Handball-Landesliga-DerbyDie HSG Euskirchen bezwingt die Festung Bad Münstereifel

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Ein Handballer wirft umringt von Gegenspielern seinen Ball.

Lokalderby zwischen dem TVE Bad Münstereifel und der HSG Euskirchen in der Handball-Landesliga.

Die Region braucht solche Handballspiele wie am Sonntagabend in der Heinz-Gerlach-Halle: Spannung, unerwartete Wendungen und Verwirrung gab es während der gesamten Zeit. 

TVE Bad Münstereifel – HSG Euskirchen 20:27 (7:13). Die HSG Euskirchen hat das Hinspiel-Derby für sich entschieden. Vor gut 200 Zuschauern behielt sie einen kühlen Kopf und zeigte mit der besseren Spielanlage dem Gegner die Grenzen auf. Der TVE Bad Münstereifel enttäuschte speziell in Durchgang eins und musste erstmals in dieser Saison einer Gastmannschaft beim Jubeln zuschauen.

Das Wichtigste zuerst

Während Euskirchen eine gute mannschaftliche Geschlossenheit an den Tag legte, spielte der TVE Bad Münstereifel deutlich unter den eigenen Möglichkeiten. Vom Anpfiff weg agierten die Kurstädter nervös und ideenlos. Euskirchen spielte eine solide Deckung und kam durch schnelles Umschaltspiel zu Toren. Nach dem Seitenwechsel wurde Bad Münstereifel etwas besser, kam aber nur bis auf drei Tore heran. Die HSG spielte clever und zog im richtigen Moment die Zügel an, um am Ende als klarer Sieger aus diesem Spiel zu gehen.

Pokalspiel und Personalprobleme

Noch am Freitagabend stand die HSG Euskirchen in eigener Halle auf der Platte. Im Kreispokalachtelfinale musste sie sich am Ende dem Verbandsligaschlusslicht SG Ollheim-Straßfeld knapp mit 28:29 geschlagen geben. Keine 45 Stunden später trat die HSG personell arg gebeutelt in Bad Münstereifel an. Mit elf Feldspielern und zwei Torhütern angetreten, waren die Beine aber alles andere als schwer. Bei Bad Münstereifel machten sich die Ausfälle von Jan Bölkow und Nils Kühl gerade im Angriffsspiel deutlich bemerkbar.

Sowohl TVE-Trainer Martin Jonas als auch HSG-Coach Stefan Tuitje bescheinigten dem Schiedsrichterduo Jannik Peters und Jan Petersen eine gute Spielleitung. In einigen Situationen, wo es etwas hitziger zu werden drohte, traf das Gespann die richtigen Entscheidungen und legte mehr Wert auf Kommunikation als auf Selbstdarstellung. Kurios: Gleich zu Beginn musste die Partie kurz unterbrochen werden, da von den Publikumsplätzen ebenfalls ein Pfeifen zu hören war.

TVE-Trainer Martin Jonas eilte zu den Rängen hinüber und bat um den Verzicht der Pfeife. Dies klappte nur bedingt, denn im weiteren Spielverlauf wurde noch zwei weitere Male gepfiffen, was auch bei den Spielern für Verwirrung sorgte.

Dreifache Unterzahl

Selten sieht man beim Handball eine dreifache Unterzahl bei einem Team. So geschehen aber zwischen der 41. und 43. Minute. Euskirchens Julian Gast, Jarl Schramm und Simon Wuth mussten raus, aber Bad Münstereifel schaffte bei zwei Angriffen kein Tor. Ein Abspielfehler und ein Schrittfehler führten dazu, dass die HSG sich schadlos hielt.

Auf Euskirchener Seite war es zunächst Aaron Wilden im Tor, der sich gleich mehrmals auszeichnen konnte. Im Angriff war der wieder genesene Tobias Schmitz Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Kreisstädter. Ebenfalls zu gefallen wusste Rechtsaußen Felix Berbuir, der eine Vielzahl seiner Möglichkeiten im Tor unterbrachte.

Auf Heimseite kam nach der Pause der junge Nic Maaßen im Tor zum Einsatz und hielt gleich zu Beginn vier Bälle. Insgesamt eine sehr solide Leistung des jungen Schlussmanns. Im Feld war es Nils Fuchs, der ein ums andere Mal mit seiner zielstrebigen Spielweise und Kreativität seiner Würfe überzeugte. Simon Wilms erkannte aus TVE-Sicht zu spät, dass seine Rückraumwürfe den Weg ins Tor finden. Über diesen Weg wäre es vielleicht ein Ansatz gewesen, das Spiel in eine andere Richtung zu lenken.

