Die Kegelbrüder fahren jedes Jahr auf Tour. Dass es den Verein nach einem Dreivierteljahrhundert noch gibt, ist keine Selbstverständlichkeit.
Bald wird wieder gereistEuskirchener Kegelklub „He stöbb et“ feiert 75-jähriges Bestehen

Suchen Mitstreiter: die Kegelbrüder von „He stöbb et“. Vorne v.l. Horst Pauls, Franz Floß (Schriftführer), Christian Obst (Präsident) und Günter Keesner (stellvertretender Präsident); hintere Reihe v.l. Franz Wozniak, Heinrich Dahmen, Karl Arimont, Walter Esch und Manfred Schäfer.
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Auf Bremen freuen sie sich schon. Im September ist es wieder soweit. Dann machen sich die Kegelbrüder des Euskirchener Clubs „He stöbb et“ wieder auf zu einer ihrer jährlich stattfindenden Touren.
Doch schon davor gibt es Grund zum Feiern: Der Club wird 75 Jahre alt. Dass es dazu mal kommen würde, hatten die Gründungsmitglieder am 8. August 1950 wohl nicht gedacht.
Doch immer noch treffen sich ihre Nachfolger alle 14 Tage auf der Kegelbahn in der Euskirchener Gaststätte Dalmacija, um die Kugel in Richtung der Kegel zu schieben. „Bei uns steht die Geselligkeit im Vordergrund“, sagt Franz Floß, Schriftführer und Kassierer.
Der Ursprung des Vereinsnamens „He stöbb et“ ist ungeklärt
Seit 30 Jahren gehört er dem Klub an, der vor einem Dreivierteljahrhundert in Kuchenheim gegründet worden war. Im vergangenen Jahr, so Floß, sei leider das letzte Gründungsmitglied verstorben.
Wie es zu dem Namen „He stöbb et“ kam, ist somit auch nicht mehr genau zu recherchieren.
Lag es daran, dass die Kugeln tatsächlich etwas Staub aufwirbelten, nachdem sie mehr oder weniger zielgenau auf die Bahn geworfen wurden? Oder war es doch eher ein dezenter Hinweis in Richtung Theke auf etwaige Kölsch-Lieferengpässe? Egal, der Name hat sich gehalten – bis heute.
Kegelbrüder können neue Mitspieler gebrauchen
„Das ist nicht selbstverständlich, dass es den Klub noch gibt“, sagt Floß mit Blick auf die vielen Vereine von früher, die es inzwischen nicht mehr gibt. „Wir könnten auch noch ein oder zwei Mitkegler gebrauchen“, fügt der Schriftführer hinzu: „Wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten.“
Die Altersspanne der neun Kegler liege zwischen Mitte 70 und Mitte 80. Wenn dann noch ein oder zwei Kegelbrüder mal donnerstags fehlten, würden die Verschnaufpausen für jeden Einzelnen schon etwas kurz – auch wenn der Fokus eher auf der Geselligkeit liege und nicht mehr so sehr auf den sportlichen Resultaten.
Früher habe man noch an Vergleichskegelwettbewerben teilgenommen, blickt Floß in die Vereinsgeschichte: „In den 50er-Jahren hat der Club einmal unter 1500 Clubs den dritten Platz gemacht. Die müssen damals richtig gut gewesen sein.“
Touren werden mit Kegelabenden finanziert
Heute dienten die Kegelabende zu einem großen Teil der Finanzierung der Ausflüge. Jeder zahle ein Startgeld von 12 Euro, und dann kommen noch die „Strafgebühren“ dazu: etwa 10 Cent für einen Kallenwurf, also den Wurf in die Rinne neben der Bahn, oder für eine Stina (wenn ausschließlich die drei Kegel in der Mitte fallen).
„Wenn man so will, sind wir eher ein Sparverein als ein Kegelverein“, erklärt Franz Floß, doch verschulden müsse sich niemand: „Wenn man mal einen schlechten Abend hat, sind das dann 14 oder 15 Euro.“
Das sei verkraftbar – vor allem, weil mit diesen Einnahmen Zugfahrt und Hotel bei den Touren bezahlt werden –, und ein kleines Taschengeld für jeden Kegelbruder sei auch noch drin. „Beim letzten Mal waren das rund 160 Euro für jeden“, erinnert sich der Schriftführer. Hamburg und Rüdesheim waren die Ziele in den vergangenen Jahren, früher sei Boppard der Renner gewesen. Zum berühmt-berüchtigten Ballermann jedoch ziehe es die Herren überhaupt nicht hin, sagt Floß.
Jeden Monat spielen die Euskirchener einen König aus
Nun ist es aber auch nicht so, dass die Herren alle 14 Tage nur eine ruhige Kugel schieben wollen, um die Reisekasse zu füllen. „Es ist schon ein bisschen Ehrgeiz dabei“, verrät der Schriftführer.
Jeden Monat werde ein König ausgespielt: „Der bekommt dann auch eine Kegelkette umgehangen.“ König werde im Übrigen jeder mal, denn eine erneute Krönung ist erst dann möglich, wenn alle anderen mal den Thron bestiegen hätten. „Wer schon mal in dem Jahr König war, kegelt zwar mit – aber außer Konkurrenz, wenn's um die Kette geht“, erläutert Floß. Einen ausgeben müsse der König im Übrigen nicht, stellt Floß klar, fügt dann jedoch mit einem genüsslichen Schmunzeln hinzu: „Es wird aber schon gerne gesehen.“
Ehemaliger Bundesliga-Kegler und Trainer hilft beim Feintuning
Dass das Kind im Manne und der sportliche Ehrgeiz aber auch im höheren Alter immer noch nicht ganz verschwunden sind, zeigte sich eindrucksvoll, als ein ehemaliger Bundesliga-Kegler und Trainer dazustieß. Der schaue so alle drei oder vier Monate mal als Gastkegler vorbei – und die Vereinsmitglieder nähmen gerne die Tipps des Experten auf, was etwa Anlauf, Handstellung und das ganze Feintuning betreffe.
„Der kann Ihnen schon sagen, wie Sie mit der Kugel umgehen sollen“, zollt Floß dem Könner Respekt. Entscheidend sei, dass man nicht auf die Kegel schaue, die fielen dann schon von selbst. „Wichtig ist, dass man darauf achtet, wo man die Kugel aufsetzt.“
Während der Kassierer und Schriftführer so über seine Kegelbrüder und sich erzählt, sieht man ihm an, wie sehr er sich darüber freut, dass es den Verein auch nach 75 Jahren noch gibt: „Das muss man erst einmal schaffen. Ich kenne andere Clubs, die nicht mehr so viele Mitglieder haben.“ Nicht wenige Klubs hätten sich sogar aufgelöst. Ihm würde sicher was fehlen, würde dieses Schicksal auch seinen Verein treffen, sagt Franz Floß.
Interesse am Kegeln?
Wer Lust auf Kegeln hat, kann gerne zu Kegelabenden von „He stöbb et“ kommen: donnerstags alle 14 Tage von 19 Uhr bis 21.30 Uhr im Restaurant Dalmacija an der Münstereifeler Straße in Euskirchen.
Man kann sich auch bei Schriftführer Franz Floß, Tel. 02251/ 56269, melden. (sch)