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Imagepflege„Die Kunst, nicht unterzugehen“ im Viehplätzchen-Viertel in Euskirchen

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13 Musiker aus verschiedenen Städten gaben mit ihren Drehorgeln ein beeindruckendes Konzert.

Euskirchen – Mit Drehorgelmusik und einer Kunstausstellung präsentierten sich zahlreiche Akteure an der Kapellenstraße. Marie Andrea Wenzler, genannt Mara, zeigte in Räumen der Caritas ihre Gemälde, während draußen 13 Musiker aus verschiedenen Städten in NRW mit ihren Drehorgeln ein beeindruckendes Konzert gaben.

Die Idee dazu war Wenzler und dem Drehorgelspieler Winfried Kubitza-Simons, genannt Simon, durch Beobachtungen in ihrem Viertel gekommen. Einerseits waren sie entsetzt über die Montagsdemonstrationen der Querdenker, andererseits berührt durch das Mitgefühl und die Hilfsbereitschaft nach dem Hochwasser.

Kreative Imagepflege für das Viehplätzchen-Viertel

So beschlossen sie, etwas für das Image ihres Viertels zu tun und eine Aktion zu starten. Der Titel der Ausstellung war entsprechend wegweisend: „Die Kunst, nicht unterzugehen.“ In Räumen der Caritas zeigte Mara ihre Bilder zwischen Landschaftsmalerei und kritischer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Ereignissen.

In ihren Bildern verarbeitet sie Erlebnisse und Emotionen: den Tod des Bruders, die Ratlosigkeit beim Hochwasser, den Sinn hinter aufgeregten Protesten auf der Straße. Von vielen Bildern geht eine fesselnde Faszination aus. Gleich der erste Besucher fragte interessiert, ob die Bilder käuflich sind. Mara, die sonst im Altenheim mit Demenzkranken zu tun hat, bejahte.

Per Chatgruppe ein Konzert in Euskirchen verabredet

Zur gleichen Zeit hatten sich auf der Straße die Omas gegen Rechts aufgebaut und eine beeindruckende Gruppe Drehorgelspieler sich versammelt. Die Spieler haben eine eigene Chatgruppe und verabreden sich immer mal wieder an unterschiedlichen Orten.

Simons Einladung nach Euskirchen hatte ihr Interesse geweckt. Besonders eindrucksvoll waren die Stücke, die gemeinsam gespielt wurden. Das funktioniert fast ausschließlich über synchronisierende Elektronik, die mittlerweile bei vielen Drehorgeln Standard ist. Nur das Gebläse ist noch handgetrieben. Längst werden auch nicht mehr nur alte Kamellen gespielt, sondern aktuelle Songs aus den Charts.

Anwohner hoffen auf bessere Atmosphäre

Ein kostenloses Essen ergänzte die kleine Festivität. Die Anwohner des Viertels erhoffen sich, dass mit Aktionen wie dieser oder dem Viehplätzchenfest vom September langsam eine andere Atmosphäre Einzug hält. „Vielleicht ziehen solche Aktionen auch wieder Geschäftsleute für die leerstehenden Lokale an“, hofft Karl Albert Schmitz, ein Anwohner aus dem Viertel.

Ähnliche Hoffnungen dürfte auch der Schirmherr der Veranstaltung, Bürgermeister Sacha Reichelt, haben. Dass dieser Wunsch in Erfüllung geht, kann man dem Quartier nur wünschen.