Die Stimmen zum Spiel

TVE-Trainer Martin Jonas: „Wir haben das Spiel heute im Angriff verloren, da wir zu ungeduldig waren. Zudem haben wir im ersten Durchgang in der Abwehr nicht in Gänze kompakt gestanden. Nach dem Seitenwechsel wurde dann beides besser, aber wir sind den Gegentoren in der Anfangsphase immer hinterhergelaufen. Die HSG Euskirchen hat verdient gewonnen, weil sie mit mehr Druck gespielt haben. Meinen Jungs mache ich dennoch ein Kompliment, da sie zu keiner Zeit den Kopf in den Sand gesteckt haben.“

HSG-Trainer Stefan Tuitje: „Der Schlüssel zum Erfolg lag für mich in der hervorragenden Grundeinstellung meiner Spieler. Wir haben in der Abwehr richtig gut gestanden und dem Gegner wenig Spielraum gelassen. Meine Mannschaft hat großen Charakter gezeigt und sich auch gegen die Halle gestellt. Man hat gesehen, dass wir dieses Spiel unbedingt gewinnen wollten und freuen uns über diesen Sieg.“

HSG-Spieler Felix Berbuir: „Das war heute ein sehr souveränes Spiel von uns, weil wir recht druckvoll gespielt haben. Wir haben uns immer wieder, vor allem im zweiten Durchgang, klare Chancen erspielt und diese dann auch genutzt. Als Mannschaft haben wir heute überzeugt und verdient gewonnen.“

Das sagen wir

Es war nicht das hochklassige Lokalderby, von dem man vielleicht geträumt hatte. Bad Münstereifel wirkte letztlich sehr verkrampft und unsicher in der Entscheidungsfindung. Die HSG hingegen agierte reifer, erfahrener und abgezockter, was vielleicht auch an der jahrelangen Klassenzugehörigkeit festzumachen ist. Am Zuschauerzuspruch auf der Tribüne sieht man, dass die Region solche Spiele braucht. Der letztlich faire Umgang zweier Kontrahenten trug zum gelungenen Abend bei. Die HSG nimmt den Derbysieger-Effekt mit in die nächsten Wochen, aber Bad Münstereifel wird im Rückspiel (Ende März 2023) alles daran setzen, es besser zu machen.

TVE Bad Münstereifel: Sven Maaßen, Nic Maaßen, Wilms (5), Scheiff, Kolvenbach (1), Jonas, Reimbold (1), Ingenhaag (1), Smakoli, Fuchs (7), Schenk, Kreutzer (4/2), Zimmermann (1).

HSG Euskirchen: Wilden, Ody, Maheswaran, Müller, Kalenborn, Wuth (2), Bünder (1), Berbuir (8), Gast (2), Schwarzbach (1), Schmitz (11/4), Schramm (1), Henzel (1).


Wichtige Siege 

Oberliga Männer HBD Löwen Oberberg – TV Palmersheim 29:35 (13:15). Einen wichtigen Sieg gegen einen direkten Kontrahenten hat der TV Palmersheim erkämpft. Im Vier-Punkte-Spiel in Bergneustadt, wo rund 60 stimmgewaltige Fans die Partie zu einem Heimspiel machten, gelang dem TVP der dritte Saisonsieg. Den besseren Start in das Spiel hatten aber die Löwen (9:6 nach 19 Minuten), dem die Gäste mit einer taktischen Umstellung auf eine 5:1-Abwehr entgegenwirkten und fortan den Ton im Spiel angaben. Palmersheim führte kurz nach der Pause mit fünf Toren Unterschied, ließ dann aber einige Tempogegenstöße und freie Würfe aus, sodass die Löwen bis auf 23:24 herankamen. „Da haben wir den Gegner nochmal unnötig stark gemacht, aber letztlich die Nerven behalten und das Ding nach Hause gebracht“, so ein erleichterter Peter Trimborn. Dem TVP-Trainer gefiel das schnelle Spiel nach Würfen und Toren des Gegners nach dem Seitenwechsel und er sah darin den Schlüssel zum Erfolg. Durch die schnelle Mitte, in der Michael Schneider (acht Tore) sich laut Trainer als „hellwach und wurfsicher“ entpuppte, wurde Oberberg förmlich überrannt. „Am Ende ist der Sieg verdient, wenngleich vielleicht um zwei Tore zu hoch, aber das nehmen wir gerne mit“, so Peter Trimborn, der zusammen mit der Mannschaft und den Fans im Bus den Erfolg ausgiebig feierte. (roc) Verbandsliga Frauen HSV Troisdorf – HSG Euskirchen 17:19 (6:9). Auch die Frauen der HSG Euskirchen haben einen wichtigen Auswärtssieg verbucht. In einem phasenweise recht zerfahrenen und ruppigen Spiel, zu dem auch die Schiedsrichter mit vielen Hinausstellungen beitrugen, hatte die HSG am Ende die größeren Kraftreserven und siegte verdient beim Ligaschlusslicht. „Wir waren heute im Abschluss nicht gut und haben viele freie Würfe ausgelassen, aber wir haben über den Kampf das Spiel angenommen und uns mit zwei Punkten belohnt“, sagte Andreas Kunzke. Der HSG-Trainer lobte die mannschaftliche Geschlossenheit, die mit „gewisser Coolness“ ausgestattet, die enge Schlussphase überstand. Ein Sonderlob vom Trainer bekam Barbara Seipel im Euskirchener Tor. (roc)

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