TuS Dom-Esch steigt aufOhne Schuhe zum Torschützenkönig

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Bierdusche: Die Fußballer des TuS Dom-Esch feierten den Aufstieg ausgelassen. Mittendrin: Michael Schneider.

Bierdusche: Die Fußballer des TuS Dom-Esch feierten den Aufstieg ausgelassen. Mittendrin: Michael Schneider.

Euskirchen-Dom-Esch – Michael Schneider spielt erst seit neun Spieltagen Fußball. Er trainiert nicht, hat keine Fußballschuhe. Schienbeinschoner sucht man in der Tasche des 21-Jährigen vergeblich. Das hält den Stürmer des TuS Dom-Esch aber nicht davon ab, sich wahrscheinlich die Torjäger-Kanone der Kreisliga-Staffel 1 zu sichern. 24 Treffer hat Schneider in der laufenden Saison erzielt und damit entscheidenden Anteil am Aufstieg in die Kreisliga B.

Dieser ist seit Sonntagabend perfekt – ohne am Osterwochenende gespielt zu haben. Der Grund: Die Reserve des FC Heval trat am Samstag zum Nachholspiel gegen die Zweitvertretung des SV Frauenberg nicht an. Es war die dritte Partie, die der FC Heval nicht gespielt hat. Damit gilt das Team automatisch als zurückgezogen, das Duell mit dem TuS Dom-Esch am Ostermontag wurde abgesetzt. Für Heval ist es ein erneuter Tiefpunkt, nachdem der einst so ambitionierte Verein im Laufe der Saison auch schon die erste Mannschaft vom Spielbetrieb zurückziehen musste.

Sieg am grünen Tisch

Dem TuS dürfte das egal sein, denn er feierte den Aufstieg am grünen Tisch. Und wie es sich für einen karnevalsverrückten Ort gehört – auf dem Karnevalswagen. Um 15 Uhr ging es am Ostermontag für eine Stunde durch den Ort, bevor am Sportplatz die Aufstiegssause so richtig Fahrt aufnahm. Los ging es an der Festhalle. Dort wurden die Aufstiegsshirts übergestreift, die ersten isotonischen Getränke geöffnet und die Textsicherheit sämtlicher Stimmungslieder schon früh unter Beweis gestellt. Eine Meisterfeier dauert nämlich länger als 90 Minuten ...

Auf dem Karnevalswagen der Prinzengarde ging es durch Dom-Esch. Die Fußballer feierten sich und den Aufstieg.

Auf dem Karnevalswagen der Prinzengarde ging es durch Dom-Esch. Die Fußballer feierten sich und den Aufstieg.

Wenn es nach Michi Schneider geht, wird das nicht der einzige Aufsteig in diesem Jahr sein. Der Student aus Niederkastenholz spielt nämlich auch für den TV Palmersheim in der Handball-Verbandsliga. Drei Partien vor dem Ende hat die Mannschaft von Peter Trimborn noch alle Chancen auf den dritten Durchmarsch in Folge.

Nächste Saison mit Bruder Peter

„Ich bin froh, dass ich mich nicht zwischen einem Aufstieg entscheiden muss, sondern zu beiden meinen Teil beitragen kann“, sagt Schneider, der eigentlich nach der Saison beim TuS aufhören wollte. Dass er noch ein Jahr dran hängt, liegt an zwei Faktoren. Zum einem am Spaß, den der Stürmer beim TuS hat. Zum anderen daran, dass sich zur neuen Saison sein Bruder Peter dem B-Liga-Aufsteiger anschließen wird. Der spielt noch bei der SG Flamersheim/Kirchheim.

Will auch mit dem TVP aufsteigen: Michael Schneider.

Will auch mit dem TVP aufsteigen: Michael Schneider.

