Die Nominierten zur Sportlerwahl 2023 im Kreis Euskirchen stellen wir in loser Reihenfolge vor. Heute: die Baseballer der Zülpich Eagles.
Sportlerwahl 2023Den gefräßigen Eagles aus Zülpich gelingt im Baseball der Durchmarsch

Sektdusche zum Aufstieg: Die Zülpich Eagles nach dem Sieg gegen Aachen.
Copyright: Thomas Schmitz
Die Adler waren hungrig, und eine komplette Spielklasse diente als Nahrung. So kann man den Spruch „Landesliga aufgefressen“ verstehen, der auf den Aufstiegs-T-Shirts der Zülpich Eagles zu finden war. Dem Baseball-Club, beheimatet auf dem Naby-Field in Niederelvenich, gelang der Durchmarsch von der Bezirksliga in die NRW-Liga – und das sogar ohne größere Probleme.
Tatsächlich lief es in der Landesliga besser als im Jahr zuvor in der Klasse darunter. „Ich war schon überrascht, dass wir relativ problemlos da durchgekommen sind und zwei Aufstiege am Stück geschafft haben – und das auch noch so sicher“, gibt Spielertrainer Fabian Schild zu. Man habe angenommen, dass es in der höheren Liga nun schwieriger und anstrengender werde. Stattdessen war das Gegenteil der Fall. „Es war beeindruckend, wie leicht wir damit umgegangen sind“, sagt Schild.
Der Gründer der Zülpich Eagles, Rainer Naby, starb vor Saisonbeginn
Dabei hat das Jahr 2023 für den Verein mit einer traurigen Nachricht begonnen – allerdings vor allen Dingen aus menschlicher Sicht. Vereinsgründer Rainer Knobbe, genannt „Naby“ und damit Namenspatron der Sportanlage, starb im März, also noch vor Saisonstart, im Alter von 83 Jahren. Knobbe, der Baseball in den 1950er-Jahren in den USA kennengelernt hatte, war sogar einer der Gründer des Deutschen Baseball-Verbandes und damit ein Pionier der US-Sportart in der Bundesrepublik.
Aus sportlicher Sicht lief es hingegen von Anfang an großartig. „Vor der Saison habe ich nicht damit gerechnet, dass wir so extrem durchmarschieren“, sagt Schild. Nach der Hälfte der Spielzeit, als die Eagles gegen jeden der fünf Gegner mindestens einmal gespielt hatten, habe man das ursprünglich gesteckte Ziel aber erweitert und gedacht: „Der Aufstieg ist machbar.“
Den Aufstieg sicherten sich die Eagles im letzten Heimspiel in Niederelvenich
Am meisten gefreut hat Fabian Schild, dass die Eagles aus Zülpich in den vergangenen zwei Jahren, aber besonders 2023, als Mannschaft zusammengewachsen sind und sich sportlich weiterentwickelt haben. „Wir sind gefühlt mehr als ein Team“, betont der Spielertrainer den Zusammenhalt seiner Adler. Direkt dahinter kommen die Freude über den Aufstieg und die Tatsache, dass dieser im letzten Heimspiel gegen die Aachen Greyhounds klargemacht wurde. „Das war der perfekte Moment“, so Schild.
Bis dahin hatten die Eagles nur ein Saisonspiel verloren – und das wegen höherer Gewalt am grünen Tisch. Das Heimspiel gegen die Duisburg Flying Bats war wegen eines Unwetters vorzeitig abgebrochen worden, Duisburg hatte 4:2 in Führung gelegen. Weil schon eine bestimmte Anzahl Innings (Durchgänge) absolviert war, zählte das als Sieg. Die zweite Niederlage gab es erst, als der Aufstieg bereits perfekt war – am letzten Spieltag gegen die Hochdahl Neandertaler.
Mentalen Eigenschaften seines Teams beeindruckten Trainer Fabian Schild
Zweifel verspürte Schild in der Saison keine, Skepsis allerdings schon. „Das muss man, glaube ich, auch, um die Situation realistisch einzuschätzen“, findet der Coach, der sich auch als Pitcher, also Werfer, einsetzt. Gleichzeitig war er sich aber auch immer bewusst, dass seine Mannschaft im Vergleich mit den restlichen Teams in der Liga schon eine sehr gute sei.
Was Schild immer wieder beeindruckte, waren die mentalen Eigenschaften seiner Truppe. „Es gab schon die Momente, wo ich gedacht habe: Okay, dass wir da jetzt so zurückgekommen sind, ist schon sehr, sehr gut gewesen.“ Besonders zu Beginn der Saison konnte man als Zuschauer beobachten, dass die Eagles ein wenig brauchten, um in die jeweiligen Partien zu kommen, die Gegner dann aber ausguckten und ihren Matchplan anpassten. Diese Flexibilität führte letztlich immer zum Erfolg.
Momentum zugunsten der Eagles kippte beim heimischen Eifel Cup
Dass die Mannschaft einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht hat, hat Fabian Schild aber nicht in einem Ligaspiel wirklich gemerkt, sondern beim Eifel Cup an Pfingsten auf dem Naby-Field. „Da hatten wir starke Gegner und sind bis ins Halbfinale gekommen.“ Im entscheidenden Spiel vor dem Halbfinale habe man weit hinten gelegen und sich zurückgekämpft. „Das war schon sehr reif und weit für eine Mannschaft, da den kühlen Kopf zu bewahren und das Spiel noch zu drehen“, sagt Schild. Für ihn war das auch der Zeitpunkt, als das Momentum, von dem Sportler so gerne sprechen, umschlug und fortan aufseiten der Eagles lag.
Und was ist 2024 geplant? In der NRW-Liga, davon geht Schild aus, werde es „deutlich schwieriger und spannender“ zugehen. Pro Spieltag gibt es ab jetzt zwei Partien mit jeweils sieben Innings. „Aber wir freuen uns darauf, denn wir treten gegen gute Mannschaften an.“ Sein Team habe „super Bock. Wir wollen gegen gute Mannschaften spielen. Wir wollen die Herausforderung.“
Mit einem Mittelfeldplatz sei er auch schon sehr zufrieden, schließlich treffe man auf schönen Plätzen auf die Drittvertretungen von Spitzenmannschaften wie den Bonn Capitals oder den Cologne Cardinals, in denen oft die Baseball-Stars von morgen für die Bundesliga-Teams ausgebildet werden. Und dann fügt der Spielertrainer noch lachend an: „Ich glaube nicht, dass wir diesmal durchmarschieren werden.“