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TeilhabewocheZum Fachtag „Wohnen“ kamen viele Besucher ins Kreishaus nach Euskirchen

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Landrat Markus Ramers steht am Rednerpult, vor ihm sitzen Menschen und hören ihm zu.

Im Sitzungssaal wurden die Gäste des Fachtags Wohnen von Landrat Markus Ramers begrüßt. 

Der Kreis Euskirchen startet eine Umfrage zu Wohnsituation, Barrieren, Wünschen und Unterstützungsbedarfen von Menschen mit Behinderung.

Die zurzeit laufende Teilhabewoche für Menschen mit Behinderung im Kreis Euskirchen bot am Donnerstag einen Fachtag, der auf große Resonanz stieß. Im Zentrum stand das Thema Wohnen, das für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen oftmals mit großen Herausforderungen einhergehen. Eltern sorgen sich um die Zukunft ihrer Kinder, haben Angst, Verantwortung abzugeben und wissen gleichzeitig, dass sie Pflege und Betreuung irgendwann nicht mehr leisten können. Junge Menschen mit Behinderung haben aber oft den gleichen Wunsch nach Selbstständigkeit und Zeit mit Gleichaltrigen wie junge Menschen ohne Behinderung.

Auf einem Markt der Möglichkeiten, der im Foyer des Kreishauses aufgebaut war, präsentierten sich am Donnerstag zahlreiche Anbieter, Unterstützer und Vereine. Mit dabei waren unter anderem die Lebenshilfe Kreisvereinigung Euskirchen, die Lebenshilfe HPZ, die Caritasverbände aus dem Kreisgebiet, die Malteser, die SZB-Eingliederungshilfe die Pflegeberatung des Kreises, verschiedene Assistenz-Anbieter, die KoKoBe, der Gemeindepsychiatrische Verbund, die NEW und der Paritätische mit seiner Teilhabeberatung Eutebe und der Pflegeselbsthilfe Kreis Euskirchen. An allen Ständen herrschte reges Interesse, die große Resonanz machte deutlich, dass das Thema vielen Bürgerinnen und Bürgern auf den Nägeln brennt.

Silke Toennes interviewt Johannes Becker, der im Rollstuhl sitzt, und seinen Vater Frank.

Vom Auszug aus dem Elternhaus und dem Leben in einer Wohnstätte: Silke Toennes interviewte Experten wie Johannes Becker und seinen Vater Frank.

Klaus Berg sitzt an seinem Stand, in den Händen hält er Krücken. Im Hintergrund sind andere Stände. Menschen sind miteinander im Gespräch.

Im Foyer präsentierten sich Verbände, Vereine, Institutionen und auch Klaus Berg mit seinem Weihnachtsprojekt gegen Einsamkeit.

Bei seiner persönlichen Begrüßung der Gäste, die simultan in Gebärdensprache übersetzt wurde, sprach Landrat Markus Ramers davon, dass Teilhabe kein fernes Ziel sei, „sondern ein Anspruch, der täglich mit Leben gefüllt werden muss.“ Hierbei soll die freiwillige Befragung „Wohnen & Unterstützung“ helfen (siehe „Heute letzter Tag der Teilhabewoche im Kreis Euskirchen“), die der Kreis gestern gestartet hat.

„Unsere freiwillige Befragung ist offen für alle Menschen mit Beeinträchtigungen ab 16 Jahren im Kreisgebiet“, so Ramers. Hierbei soll die Bürgerschaft Barrieren, Wünsche und Unterstützungsbedarfe klar benennen. Ramers: „Je vollständiger die Rückmeldungen sind, desto zielgenauer können wir planen.“ Letztlich gehe es darum, „hinzuhören und gemeinsam Impulse zu setzen für gutes, bezahlbares und barrierefreies Wohnen“.

Nach einem Vortrag der Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstellen (KoKoBe) über die unterschiedlichen Wohnmöglichkeiten, folgte eine Talkrunde. Hier gaben Menschen mit Behinderung selber Auskunft über ihr Leben in einer Wohnstätte, im Betreuten Wohnen oder den eigenen vier Wänden.

Einen wichtigen Tipp aus der eigenen Erfahrung gab Frank Becker, dessen Sohn Johannes – einer der Experten in der Runde – 2021 von Zuhause aus- und in eine Wohnstätte einzog: „Man muss früh anfangen, eine geeignete Wohnmöglichkeit zu suchen. Die Wartelisten sind lang. Und es wird immer schwerer, je älter man selber wird.“ Der Entwicklung seines Sohnes habe der Umzug gutgetan, er sei nun selbstständiger. Und auch sein Sohn Johannes zeigte sich zufrieden mit seiner Wohnsituation: „Alle Betreuer sind sehr nett.“