Strom für Tausende HaushalteEin Investor hat Pläne für weitere Solarparks in Euskirchen

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Ein Solarpark in der Nähe der Ortschaft Ottenheim. Er liegt neben einer Bahnstrecke, auf der gerade ein Zug unterwegs ist.

Ein Investor will im Euskirchener Stadtgebiet zwei Solarparks errichten, wie sie unter anderem schon zwischen Wüschheim und Weilerswist-Ottenheim (im Hintergrund) existieren.

An der A1 sowie zwischen Euskirchen und Kuchenheim will ein Investor Solarparks bauen. Sie sollen Strom für Tausende Haushalte liefern.  

Ein Investor will in Euskirchen zwei Photovoltaik-Freiflächenanlagen bauen. Es wären die Solarparks Nummer vier und fünf im Stadtgebiet. Der Ausschuss für Umwelt und Planung stimmte den beiden Vorhaben jetzt mit großer Mehrheit zu. Allerdings blieb dem Gremium auch nichts anderes übrig. Die Stadt müsse eine Zusage erteilen, wenn planungsrechtlich nichts gegen das jeweilige Projekt spreche, sagte der Technische Beigeordnete Wolfgang Honecker.      

Die eine der geplanten Anlagen soll zwischen der Kernstadt und Kuchenheim entstehen, entlang der Bahnlinie Euskirchen-Bonn, die andere im Winkel zwischen der Autobahn 1 und der Landesstraße 178, die von Wißkirchen in Richtung Enzen führt. Wegen der Nähe zu einer Infrastrukturtrasse – hier die Bahnlinie, dort die Autobahn – gelten die Vorhaben nach Paragraf 35 des Baugesetzbuches als teilprivilegiert, wie es Honecker formulierte. Dies ist auch der Grund dafür, dass kein kommunales Planverfahren notwendig ist. Möglichkeiten zur Einflussnahme durch die Stadt seien eng begrenzt, ergänzte Fachbereichsleiter Thorsten Sigglow.   

Zusammen sollen die beiden Anlagen Strom für 7000 Haushalt liefern

Der Investor hat nach Sigglows Angaben in beiden Fällen einen Antrag auf Bauvorbescheid eingereicht. Nach dem jetzigen Stand haben der Kreis Euskirchen und die Bezirksregierung als Fachbehörden, die einzuschalten sind, keine grundsätzlichen Bedenken.

Der Solarpark am Rande der Kernstadt, der im Gebiet zwischen dem Ratsheimer Hof und dem RWE-Umspannwerk geplant ist, soll eine Gesamtfläche von 5,6 Hektar umfassen. „Mit dieser Anlage lässt sich nach ersten Berechnungen ein Energieertrag von ca. 6700 Megawattstunden pro Jahr generieren - also klimafreundlicher Strom für ca. 1900 Haushalte“, heißt es in der Projektbeschreibung.          

In diesem Jahr wurden in Euskirchen zwei Solarparks gebaut

Die Anlage, die an der Ostseite der A1 platziert werden soll, ist mit 15,6 Hektar und einem Ertrag von etwa 18.000 Megawattstunden pro Jahr (Strom für rund 5100 Haushalte) deutlich größer dimensioniert.          

Bei der Einordnung der Größe hilft ein Vergleich mit den beiden Solarparks, die in diesem Jahr im Euskirchener Stadtgebiet errichtet wurden – zwischen Wißkirchen und der Burg Veynau beziehungsweise zwischen Wüschheim und Ottenheim: Sie erstrecken sich jeweils über eine Fläche von rund 10 Hektar.

Die Euskirchener SPD-Fraktion wünscht sich, dass die Bürger profitieren

Bevor der Ausschuss für Umwelt und Planung den beiden neuen Projekten auf Vorschlag der Verwaltung zustimmte, waren auch kritische Töne laut geworden. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Michael Höllmann, sagte, man habe es zwar mit privilegierten Vorhaben zu tun, „die wir als Stadt nicht beeinflussen können“. Andererseits existiere „ein Ratsbeschluss, der besagt, dass die Stadt sich an solchen Anlagen – Windkraft oder Photovoltaik – beteiligen möchte“. Darüber solle die Verwaltung mit dem Investor sprechen.      

Wenn die Kommune oder sogar die Bürgerschaft finanziell von PV-Freiflächenanlagen profitieren könnten, sei es leichter, die Menschen davon zu überzeugen, dass es sich dabei um eine gute Sache handele, sagte Höllmann. Noch besser wäre es, wenn die Verkehrsgesellschaft SVE, eine 100-prozentige Tochter der Stadt Euskirchen, als Partner partizipieren würde, ergänzte der SPD-Sprecher: „Dann könnten wir damit einen Teil unseres ÖPNV finanzieren.“        

Die Grünen bringen für Euskirchen ein Genossenschaftsmodell ins Gespräch

Dorothee Kroll (Bündnis 90/Die Grünen) pflichtete Höllmann bei. Es sei wünschenswert, die Stadt, die Bürgerinnen und Bürger oder Vereine über ein Genossenschaftsmodell einzubinden. Aber jedes Mal heiße es, dies sei unmöglich, weil das Verfahren über Paragraf 35 des Baugesetzbuches laufe. Sie sei deshalb „sehr enttäuscht“, so Kroll.  

Die AfD lehnt weitere Solarparks kategorisch ab. „Wir sollten zunächst die verfügbaren Dächer von Gebäuden nutzen, bevor wir PV-Anlagen in die Natur bringen“, sagte ihr Sprecher Josef Burkart und sprach von einer „Verschandelung der Landschaft“. Mit ihren zwei Gegenstimmen konnte seine Fraktion jedoch nicht an den Beschlüssen des Ausschusses rütteln.

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