BilanzVolksbank Euskirchen hat sich im Krisenjahr 2022 gut behauptet

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Im neuen Serverraum der Volksbank Euskirchen stehen die beiden Vorstandsmitglieder Marc Güttes (l.) und Hans-Jürgen Lembicz.

Präsentieren den neuen Serverraum in der nach der Flut renovierten Zentrale in Euskirchen: die beiden Vorstandsmitglieder der Volksbank, Marc Güttes (l.) und Hans-Jürgen Lembicz.

Trotz Krieg und Krisen ist man bei der Volksbank Euskirchen mit der Bilanz zufrieden – doch die Zeiten werden nicht leichter.

Welches Fazit zieht man nach einer solchen Jahresbilanz? Hans-Jürgen Lembicz, Vorstandssprecher der Volksbank Euskirchen, schwankt zwischen „Mit einem blauen Auge davongekommen“ und „Zufrieden, trotz allem“ – also trotz des russischen Angriffskrieges, der Lieferengpässe und einer Inflation von 6,9 Prozent aufs Jahr gerechnet. Da kann sich ein Jahresüberschuss von 2,3 Millionen durchaus sehen lassen, auch wenn er um 599.000 Euro niedriger liegt als 2021.

Dass eines der Kerngeschäfte, die Baufinanzierung, 2022 gut abschloss, liegt laut Vorstand Marc Güttes allein an der ersten Jahreshälfte – also der Zeit, bevor sich Lage und Stimmung rasant trübten. Die Leitzinserhöhungen der EZB kamen nach Ansicht von Lembicz und Güttes zu spät und dann zu wuchtig.

Steigende Zinsen verhageln vielen den Traum vom Eigenheim

Konnten die Kunden im Frühjahr 2022 noch mit 0,9 Prozent Zinsen rechnen, sind es inzwischen rund vier Prozent. „Viele können sich das nicht leisten“, so Lembicz, denn der rasante Zinsanstieg reihe sich ein in die lange Liste der Faktoren, die vielen den Traum vom Eigenheim verhageln: höhere Lebenshaltungskosten sowie gestiegene Bau- und Energiepreise.  

Natürlich reagiere das Institut auf die veränderten Rahmenbedingungen, indem angesichts höherer Zinsen die Tilgungen gestreckt würden, doch das habe Grenzen: Bei einem Prozent Tilgung wäre das Objekt nach 100 Jahren abbezahlt. „Das wäre absurd“, so Lembicz. So sei die Nachfrage nach Baufinanzierungen seit Mitte 2022 „stark rückläufig“, und die Berater müssten auch vorsichtig agieren. „Man kann das als Bank bei vielen Kunden nicht mehr vertreten“, sagt Lembicz. Die Volksbank setzte traditionell auf Solidität.

Ein Kurs, der sich auch – oder gerade – in einem schwierigen Umfeld bewähre. Dass die Genossenschaftsbank 2022 erstmals die Zwei-Milliarden-Hürde bei der Bilanzsumme übersprungen hat, wollen Lembicz und Güttes nicht allzu hoch aufhängen („Momentaufnahme“).

Zweites Halbjahr hat Kundenberatung in Euskirchen verändert

Dass die Summe der Kredite an Kunden im Vergleich zum Vorjahr um 18 Millionen auf 1,049 Milliarden – wie gesagt, vornehmlich der ersten sechs Monate wegen – gestiegen ist und weitere 90 (Vorjahr 75) Millionen an Baudarlehen zugesagt, aber noch nicht abgerufen wurden, stehen für das „blaue Auge“ oder die „Zufriedenheit“. Und das schwierige zweite Halbjahr hat die Kundenberatung verändert.

Die Berater drücken seit geraumer Zeit die „Schulbank“, um sie als „Zertifizierte Modernisierungsberater“ gemäß dem Bundesverband Gebäudemodernisierung wieder zu verlassen. Sie lernen viel über Wärme, Dämmstoffe, Wärmebrücken, barrierefreien Umbau, aber auch über die Förderungen – mithin alles das, wo künftig mutmaßlich die Musik im Kreditgeschäft spielen wird. Denn wenn immer weniger Kunden Kredite in Anspruch nehmen (können), nutzen der Bank auch die hohen Zinsen wenig. Die älteren Kredite werfen ja weiterhin wenig Zinsen ab.

Höhere Zinsen für die Kunden, Dividende für die Mitglieder

Zumal die Einlagen der Kunden ja auch höher verzinst werden. Fürs Tagesgeld gibt es derzeit 0,5 Prozent, für die einjährige Anlage 2,4 und für die zweijährige 2,6 Prozent – das ist zwar nicht nichts, aber auch kein taugliches Mittel. Die Inflation frisst das Geld halt nur etwas langsamer auf.   Daher sei „Streuen“ in verschiedene Anlagemöglichkeiten angesagt – und gute Beratung, so Lembicz.   2022 sind die Kundeneinlagen um 27,6 Millionen auf den Gesamtbetrag von 1,76 Milliarden gestiegen.

Für die Volksbank-Mitglieder schlägt der Vorstand eine Dividende von vier Prozent vor, der Rest des Jahresüberschusses soll in die Rücklage fließen.

Mit einer Eigenkapitalquote von 21,8 Prozent erfülle die Volksbank die aktuellen Anforderungen der Aufsicht. Und dass sie erfreut sind, dass ihre Berater bei der Gesellschaft für Qualitätsprüfung wieder ganz oben unter den Instituten in Euskirchen landeten, wollen die beiden Vorständler zwar auch nicht triumphierend herausposaunen, aber ganz unerwähnt soll es dann auch nicht bleiben.

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