Sportlerwahl 2022Lisa Reinecke ist als Fußballerin und Schiedsrichterin erfolgreich

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Lisa Reinecke ist Schiedsrichterin und Spielerin.

Spielen oder Pfeifen? Damit für Lisa Reinecke aus Mechernich beides möglich ist, werden die Partien der SG Erfthöhen schon um 11 Uhr angepfiffen.

Lisa Reinecke aus Mechernich stammt aus einer fußballverrückten Familie. Sie ist als Spielerin und als Schiedsrichterin erfolgreich.

Von Doppelbelastung ist im Sport häufig dann die Rede, wenn zwei unterschiedliche Aufgaben oder Wettbewerbe gemeistert werden müssen und sich der dafür erforderliche Aufwand über kurz oder lang negativ auf das Leistungsvermögen der betreffenden Person oder Mannschaft auswirkt. Im Fall von Lisa Reinecke ist der Begriff gänzlich unangebracht, die Bezeichnung doppeltes Vergnügen trifft den Sachverhalt da schon wesentlich besser.

Die Mechernicherin ist seit einigen Jahren als Spielerin und als Schiedsrichterin aktiv – und in beiden Bereichen gleichermaßen erfolgreich. „Momentan ist es so, dass ich grundsätzlich lieber selbst spiele. Für die Zukunft könnte sich das allerdings ändern, auch weil sich das Schiedsrichterdasein und der Beruf besser in Einklang bringen lassen“, sagt die angehende Polizistin, die kurz vor ihrem Abschluss steht.

Das nächste Ziel für die Mechernicherin ist die Bezirksliga

Nicht ganz unwichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Frage, wie sich die weitere Entwicklung ihrer Laufbahn als Unparteiische gestaltet. Aktuell pfeift die 20-Jährige Partien in der Kreisliga A der Männer und ist außerdem als Assistentin in der B-Juniorinnen-Bundesliga und im Team von Referee Andreas Steffens in der Herren-Mittelrheinliga aktiv.

„Wenn es gut läuft, könnte ich in der kommenden Saison als Schiedsrichterin in die Bezirksliga aufsteigen. Ein weiteres Ziel ist es, Spiele in der Bundesliga der B-Mädchen zu leiten“, hofft Reinecke, die „so hoch wie möglich“ kommen möchte. Bei allem Ehrgeiz will sie jedoch nichts überstürzen: „Meine Devise lautet Step by Step.“

Die angehende Polizistin ist Kapitänin der SG Erfthöhen

Während die Leidenschaft der Auszubildenden für das Pfeifen erst im Jahr 2016 begann, dauert ihre Karriere als aktive Fußballerin bereits über 15 Jahre an. Ausgebildet bei der TuS Mechernich, schaffte es die talentierte Mittelfeldspielerin bis zum DFB-Stützpunkt und in die Mittelrheinauswahl. Seit einiger Zeit läuft sie bei der SG Erfthöhen in der Bezirksliga auf und zählt als Spielführerin zu den Leistungsträgerinnen.

„Lisa ist hilfsbereit und absolut zuverlässig“, charakterisiert sie ihr ehemaliger Coach Markus Lingscheid. „Typisch für sie ist, dass sie nach Entscheidungen immer sofort beim Schiedsrichter ist, um ihre Regelkenntnis zu demonstrieren“, erzählt Lingscheid und schmunzelnd.

Lisa Reinecke hat auch den Trainerschein

Für Reinecke, die in einer fußballverrückten Familie aufgewachsen ist, gibt es kaum einen Bereich, in dem sie noch keine Erfahrungen gesammelt hat. 2018 erwarb sie die Trainer-C-Lizenz, nachdem sie zuvor bereits die Lehrgänge zum DFB-Vereinsassistenten und zum FVM-Jungmanager absolviert hatte. Dass es bei so vielen Interessen bislang kaum zu Konflikten gekommen ist, hat Reinecke nicht nur der Unterstützung ihrer Familie, sondern auch den Mitspielerinnen zu verdanken. „Wegen mir sind unsere Meisterschaftsspiele extra auf 11 Uhr gelegt worden, damit ich um 15 Uhr noch pfeifen kann. Der frühe Termin ist schon etwas schwierig, wenn man am Abend vorher Party machen möchte. Umso dankbarer bin ich den anderen dafür, dass sie das akzeptieren“, erklärt die 20-Jährige.

Im Herbst kam dann aber doch der Augenblick, als Reinecke vor die Wahl gestellt wurde: Spielen oder Pfeifen? Die Mechernicherin hatte mit der SG Erfthöhen im Kreispokal den Einzug ins Spiel um Platz drei geschafft, war allerdings auch für das unmittelbar danach stattfindende Finale als Referee vorgesehen. Für Schiedsrichter-Chef Uwe Stark stand fest: Beides geht nicht. Entgegen ihrer grundsätzlichen Einstellung entschied sich Reinecke für die Aufgabe ohne Ball. „Ich habe abgewogen und mir gesagt, dass es eigentlich egal ist, ob wir nun Dritter oder Vierter werden. Leicht gefallen ist mir der Verzicht jedoch nicht.“

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