Die Kernsanierung des Clubhauses des 1. FC Köln hat ein Designbüro aus Euskirchen übernommen. Boden, Wände, Licht, Möblierung – alles war zu erneuern.
1. FC KölnOhne Folklore, typisch Effzeh – Euskirchener gestalten neues Geißbockheim

Die Tische an der Bar in der Südkurve sind auf Wellenbrechern montiert, die Fans aus dem Stadion kennen.
Copyright: Stefan Durstewitz
Der 1. FC Köln, Euskirchen und Düsseldorf – ein Passspiel, das sich sehen lassen kann. Das Euskirchener Büro für Innenarchitektur „Stanke Interiordesign“ hat für den Effzeh das traditionsreiche Geißbockheim neu gestaltet – und das, obwohl die Innenarchitektinnen selbst keine besondere Nähe zum Fußball haben und die federführende Expertin Nadine Kordulla auch noch aus Düsseldorf kommt. Doch die Affinität zum Fußball ist infolge dieses Projektes jedoch gewachsen. „Ich gucke jetzt, ob der FC gewonnen oder verloren hat“, sagt Nadia Stanke, Chefin der Design-Spezialisten mit Sitz in der Alten Tuchfabrik.
Was zunächst als vermeintlich kleinerer Auftrag begann, entwickelte sich schnell zu einem umfangreichen Projekt. Das Team um Nadia Stanke übernahm die komplette Neugestaltung der Gastronomie im Obergeschoss, der Kantine für Mitarbeiter und Spieler, des Pressebereichs sowie der angrenzenden Außenflächen. „Im Grunde wurde alles kernsaniert – Boden, Wände, Licht, Möblierung. Vier Monate lang war der Bereich komplett geschlossen“, erklärt Stanke.
Der FC ist auch ohne viel Vereinsfolklore überall präsent
Dabei legte der FC Wert auf eine zeitgemäße, flexible Gestaltung – ohne dabei in Vereinsfolklore zu verfallen. „Unsere erste Idee war natürlich: Rot-Weiß, klar, das ist der FC. Aber genau das wollten sie nicht“, erzählt Stanke: „Es sollte nicht nach Fußballkneipe aussehen.“ Das neue Konzept setzt daher auf warme Holztöne, gedeckte Farben und modulare Raumelemente. „Man weiß, wo man ist, auch ohne dass überall das Vereinslogo prangt“, so Stanke.

Das Geißbockheim erstrahlt in neuem Glanz.
Copyright: Stefan Durstewitz
Ganz ohne Fanbezug blieb es dennoch nicht. In der internen Kantine, die den Namen Südkurve trägt, finden sich Anspielungen auf das Stadion, etwa Wellenbrecher, die an die Elemente von Stehplatztribünen erinnern. „Die sollen noch beklebt werden, damit sie authentischer wirken“, so Stanke. Die Möbel seien robuster, der Stil insgesamt rauer und industrieller. „Die Spieler sollen sich dort wohlfühlen, aber es darf ruhig ein bisschen kantiger sein“, sagt Nadine Kordulla. Die Innenarchitektin stand fast ein Jahr lang im engen Austausch mit dem 1. FC Köln.
Es sei immer ein extrem wertschätzender Kontakt gewesen, berichtet Kordulla. Viele Ideen seien im gemeinsamen Austausch entstanden. Keine Seite habe der anderen versucht, etwas überzustülpen. Und so ist eine moderne Gastronomie mit Wohlfühlatmosphäre entstanden, die auf gezielte FC-Elemente setzt. So seien von einer Agentur eigens Bilder für die Fotowände geschossen worden.
Die Innenarchitektin kommt ausgerechnet aus Düsseldorf
Der 1. FC Köln begleitete das Projekt eng. „Es war eine sehr gute Zusammenarbeit. Die Verantwortlichen waren engagiert, haben sich bei Musterterminen eingebracht, Ideen diskutiert. Das war sehr konstruktiv.“ Auch das Ergebnis kam gut an. „Es hat richtig Spaß gemacht, und wir waren stolz, Teil davon zu sein. Es war nicht nur ein Projekt, sondern auch eine Erfahrung“, so die Chefin.
Dass die Innenarchitektinnen mit Nadine Kordulla ausgerechnet mit einer Düsseldorferin den Kölner Kultverein neu gestalten durften, sorgte intern für einige Lacher. „Das habe ich anfangs gar nicht gesagt“, gibt Kordulla zu: „Aber irgendwann kam es raus – und die Reaktion war: Völlig egal!“
Doch wie das wohl immer so ist, wenn etwas neu ist. Es gibt nicht nur positive Kritik. So bemängelten laut Stanke auf den Social-Media-Kanälen des 1. FC Köln einige Fans, dass ihnen das Rot fehlt. „Klar, es gab Kommentare wie: ,Wo ist das FC-Gefühl?' Aber wer da reingeht, merkt schnell: Das ist trotzdem Köln“, sagt Stanke: „Und ehrlich gesagt: Die Fans kommen ja sowieso in Rot-Weiß.“ Und es gibt immer wieder dezente Hinweise, dass man doch beim 1. FC Köln ist – oder eben isst. So sind manche Streben an den Stühlen in Rot gehalten. Geißbock Hennes darf als dreidimensionaler Aufsteller nicht fehlen.
Für das Euskirchener Büro war das Projekt eine besondere Erfahrung. „Ich war beim ersten Termin im Stadion. Das war schon beeindruckend. Und auch wichtig, um ein erstes Gefühl für das Projekt zu bekommen“, berichtet Nadia Stanke. Für das Designbüro, das auch die Ideenfabrik und das Café in der Alten Tuchfabrik gestaltet hat, war der Auftrag mehr als ein Prestigeprojekt. „Wenn man sagt, man hat für den FC gearbeitet, kommt sofort ein Wow. Das zeigt, welche Strahlkraft so ein Name hat“, sagt Stanke. Und vielleicht war es ja auch nicht das letzte Mal, dass Euskirchen, Düsseldorf und Köln einen Matchplan entwickelt haben.
Nach dem Geißbock benannt
Das nach dem FC-Maskottchen, einem Geißbock, benannte Geißbockheim wurde vom Unternehmen des damaligen DFB-Präsidenten Peco Bauwens erbaut und 1953 eingeweiht. 1961 wurde es umfangreich renoviert. Eine Halle sowie neue Rasenplätze wurden ihrer Bestimmung übergeben. Seit 2008 beherbergt das erneut renovierte und inzwischen erweiterte Geißbockheim neben einer Gaststätte die Geschäftsstelle des FC.
Reste des Zwischenwerks können weiterhin besichtigt werden. 1876 wurde an dieser Stelle als Teil des Kölner Festungsrings das Zwischenwerk VI b errichtet, das 1921 geschleift und teilweise abgebrochen wurde.
Pläne des FC, das Gelände zu vergrößern, werden durch seine Lage in dem Landschaftsschutzgebiet L17 „Äußerer Grüngürtel Müngersdorf bis Marienburg und verbindende Grünzüge“ erschwert.

