Blackout-ÜbungEuskirchener Feuerwehr ohne Strom

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Die Feuerwehrleute der Löschgruppe Dom-Esch sitzt über einem Schichtplan zusammen.

Die Feuerwehr im gesamten Stadtgebiet Euskirchens übte am Donnerstagabend den Notfall. Das Szenario: ein Stromausfall.

Die Euskirchener Feuerwehr übte den Notfall. Für mehr als 400 Einsatzkräfte aus dem gesamten Stadtgebiet löste die Leitstelle um 18.28 Uhr Vollalarm aus, weil der Strom ausgefallen war - auch in den Orten rund um die Kreisstadt.

Um 18.28 Uhr ging am Donnerstag die Alarmierung für etwa 400 Feuerwehrleute im Euskirchener Stadtgebiet raus – Vollalarm aufgrund einer Energiemangellage.

Wie sah das Szenario für die Feuerwehr aus?

Durch einen Blackout ist die Stromversorgung im Stadtgebiet flächendeckend ausgefallen. Es wird mit mehreren Tagen Stromausfall gerechnet. Auch im Gerätehaus ist kein Strom und entsprechend kein Licht.

Was waren die Aufgaben der Einsatzkräfte?

Die Feuerwehr musste zunächst die Einsatzbereitschaft herstellen. Dafür hat die Wehrleitung in den vergangenen Wochen eine Handlungsempfehlung konzipiert. Zudem sollte ein fiktiver Plan für eine Bereitschaft rund um die Uhr für drei Tage im Gerätehaus erstellt werden – inklusive Plan für Versorgung mit Lebensmitteln für die jeweilige Löschgruppe.

Zwei Feuerwehrmänner der Löschgruppe Stotzheim stehen vor einem Notstromaggregat.

Die Löschgruppe Stotzheim war mit einem Notstromaggregat schnell wieder einsatzfähig.

Welche Spielregeln gab es für die Übung?

Alle Planungen sollten für 72 Stunden aufgestellt werden – ohne Hilfe über den Ort hinaus. Die Theorie sollte möglichst realistisch   sein. Szenarien, in denen beispielsweise eine Elektrofachkraft benötigt wird, sollten nicht erörtert werden. Die Lösungen für die Aufgaben müssen verschriftlicht werden – auch um Probleme zu thematisieren, die im Nachgang gelöst werden können.

Wie waren die Erfahrungen der Einsatzkräfte?

„Als wir am Gerätehaus angekommen sind, war alles stockdunkel. Wir haben erstmal das Handylicht eingeschaltet“, berichtete Oliver Oepen von der Löschgruppe Stotzheim. Dann habe man die Tore des Gerätehauses geöffnet und die Fahrzeuge auf den Platz gefahren. Mit dem Lichtmast des Fahrzeugs wurde dann der Platz ausgeleuchtet. Mit einem externen Stromaggregat, das Elektrotechniker Oepen parallel aus seinem Betrieb holen ließ, wurde anschließend die Stromversorgung rund um das Gerätehaus sichergestellt. „Ich kann auf etwa 2000 Liter Treibstoff zurückgreifen. Wir könnten sogar die Duschen im Gerätehaus betätigen“, erklärte Oepen.

Man muss zwischen einem lokalen Stromausfall und einem flächendeckenden Blackout unterscheiden
Peter Jonas, Kreisbrandmeister

In Dom-Esch lief gegen 19 Uhr auch bereits ein kleines Stromaggregat. Zunächst hatten die Feuerwehrleute auch dort den sogenannten Power Moon – ein Leuchtballon, der ein blendfreies Licht ausstrahlt, das dem Tageslicht ähnelt – an den Start gebracht. Auch dort kam der Strom vom Feuerwehrfahrzeug. „Wir haben in der Vergangenheit Infoveranstaltungen mit und für die Dorfbewohner durchgeführt“, berichtete Marcel Reinartz.

Löschgruppe Dom-Esch war gut vorbereitet

Daher sei sowohl der Ort als auch die Löschgruppe auf ein solches Szenario gut vorbereitet. So hätten die ortsansässigen Landwirte die Versorgung der Einsatzkräfte mit Lebensmitteln zugesichert. Zudem stellen sie Reinartz zufolge Diesel und auch Notstromaggregate zur Verfügung. Die Wache an der Frauenberger Straße lief ebenfalls über Notstrom. Der wurde über ein Dieselaggregat im Keller generiert. „Wir haben das im engsten Kreis geplant“, erklärte Pressesprecher Daniel Schwarz.

Wie fällt das Fazit des Wehrleiters aus?

„Grundsätzlich sind wir mit der Übung sehr zufrieden. Die Gerätehäuser waren schnell besetzt“, sagte Alexander Berger: „Uns war wichtig, dass wir die gesamte Technik testen können – von der Alarmierung bis zum Notstromaggregat. Das hat im Allgemeinen gut funktioniert.“ Gehapert habe es an kleineren Dingen, die nicht notstromgepuffert gewesen sein – wie Alarmdisplays. „Alles, was kritisch war, hat gut funktioniert“, so Berger: „Wo es Verbesserungspotenzial gibt, das ist die personelle Situation im Stab, da viele erstmal in der Löschgruppe im Einsatz sind und da herausgelöst werden müssen.“

Die Löschgruppe Stotzheim hat ein Zelt aufgebaut, in dem ein Schichtplan ausgearbeitet wird. Ein Feuerwehrauto steht vor dem Gerätehaus.

In Stotzheim beleuchtet die Löschgruppe den Platz vor dem Feuerwehrgerätehaus mithilfe eines Einsatzfahrzeugs.

Was sagt der Kreisbrandmeister?

„Man muss zwischen einem lokalen Stromausfall und einem flächendeckenden Blackout unterscheiden“, sagt Kreisbrandmeister Peter Jonas: „Beim Blackout können wir nicht auf überörtliche Hilfe hoffen, weil alle betroffen sind und alle die gleichen Probleme haben. Das war bei der Flut anders.“ Für ein solches Szenario müsse auch die Kreisverwaltung Automatismen finden. Dass die Euskirchener Wehr ein solches Szenario geübt hat, findet Jonas „sehr gut“.

Wie geht es in den kommenden Wochen weiter?

Die Feuerwehr Euskirchen wird dieses Szenario erneut üben und verfeinern. So wurden Roitzheim und Schweinheim diesmal nicht angefahren. Beide Orte haben keine Feuerwehrgerätehäuser und sollen im Ernstfall von Feuerwehrfahrzeugen angesteuert werden, die der Bevölkerung als „Leuchtturm“ dienen. Auch Kessenich spielt laut Berger in diesen Überlegungen eine Rolle: „Zunächst werden wir aber alle Erfahrungen zusammentragen, damit wir Schwachstellen abgestellt bekommen.“


Am 8. Dezember findet ein bundesweiter Warntag statt. Dann soll auch Cell Broadcast (funktioniert ohne App und Internet) getestet werden. Der Verbraucher muss sich weder irgendwo anmelden noch eine bestimmte App installieren. Von einer Rettungsstelle geht über das Mobilfunknetz eine Textnachricht per SMS raus. Für gewöhnlich soll das zukünftig passieren, wenn man sich an einem Ort aufhält, an dem eine Katastrophe oder Gefahr droht.

Um die Warnung zu erhalten, ist es wichtig, dass das Smartphone auch wirklich im Mobilfunknetz und nicht nur mit dem WLAN verbunden ist. Darüber hinaus sollte ein Blick in die Einstellungen des Smartphones geworfen werden, ob der Empfang von Warnmeldungen aktiviert wurde. (tom)


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