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Fußball-BezirksligaDer SV Bessenich plant rechtliche Schritte gegen die Staffeleinteilung

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Der Trainer des SV Bessenich, Can Celik, spricht mit seinen Spielern und zeigt mit dem Finger die Richtung an.

Der SV Bessenich, hier Trainer Can Celik bei einer Ansprache im Pokalfinale, ist sauer über die Änderung bei der Staffeleinteilung der Bezirksliga.

Der Fußballverband Mittelrhein tauscht die Plätze des zurückgezogenen SC Wißkirchen und des SC Kreuzau in den Bezirksliga-Staffeln 3 und 4.

Der Rückzug der ersten Mannschaft des SC Wißkirchen hat Auswirkungen. Am Mittwochabend hat der Fußballverband Mittelrhein (FVM) die restlichen Vereine der Staffel 3 informiert, dass es Änderungen bei der Staffeleinteilung gibt. Wißkirchen wandert in die Staffel 4, in der Vereine aus den Fußballkreisen Aachen und Heinsberg spielen, und steht dort als erster Absteiger fest. Als Tauschpartner wandert der SC Kreuzau in die Staffel 3, sodass nun alle Mannschaften aus dem Dürener Fußballkreis zusammen in einer Staffel sind.

Kreuzau hatte Protest gegen die ursprüngliche Einteilung eingelegt. Durch den Wißkirchener Rückzug konnte der FVM den Wunsch des Aufsteigers erfüllen und an dem eigenen Grundsatz festhalten, dass möglichst alle Vereine aus einem Fußballkreis in einer Staffel spielen, was bei der ursprünglichen Einteilung nicht möglich gewesen war.

In der Bezirksliga-Staffel 3 gibt es wieder drei sportliche Absteiger

Die restlichen Vereine aus dem Kreis Euskirchen und auch der Fußballkreis Euskirchen sind über die neue Einteilung aber alles andere als glücklich. Denn nun ist klar, dass es wieder drei sportliche Absteiger in der Staffel 3 geben wird. Und die JSG Erft 01 Euskirchen als Aufsteiger aus der Kreisliga A, der SC Erftstadt-Lechenich, der einen Umbruch vollzogen hat, als Absteiger aus der Landesliga sowie der SV Bessenich, der sich zwar verstärkt hat, aber in der vergangenen Saison bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg gekämpft hatte, sehen sich alle drei im Abstiegskampf. Im ungünstigsten Fall könnte es also am Ende der Saison vier Vereine aus dem Fußballkreis Euskirchen „erwischen“.

„Wir waren in die Entscheidung des Fußballverbandes nicht eingebunden und sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden“, sagt die Fußballkreis-Vorsitzende Doris Mager. Sie sei nach der eingangs erwähnten Informationsveranstaltung per Mail vom FVM informiert worden. „Der Kreis-Vorstand sieht diese Entscheidung kritisch“, so Mager, für die eine in den Amtlichen Mitteilungen veröffentlichte Staffeleinteilung bindend ist. Sie könne die Argumentation des Verbandes zwar nachvollziehen, erinnert sich aber auch an einen Fall, als Lommersum in die Bonner Bezirksliga eingeteilt wurde. „Für die Vereine aus dem Fußballkreis Euskirchen ist die Einteilung unglücklich, denn nun sind bis zu vier Absteiger möglich.“

Im Worst Case würde die Kreisliga wieder auf 15 Teams aufgestockt

Der Vorstand des Fußballkreises hat sich bereits zusammengesetzt und die Abstiegsregeln überarbeitet. „Die Entscheidung des Verbandes darf nicht zulasten der Kreisvereine gehen“, so Mager. Deshalb habe man für den Worst Case vorgesorgt und entschieden, dass bei tatsächlichen vier Absteigern nicht sechs der 14 Mannschaften aus der Kreisliga A absteigen, sondern diese für eine Saison auf 15 Teams aufgestockt werden würde. Und Doris Mager macht deutlich: „Wir wollen unsere Vereine unterstützen, wir sind für sie da und wollen nichts unversucht lassen.“

Dann kann der Fußballkreis beim SV Bessenich direkt anfangen. In einer Stellungnahme teilt der Verein mit, dass er alle rechtlichen Schritte einleiten will und gewillt ist, alle Instanzen zu durchlaufen, „selbst wenn das zu einer verspäteten Aufnahme des Spielbetriebs führt“. Es könne nicht sein, dass Vereine „willkürlich verschoben werden“. Es gehe nicht gegen den Kreuzauer SC, sondern um das Verfahren und die Art und Weise, wie die Einteilung geändert wurde: „Ohne jede nachvollziehbare oder faire Absprache mit den betroffenen Vereinen.“

Kommunikation des Verbandes stößt allen Verantwortlichen sauer auf

Man sei von einem Austausch auf Augenhöhe ausgegangen. „Stattdessen wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt. Eine echte Diskussion fand nicht statt“, heißt es in der Stellungnahme des Vereins.

Das bedauert auch Paul Esser, Sportlicher Leiter der Germania aus Erftstadt-Lechenich. „Die Art und Weise war nicht in Ordnung. Wieso lädt man dann zu einer Konferenz ein?“ Diese sei auch noch abgebrochen worden, damit man das EM-Halbfinale der DFB-Frauen nicht verpasse. Für Esser ist klar: „Der Verband hat den Wißkirchener Rückzug genutzt, um seinen Fehler bei der ursprünglichen Staffeleinteilung wieder gutzumachen.“ Um einem Verein zu helfen, tue man den sechs bis sieben Teams, die gegen den Abstieg spielen, nun weh.

Für Esser ist klar: „Wir müssen nun drei Vereine hinter uns lassen.“ Sein Vorschlag ist, dass die zusätzlichen zwei Absteiger per Quotientenregel ermittelt werden, man also Platz 14 aus den Staffeln 1 und 3 mit je 16 Klubs und Platz 13 aus den Staffeln 2 und 4 mit je 15 Klubs (denn auch der SV Vorgebirge hat seine Mannschaft nach der Einteilung zurückgezogen) miteinander vergleicht.

Esser und Kockerols bringen eine Quotientenregelung ins Spiel

Auch die JSG Erft 01 sieht eine mögliche Quotientenregel als Lösung für einen „sportmännisch fairen Wettkampf“. Trainer Chris Kockerols benutzt bewusst ein Zitat des Verbandsspielausschusses aus der Konferenz. Der JSG-Trainer weiß aber, dass die Staffeln 2 und 4 mit ihren jeweils 15 Mannschaften darüber nicht amüsiert sein dürften.

Ansonsten nimmt Erft 01 die Entscheidung recht gelassen hin. Die sportliche Hürde sei nun etwas höher. Geärgert haben man sich trotzdem: Nicht über Kreuzau (Kockerols: „Das ist eine feine Truppe“), sondern über die „nicht ganz so saubere Art und Weise der Kommunikation vonseiten des Verbandes“. Dieser müsse sich auch an eigene Entscheidungen halten, auch wenn sie schlecht waren wie im Falle von Kreuzau. Deren Einteilung in Staffel 4 sei von vorneherein nicht nachvollziehbar gewesen. Der Ball liege nun beim Fußballkreis Euskirchen, sich für die Belange seiner Vereine einzusetzen.

Hoffnungen dürfen sich die drei Vereine nicht machen. „Die Entscheidung über die endgültige Staffeleinteilung obliegt dem Verbandsspielausschuss und ist gemäß Spielordnung unanfechtbar“, heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage dieser Zeitung. Der FVM sagt: „Der Saisonstart ist nicht betroffen.“