Drei Thesen, kein ElferWahnsinn mit Wüschheim

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Hey, super Stimmung! Im Kreisliga-Fußball geht es, wie auf diesem Symbolfoto zu sehen ist, Woche für Woche rund.

Hey, super Stimmung! Im Kreisliga-Fußball geht es, wie auf diesem Symbolfoto zu sehen ist, Woche für Woche rund.

In der neuen Kolumne widmet sich das Lokalsportteam den Niederungen des Amateurfußballs im Kreis Euskirchen: den Kreisligen.

These 1: Die Lebenserwartung von Fußballfans in Wüschheim, Großbüllesheim und Kleinbüllesheim ist am Sonntag rapide gesunken.

Die Herzwarner von Fitness-Trackern dürften auf dem Aschenplatz in Lessenich und dem Kunstrasenplatz in Euskirchen Sturm gepiepst haben, wer ein Langzeit-EKG am Sonntagnachmittag hatte, gerät in Erklärungsnot. Und wer sich zuerst das Spiel von Wüschheim-Büllesheim II im Erftstadion und dann das Spiel der Ersten in Billig angesehen hat, dürfte um Jahre gealtert sein. Denn das, was in den beiden Spielen der zwei Wüschheimer-Teams passiert ist, kann man nur als Wahnsinn bezeichnen.

88. Minute, das Spiel ist gelaufen, oder?

Es läuft die Schlussphase der Partie zwischen dem ETSC II und Wü-Bü II. Es sieht alles nach einem 3:3 aus. Zumindest steht es nach 88 Minuten so. Aber Wüschheims Jan Luca Kucia hat was dagegen und erzielt das 4:3 (89.). Im direkten Gegenzug gleicht der ETSC, der seit der 61. Minute nach einer Gelb-Roten Karte in Unterzahl ist, durch Dejen Kidane aus (90.). Doch das Ende der regulären Spielzeit ist ja erst der Anfang: Euskirchen geht in der zweiten Minute der Nachspielzeit in Führung. Zwei Minuten später gelingt Valentin Pitel der Ausgleich. Und wieder fünf Minuten später schießt Andreo Spitzki die Wüschheimer zum Sieg. Dass es in der zehnten Minute der Nachspielzeit auch noch mal Gelb für Wüschheim gibt, ist nur eine Fußnote.

Wüschheim-Anhänger, die sich dann auf ein ruhiges Spiel der Ersten bei Billig/Veytal gefreut haben, sahen sich getäuscht. Denn wieder war die Schlussphase dramatisch. Billig hatte durch Florian Hahs das 3:1 erzielt (87.), alles sah nach der sicheren Niederlage aus. Doch Daniel Bernstein (90.) und Lucas Carell (90.+2) sorgten mit ihren Treffern dafür, dass das Spiel keinen Sieger hatte.

These 2: Die Spieler haben Bock, dass es endlich wieder losgeht.

Elf Tore im oben erwähnten Spiel zwischen ETSC II und Wüschheim-Büllesheim II, elf Tore zwischen Stotzheim II und Vernich, acht Tore zwischen Dom-Esch und Zülpich II und je sieben Tore in den Partien Ländchen-Sieberath gegen Lommersum, ETSC gegen Wißkirchen, Bürvenich-Schwerfen gegen Metternich, Billig/Veytal II gegen Wißkirchen, Kall gegen Dreiborn II und Sötenich II gegen Do-Ri III. Dazu kommt: In jedem Spiel auf Kreisebene sind mindestens zwei Tore gefallen. So soll es sein!

Nichts ist schlimmer als eine doppelte Nullnummer.

Fußball lebt von Toren und nichts ist schlimmer als eine doppelte Nullnummer: einmal temperaturtechnisch (auch wenn es am Sonntag nur gefühlt saukalt war) und dann auch noch auf dem Platz. Besonderer Dank gilt deshalb den personifizierten Enteisungssprays Deniz Can Isitmen (Wißkirchen, vier Treffer) sowie den Dreifach-Torschützen Michael Jansen (Ländchen-Sieberath), Michael Maubach (Bürvenich/Schwerfen), David Sasse (Zülpich II), Colin Jaecks (Vernich) und Volker Daniels (Do-Ri III).

These 3: Auch Trainer können kicken.

Es gibt ja das Gerücht, dass gerade in der Kreisliga auch schon mal Trainer an der Seitenlinie stehen, die den Job nur deshalb haben, weil sie zu schlecht kicken konnten. Und wer zu schlecht als Trainer ist, wird Schiedsrichter. Das stimmt aber natürlich gar nicht. Mindestens zwei Trainer aus der Bezirksliga und der Kreisliga A haben waren am Wochenende sogar treffsicher.

Thomas Schirmer im Stress

Dabei dürfte Thomas Schirmer einen stressigen Sonntag erlebt haben. Um 13 Uhr war Anpfiff der Partie der zweiten Mannschaft der Dreiborner beim Kaller SC in Scheven, die Dreiborn mit 5:2 gewann. Schirmer mit der Rückennummer 10 trug sich in der 29. Minuten in die Torschützenliste ein, als er das 2:0 erzielte – sein fünfter Saisontreffer. In der Halbzeit ließ er sich auswechseln und düste dann nach Derkum, wo die von ihm trainierte erste Mannschaft antrat. 34 Minuten braucht man laut Routenplaner dafür, wenn man die schnellste Route auswählt, die aber acht Kilometer länger ist als die kürzeste Route, für die man wiederum vier Minuten länger unterwegs ist. Schirmer fungierte aber nicht nur als Trainer, sondern zog sich auch das Trikot der Ersten über, diesmal das mit der Nummer 12. Bei der 0:5-Niederlage wechselte er sich aber nicht selbst ein.

Die Möglichkeit, es Günter Netzer (oder Thomas Schirmer) gleichzutun, hatte David Sasse im Übrigen nicht. Denn er hatte sich selbst im Derby gegen Bessenich nicht auf die Bank gesetzt. Da das schon am Freitag stattfand, war er am Sonntag beim Match der bisher von ihm trainierten zweiten Mannschaft so ausgeruht, dass er beim 7:1 gleich dreimal traf (zum 2:0, 3:0 und 6:1). Es waren Saisontreffer 23 bis 25, hinzu kam vor dem 4:0 durch Pairav Pushkashov auch noch Vorlage Nr. 9. 34 Scorerpunkte in elf Spielen – das kann sich sehen lassen.

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