Sowohl beim TVP als auch beim TuS fällt die kleine, aber feine und sehr laute Fanszene auf. Zwischen den Handballern und den Fußballern ist eine echte Fanfreundschaft entstanden. „Die Jungs waren schon im TVP-Bus dabei und machen auch bei Heimspielen unfassbaren Alarm“, sagt Schneider: „Ein solcher Support sucht in der Verbandsliga seinesgleichen.“ Beim vorentscheidenden Spiel um den Aufstieg am vergangenen Sonntag revanchierten sich die Handballer und feuerten den TuS gegen den VfB Blessem lautstark an. Mit Erfolg: Der TuS gewann durch ein Schneider-Tor mit 1:0, stürzte den VfB II von der Tabellenspitze und ebnete sich so den Weg zum eigenen Aufstieg.

Handball-Coach ist nicht begeistert

Unter den Zuschauern war auch Palmersheims Trainer Peter Trimborn. Ein Fan davon, dass Schneider gerne die (fremden) Fußballschuhe schnürt, ist der Handballcoach nicht. Der Grund: das Verletzungsrisiko. „Ein schlechter Handballer ist immer noch ein guter Fußballer“, sagt Trimborn schmunzelnd: „Beide sind absolute Teamplayer. Beide sind unverzichtbar.“

Beide? Ja! Michael Schneider ist nämlich nicht der einzige Handballer, der bei der Sportart schon mal gerne fremdgeht. Auch Lukas Königshoven spielt nicht nur Handball beim TVP, sondern auch Fußball beim TuS. „Das Ganze bereichert die Jungs. Es ist ja nicht so, als ob wir als Handballer die Sportart nicht kennen. Zum Aufwärmen spielen wir das ja auch schon mal“, sagt Trimborn: „Und Lukas und Michael kann ich schlichtweg nur mit Lob überhäufen. Wie eigentliche alle meine Jungs.“

Durch die Flut zum Fußball

Doch wie ist Schneider eigentlich zum Fußball gekommen? „Durch die Flutkatastrophe“, sagt er. Der 21-Jährige half während der Evakuierung der Menschen aus Palmersheim, Flamersheim und Schweinheim im „Auffanglager“ in Dom-Esch. „Wir haben, um die Kinder zu beschäftigen, auf dem Rasenplatz Fußball gespielt“, erinnert sich der Sonderpädagogikstudent. Dabei sei er mit Fabian Flatten ins Gespräch gekommen. Flatten kümmert sich in Dom-Esch um die Fußballmannschaft, die nun wieder an erfolgreichere Zeiten anknüpfen möchte.

Beim 0:1 gegen Elsig blieb Michi Schneider (r.) ohne Torerfolg.

Beim 0:1 gegen Elsig blieb Michi Schneider (r.) ohne Torerfolg.

Vielleicht tritt Schneider ja in die großen Fußstapfen von Marco Stasiulewski. Der Broicher erzielte in der Saison 2000/2001 in der Kreisliga A unglaubliche 48 Tore. Zum Aufstieg reichte das aber dennoch nicht. Die Mannschaft von Bert Zeleken scheiterte in der Relegation an Spich. Der so ersehnte Aufstieg, ein ortsansässiger Altmetallhändler pumpte nach Informationen dieser Zeitung damals viel Geld in Mannschaft, sollte dann 2005/06 erfolgen. Danach ging es aber genauso schnell wieder bergab. Vor einigen Jahren stand der Verein sogar vor der Auflösung. Die verbliebenen Kicker wanderten zu dieser Zeit zur JSG Erft ab, kehrten aber zurück, weil Fabian Flatten die Werbetrommel rührte und für das Projekt warb.

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Mit Erfolg: Seit der Saison 2019/20 wird in Dom-Esch wieder Fußball gespielt. „Das ist aus einer Bierlaune heraus entstanden“, erinnert sich Flatten. Mittlerweile ist das Team eine kleine Familie, bestehend aus den oft zitierten elf – im Fall des TuS sogar deutlich mehr – Freunden. „Das Projekt ist mittlerweile eine Art Selbstläufer“, freut sich der Dom-Escher.

Das kann man von der Saison nicht behaupten. So setzte es beispielsweise gegen Elsig eine 0:1-Niederlage. Zu diesem Zeitpunkt war man vom Aufstieg gefühlt sehr weit entfernt. Doch das ist mittlerweile längst Teil der TuS-Erfolgsgeschichte.

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