Die Stadt Euskirchen hat fünf Potenzialflächen für Windkraft ermittelt –zwei davon liegen im Bereich von Frauenberg.
Bis zu 260 Meter hochFrauenberger befürchten, von Windrädern umzingelt zu werden
„Frauenberg droht die Umzingelung“ – so formulieren es einige Dorfbewohner mit Blick auf Potenzialflächen für Windkraft im Euskirchener Stadtgebiet. Die Verwaltung hatte im Mai 2022 eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die sowohl die bestehenden Flächen berücksichtigt als auch mögliche Erweiterungsflächen unter die Lupe nimmt.
Herausgekommen sind bei der Analyse eines externen Büros insgesamt fünf Potenzialflächen im Stadtgebiet – zwei davon liegen in unmittelbarer Nähe von Frauenberg, Oberwichterich und Irresheim.
Frauenberger klagen über hohe Belastungen durch A1 und B56n
„Nimmt man die Schnellstraße B56n und die Autobahn und die bereits bestehenden Windkraftanlagen an der A1 hinzu, dann ist das schon viel, mit dem wir hier zu kämpfen haben“, sagt der Frauenberger Georg Pick. Sollten zwei Windkraftzonen hinzukommen, sei das „schon heftig“. Zumal die Geräuschkulisse durch die Erweiterung des Logistikunternehmens Fiege in Zülpich weiter zunehmen werde, so Pick.
Sein Nachbar Toni Straßer stellt klar: „Wir sind nicht gegen Windkraft, aber das muss nicht an beiden Seiten von Frauenberg sein.“ Die analysierte Fläche entlang der A1 sei aus Sicht hervorragend geeignet. Von der Fläche, die die Stadt als P3 mit einer Fläche von knapp 20 Hektar ausweist, halte er aber nichts. „In unmittelbarer Nähe soll ein Baugebiet entwickelt werden. Die Neu-Frauenberger werden sich freuen, wenn sie auf einmal 260 Meter hohe Windräder vor der Nase haben“, so Straßer.
Windkraft: Externes Büro findet fünf Potenzialflächen rund um Euskirchen
Der von der Stadt beauftragte Dienstleister hat die Fläche in Richtung Dürscheven mit Priorität versehen. Die 46,6 Hektar große Fläche entlang der A1 hat von den Experten die Priorität 1 erhalten. In der Potenzialanalyse gibt es mit den Flächen südöstlich des Billiger Waldes (3,8 Hektar) und nördlich von Dom-Esch (3,6 Hektar) zwei weitere Flächen mit einer Priorität von 1.
Hinzu kommt noch eine Fläche östlich von Weidesheim mit einer Größe von 2,2 Hektar. Dieser Bereich wird von der Stadt mit der Priorität 2 klassifiziert. Insgesamt ergibt sich nach Angaben der Stadt Euskirchen eine Fläche von etwa 76 Hektar. Das entspreche etwa 0,54 Prozent des Stadtgebietes. „Bei einer durchschnittlich abgeschätzten Effizienz der Windenergieanlagen und Ausnutzung der Potenzialflächen könnten damit im langjährigen Mittel etwa 100.000 MWh pro Jahr Windstrom erzeugt werden“, heißt es in der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung.
Dass der Flächenanteil am Stadtgebiet so gering ausfalle, resultiere „maßgeblich aus den erheblichen Restriktionen der Erdbebenmessstationen Steinbachtalsperre (Abstandsradius 5000 Meter) und der Madbachtalsperre (Abstandsradius 3000 Meter) sowie den militärischen Schutzbereichen.
Aufgrund der Tatsache, dass die Planungshoheit für die Ausweisung von Windenergiebereichen nicht mehr bei der Stadt, sondern nunmehr bei der Bezirksregierung Köln liegt, besteht laut Verwaltung die einzige Chance auf Mitwirkung in der Vermittlung plausibler und nachvollziehbarer Untersuchungsergebnisse. Entsprechend habe man die Potenzialanalyse fachneutral aufstellen lassen.
„Man fühlt eine gewisse Ohnmacht, weil man nichts tun kann“, sagt der Frauenberger Jürgen Ohlendorf. Die Frauenbergerin Eva Hiller verweist im Gespräch mit dieser Zeitung auf den Naturschutz. „Hier gibt es einen regelrechten Kranich-Highway. Hier fliegen mehrere 1000 Tiere entlang“, sagt sie. Aus ihrer Sicht seien da 260 Meter hohe Windräder kontraproduktiv.
„Es droht ja sogar, dass die genannten Flächen und auch die Anzahl möglicher Windräder noch weitaus größer werden, also noch deutlich näher an unsere Ortschaften heranrücken“, fürchtet Hans-Joachim Schaefer von der Euskirchener FDP. Grund dafür sei der nicht mehr grundsätzlich gesetzlich einzuhaltende 1000-Meter-Abstand zu Ortschaften.
„Frauenberg, Oberwichterich und Irresheim dürfen nicht zu Opfer von unterlassener Planungen des ehemaligen Bürgermeisters Dr. Uwe Friedl und des Technischen Beigeordneten werden“, ärgert sich der Frauenberger. Der Ex-Verwaltungschef habe es versäumt, einen Teilflächennutzungsplan Windkraftanlagen anzugehen, um damit mehr Planungsrechte bei der Windenergie zu haben, ärgert sich der Liberale Schaefer.
Vom jetzigen Bürgermeister, Sacha Reichelt, erwartet Schaefer – genau wie die einige Frauenberger – dass er „weiterhin mit vereinten Kräften und größter Vehemenz permanent mit allen rechtlich zur Verfügung stehenden Mitteln gegen eine Umzingelung kämpft“.