendorf will der Gemeinde Dahlem einen Boule-Platz schenken. Hört sich gut an? Der Gemeinderat hat das Angebot abgelehnt.
Der Mann mit dem markanten Hut will ganz ruhig bleiben. „Ja, es gab in den letzten Jahren 51 Korrespondenzen zwischen mir und der Verwaltung“, sagt Gentili und blickt auf ein Stück ungemähte Wildwiese vor sich. 51 Korrespondenzen – klingt vieldeutig, klingt nach Ärger.
Am Schmidtheimer Bahnhof – der Haltepunkt der Eifelstrecke liegt unmittelbar neben dem Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1900 – hat Gentili ein kleines und ein wenig exotisches Reich geschaffen: Vier Ferienwohnungen sind im Gebäude selbst verfügbar, zwei sind in umgebauten ehemaligen Bahn-Werkstattwaggons, jeder 18,5 Tonnen schwer. Die Waggons hatte Gentili im Internet gefunden und mit Tiefladern nach Schmidtheim bringen lassen. Per Schwerlastkran wurden sie aufs Gelände gehoben. Ein Tiny-House nennt er „Pilgerbox“, zwei Wohnungen sind in Bürocontainern. Rund eine Million Euro, so der Besitzer, habe er investiert – und alles selbst gemacht.
Bei den Ferienwohnungen fehlt ein Boule-Platz, findet Benedetto Gentili
Was noch fehlt, ist Gentilis Meinung nach ein Boule-Platz für Gäste wie Schmidtheimer. Den Platz dafür hat er auf seinem Grund und Boden nicht. Doch neben seinem Grundstück, auf einer ungenutzten, rund 500 Quadratmeter großen Wiese zwischen einer Bushaltestelle und den Gleisen des Bahn-Haltepunkts, da sieht er schon die Kugeln fliegen. Die Wiese, das habe er beobachtet, werde ab und an gemäht, so Gentili. Sie koste die Gemeinde, der sie gehört, also nur Geld. Genutzt werde sie ja nicht.
Das will er ändern. Am 2. April schrieb er also eine E-Mail an Erwin Bungartz, Allgemeiner Vertreter von Bürgermeister Jan Lembach. Betreff: „Kostenloser Boule-Platz als Dankeschön an die Gemeinde“

Auf einer Teilfläche dieser wilden Wiese würde Benedetto Gentili liebend gerne einen Boule-Platz für die Öffentlichkeit anlegen. Kostenlos für die Gemeinde, der das Grün gehört.
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Gleis 1 ist einer der umgebauten Werkstattwaggons. Die Möblierung soll eine Wohnatmosphäre aus Rockabilly und American Diner schaffen.
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Ein „Dankeschön“? Die Wortwahl könnte in der Verwaltung bitter aufgestoßen sein. Denn zwischen Gentili und dem Rathaus-Team gab es in den vergangenen Jahren einige Scharmützel. Mal ging es um die vermeintlich nötige Baugenehmigung für die Aufstellung der Waggons, mal, so Gentili, um einen wenige Zentimeter zu weit in den Straßenraum gesetzten großen Stein, mal war ein von ihm auf die erwähnte Wiese gepflanzter Baum am nächsten Morgen wie von Geisterhand verschwunden. Und dass das bunte Arsenal am alten Schmidtheimer Bahnhof nicht jedem gefällt, kann man, wenn es auf der Tagesordnung steht, in Sitzungen von Bauausschuss und Gemeinderat verfolgen.
Jedenfalls schrieb Gentili jetzt an die Verwaltung: „Meine Frau und ich haben uns überlegt, der Gemeinde einen Boule-Platz zu schenken. Er soll als kommunikatives Verbindungsglied zwischen unseren Feriengästen und den Einwohnern von Schmidtheim ein Ort der Zusammenkunft sein. Planung, Bau und Unterhalt würden meine Frau und ich übernehmen.“
Verwaltung: Die Fläche wird für den Bahnsteig-Ausbau benötigt
Das Investment kalkuliert er auf Anfrage mit um die 15.000 Euro. Er benötige ja auch gar nicht die ganze Wiese, so Benedetto Gentili bei einem Ortstermin: „Um die 150 bis 200 Quadratmeter müssten reichen.“ Er wolle auf dem Gelände neben dem eigentlichen Boule-Platz auch ein paar Bäume pflanzen und eine Bank aufstellen. Gemütlich soll's werden.
Im Gemeinderat wurde der Antrag in den nicht-öffentlichen Sitzungsteil verlegt und Gentili keine Gelegenheit zur Erläuterung seiner Pläne gegeben. Er verließ zum Ende des öffentlichen Sitzungsteils den Sitzungssaal. Was unter Ausschluss der Öffentlichkeit folgte, fasste Erwin Bungartz in einer Antwortmail an Gentili vom 20. Juni, die der Redaktion vorliegt, so zusammen: Man benötige die gesamte Wiesenfläche „im Zusammenhang mit dem geplanten barrierefreien Ausbau des Bahnsteigs voraussichtlich zur Errichtung einer Info-Stele und einer Fahrrad-Mobilstation“. Daher habe der Gemeinderat den Beschluss gefasst, von einer Veräußerung der Fläche abzusehen.
Eine von Erwin Bungartz erwähnte „Stele“ allerdings steht in Form einer Fahrradfahrer-Skulptur neben touristischen Hinweistafeln schon oberhalb des derzeitigen Bahnsteigs. Sie soll im Zuge des Umbaus vom derzeitigen Standort südlich des Bahnhofsgebäudes auf dessen Nordseite verlegt werden. Dass der kleine Boule-Platz ein Konkurrenzangebot für den zehn Gehminuten entfernten Barfuß- und Generationenpark in Schmidtheim sein könnte, könnte allerdings auch ein Ablehnungsgrund im Gemeinderat gewesen sein.
Gentili nimmt das alles mit Verwunderung zur Kenntnis. In der Vergangenheit hat ihn solcher Widerstand gegen seine Pläne nicht davon abgehalten, es weiter zu versuchen. Oft genug mit Erfolg. Ob seine „Dankbarkeit“ gegenüber der Gemeinde Dahlem aber auch so weit geht, das bleibt abzuwarten.