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Fußball-KreispokalLukas Heiwolt ist der Banksy von Flamersheim/Kirchheim

Lesezeit 3 Minuten
Spieler von Flamersheim/Kirchheim bejubeln ein Tor von Lukas Heiwolt.

Die Freude war bei Torschütze Lukas Heiwolt (l.) und dem Team groß.

Der Offensivspieler der SG Flamersheim/Kirchheim schießt sein Team gegen Erftstadt-Lechenich im Alleingang zur Pokalfinale-Premiere.

SG Flamersheim/Kirchheim – SC Germania Erftstadt-Lechenich 3:1 (1:0). Für die einen ist es der größte sportliche Erfolg der Vereinsgeschichte, für die anderen ein weiterer Tiefpunkt in einer Saison zum Vergessen. Die SG Flamersheim/Kirchheim steht erstmals im Finale des Kreispokals. Die Mannschaft von Marco Markwald hat überraschend, aber völlig verdient den Landesligisten SC Germania Erftstadt-Lechenich mit 3:1 besiegt.

Wie das häufig so ist an denkwürdigen Fußballabenden, wenn der Außenseiter den Favoriten mit viel Leidenschaft niederringt: Der Star ist die Mannschaft. Da bildete das Spiel in Flamersheim keine Ausnahme. Aber das Kollektiv hatte einen Star, einen Unterschiedsspieler: Lukas Heiwolt. Der 28-Jährige erzielte alle drei SG-Treffer, wobei allein der zweite das Eintrittsgeld wert war.

Das 2:0 für Flamersheim/Kirchheim war ein Tor wie ein Kunstwerk

Beim 2:0 setzte sich der ehemalige Jugendbundesligaspieler mit einem unwiderstehlichen Antritt gegen Emil Bey durch, schickte dann Leon Follmann mit einer Schusstäuschung ins Kino und guckte anschließend noch SC-Torhüter Nils Grüttner aus – ein Tor wie ein Kunstwerk im Louvre.

Ein Fußballspiel findet vor einem Sonnenuntergang statt, der den Himmel orange gefährt hat.

Kein Gemälde, aber Kunst: Die SG FlaKi steht erstmals im Endspiel des Kreispokals.

Flamersheims Trainer Marco Markwald schreit mit dem ganzen Körper seine Freude heraus.

Dezente Freude: Marco Markwald.

Auch das 1:0 vor dem Seitenwechsel war individuelle Klasse. Der Schuss aus 18 Metern wäre nur an einem Sahnetag des Torhüters haltbar gewesen. Aber einen Sahnetag hatten die Gäste nun mal nicht erwischt. Zumal sie im Nachgang sogar noch Glück hatten, als Schiedsrichter Jörg Piana Gnade vor Recht ergehen ließ und Amin Alsabagh nach einer Tätlichkeit die Gelbe statt der fälligen Roten Karte zeigte.

Kein Klassenunterschied zwischen Kreis- und Landesligist erkennbar

Aber auch bei elf gegen elf sah man zu keinem Zeitpunkt einen Klassenunterschied – schon mal gar keinen Zwei-Klassenunterschied. Natürlich war Erftstadt feldüberlegen, natürlich hatte Erftstadt Chancen. Aber das ist bei einem Kreisliga-A-Duell auch nicht unbedingt anders.

Als in der 85. Minute mal kurz die Klasse des Landesligisten aufblitzte und der bis dato stark haltende Niels Brück beim Treffer von Armand Tirchi doch mal chancenlos war, hätte es doch noch unverhofft spannend werden können. Doch zunächst war es Paul Doppelfeld, der vom Anstoß mit einem 50-Meter-Schluss Grüttner zu einer Glanzparade zwang.

Lukas Heiwolt bestraft einen Fehler von Erftstadt-Lechenich zum 3:1

Im Anschluss an die Ecke, als die Situation für Erftstadt längst geklärt war, passierte es: Heiwolt nutzte einen unglaublichen Bock in der SC-Defensive mit einem Solo, so kunstvoll wie eine Zeichnung von Banksy, zur Entscheidung.

Der Offensivspieler war, für den SC völlig überraschend, zur Stelle und danach wieder (in der Jubeltraube) verschwunden – so als gäbe es ihn gar nicht, eine weitere Parallele zum legendären Untergrund-Künstler aus Bristol. Im Gegensatz zum Graffiti-Artist kennt man Heiwolts Identität aber und hat auch ein Bild von ihm vor Augen.

Pascal Schiffer wechselt von Erftstadt-Lechenich nach Zülpich

„Die Jungs haben das überragend gemacht. Wir hatten das nötige Glück, aber haben alles reingeworfen. Wahnsinn“, sagte SG-Coach Marco Markwald, der so viel coachte und motivierte, dass er praktisch ein zwölfter Feldspieler war.

Unter den Zuschauern war auch Rheinbachs Trainer Ulas Önal, der unter anderem für Nierfeld auf Torejagd gegangen war. „FlaKi ist immer unangenehm zu spielen. Sie machen das schon gut und haben verdient gewonnen“, sagt er.

Und wäre die Saison für Erftstadt-Lechenich mit dem Abstieg aus der Landesliga nicht schon bitter genug: Kapitän Pascal Schiffer wird sich nach Informationen dieser Zeitung dem TuS Zülpich anschließen.