Daniel Bartsch war für den Bezirksligisten SC Erftstadt-Lechenich eine naheliegende Lösung: Er wohnt nur 500 Meter vom Sportplatz entfernt.
Erftstadt-Lechenichs neuer Trainer„Ich bin nicht der klassische Kumpeltyp“

Hat einen kurzen Anreiseweg: Erftstadt-Lechenichs neuer Trainer Daniel Bartsch.
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Seinen Einstand als neuer Coach des SC Germania Erftstadt-Lechenich, der mit zwei Niederlagen und zehn Gegentoren gestartet ist, hatte sich Daniel Bartsch mit Sicherheit anders vorgestellt. Dennoch besteht für den 40-Jährigen überhaupt kein Grund, an den Fähigkeiten seiner ebenso jungen wie entwicklungsfähigen Mannschaft zu zweifeln. Er glaubt, am Ende der Saison mit seinem Team in einer ganz anderen Region der Tabelle zu stehen.
Wie ist der Kontakt zum SC Germania entstanden?
DANIEL BARTSCH: Ich habe mir in der vergangenen Saison einige Spiele des Vereins angeschaut und bin auf diesem Weg zunächst mit Günther Lang, dem Jugendkoordinator, ins Gespräch gekommen. Ich hatte das Ziel, aus dem Junioren- wieder in den Seniorenbereich zurückzuwechseln. Später folgten noch Unterhaltungen mit Paul Esser und Karsten Kochems, mit denen ich schnell auf einer Wellenlänge war und die mich schließlich auch verpflichtet haben.
Es war für den Verein eine ziemlich naheliegende Lösung der Trainerfrage, oder?
Wenn Sie auf meinen Wohnort anspielen, dann ist das sicherlich zutreffend. Ich wohne nur 500 Meter vom Hennes-Weisweiler-Sportpark entfernt. Insofern ist die Arbeit bei der Germania ein Jackpot für mich, weil ich mir die langen Fahrten zum Training und zu den Heimspielen, die ich früher immer hatte, sparen kann.
Torwart in der Jugend von Pulheim und dem Viktoria-Köln-Vorgänger
Sie sind in Köln aufgewachsen. Wo haben Sie in Ihrer Jugend gespielt?
Ich war unter anderem beim Pulheimer SC und beim SCB Preußen, heute Viktoria Köln, im höheren Juniorenbereich als Torwart aktiv.
Die Seniorenlaufbahn verlief dann eher unspektakulär.
Ich hatte zwar die eine oder andere Anfrage aus oberen Ligen, habe aber nie den Weg dorthin gesucht, sondern immer mit meinen Freunden zusammengespielt. Mit 26 Jahren riss der Außenmeniskus, zwei Jahre später musste ich dann meine Karriere beenden.
So sind Sie relativ früh als Trainer in eine verantwortungsvolle Rolle gekommen. Welche Erinnerungen haben Sie an ihre Anfangszeit?
Meine prägendste Station war sicherlich der RSV Urbach, wo ich mit 29 Jahren schon in der Bezirksliga trainiert habe und mir auch einige Fehler unterlaufen sind. Anders ausgedrückt: Dort habe ich gelernt, was man als Coach nicht machen sollte.
Bartsch erinnert sich gerne an die Rückrunde 2022/23 mit Bergheim
Was genau meinen Sie?
Die Bindung zur Mannschaft sollte natürlich gegeben, aber auch nicht zu eng sein. Ansonsten kann es passieren, dass man den Durchblick verliert.
Anschließend haben Sie sowohl im B- und A-Juniorenbereich als auch als Seniorentrainer vielfältige Erfahrungen gesammelt. Wo lief es aus Ihrer persönlichen Sicht am besten?
In der U17 bei den Sportfreunden Troisdorf hatte ich eine sehr schöne Zeit. Auch zum SSV Bornheim, wo ich die U19 gecoacht habe, besteht nach wie vor Kontakt. Überragend war allerdings die Rückrunde in der Saison 2022/23 beim SV Bergheim. Als ich die Mannschaft in der Winterpause übernommen habe, hatte sie nur sieben Punkte auf dem Konto. Wir holten in der Rückrunde 29 Zähler und schafften damit den Klassenerhalt.
Welche Differenzen zwischen der Arbeit mit Jugendlichen und der mit Erwachsenen haben Sie in Ihrer Trainerlaufbahn festgestellt?
Der größte Unterschied liegt in der Kommunikation. Auch die Themen, über die man sich austauscht, sind ganz andere. Als Jugendtrainer in der U17 oder U19 ist man nicht nur Coach, sondern teilweise auch Sozialarbeiter. Die Kunst besteht darin, die Jungs davon zu überzeugen, dass sie sich noch sehr stark entwickeln müssen. Einige sind leider zu egoistisch und glauben, dass sie schon Profis sind und daher nicht mehr auf Ratschläge hören müssen. Deshalb liegt mein Fokus für die Zukunft eher bei den Seniorenteams oder bei den jüngeren Kindern. Nebenbei trainiere ich übrigens noch die U11 meines Sohnes in Hohenlind.
Rückschläge sind bei Erftstadt-Lechenich durchaus einkalkuliert
Wie war der erste Eindruck von der Erftstädter Mannschaft?
Ich habe gemerkt, dass wir direkt zueinandergefunden haben und in dieselbe Richtung arbeiten möchten.
Wo liegen die Stärken und Schwächen des Kaders?
Ich denke, dass unser Umschaltspiel schon ganz gut funktioniert. Leider ist uns die Aggressivität gegen den Ball, die in der Vorbereitung häufig zu erkennen war, in den ersten Partien abhandengekommen – zumindest über weite Strecken.
Gibt es keine Befürchtungen, dass die neue Spielzeit ähnlich schlecht verläuft wie die abgelaufene?
Diese Gefahr sehe ich nicht. Die Stimmung ist nach wie vor sehr gut, und Rückschläge waren durchaus einkalkuliert. Mir ist ein Dämpfer am Anfang lieber als ein tiefes Loch mitten in der Saison, niemand macht sich hier gegenseitig Vorwürfe. Wir wissen, woran wir arbeiten müssen, und machen ruhig und geduldig weiter. Dann werden sich auch die Erfolge einstellen.
Erftstadt-Lechenich strebt einen einstelligen Tabellenplatz an
Welches Ziel ist in dieser Saison realistisch?
Wir wollen einen einstelligen Tabellenplatz erreichen.
Abschließende Frage: Wie würden Sie sich als Trainer beschreiben?
Ich bin flexibel und agiere bei aller notwendigen Organisation im Vorfeld häufig spontan, was bei kurzfristigen Veränderungen im Trainingsalltag aus meiner Sicht auch zwingend notwendig ist. Im Umgang mit der Mannschaft ist mir zwar ein gutes Verhältnis wichtig, aber ich bin nicht der klassische Kumpeltyp. Ich möchte von außen die Übersicht behalten.