Provisorium als DauerzustandBrücke zur Vlattener Kirche wird nicht neu gebaut

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Die Behelfsbrücke an der Kirche in Vlatten soll auch weiterhin von den Fußgängern benutzt werden können.

Die Behelfsbrücke an der Kirche in Vlatten soll auch weiterhin von den Fußgängern benutzt werden können.

Heimbach-Vlatten – Nichts ist so dauerhaft wie ein Provisorium. Diese alte Weisheit findet in der Stadt Heimbach ihre nächste Bestätigung. Denn die Behelfsbrücke in Vlatten, die zur Kirche St. Dionysius führt und eigentlich wieder ersetzt werden sollte, bleibt den Kirchgängern auch weiterhin erhalten. Verantwortlich dafür sind die Kosten, die für einen Neubau zu veranschlagen sind und die angespannte Haushaltslage in Heimbach arg strapazieren würden.

Dabei hatte es alles schon so gut ausgesehen für die Heimbacher. Als im Jahr 2018 deutlich wurde, dass die ursprüngliche Fußgängerbrücke wegen statischer Mängel baufällig war und abgerissen werden musste, kam die Frage auf, wie es weitergehen könne. Denn ein Neubau, so die Kostenschätzungen, könnte bis zu 80 000 Euro kosten.

Ein verlockendes Angebot

Da kam Volker Salentin wie gerufen. Er ist bei der Wesselinger Bauunternehmung Graf tätig und unterbreitete ein verlockendes Angebot. Seine Firma arbeite mit der TU Chemnitz an einer neuartigen Technik: einer Brücke aus Carbonbeton. Ein erstes Probeexemplar könne kostenlos in Vlatten errichtet werden, da seine Firma gerne ein Exemplar der innovativen Technik im Alltagsgebrauch als Vorführobjekt haben wolle. Einzige Bedingung: Die Errichtung der Unterkonstruktion solle die Stadt übernehmen. 40000 Euro wurden dafür veranschlagt. Ein Deal, auf den sich die Stadt im Januar 2019 gerne einließ. Um die Zeit bis zur Fertigstellung des neuen Übergangs zu überbrücken, wurde eine Behelfsbrücke neben der alten Konstruktion errichtet.

Doch nun kam es anders. Im Stadtentwicklungsausschuss wurde nämlich deutlich, dass die Unterkonstruktion deutlich teurer wird, als bisher angenommen worden war. Der Grund dafür, so führte der Ingenieur Lorenz Cornelissen aus, sei in der besonders leichten Bauweise der Carbonbetonbrücke zu finden, die eine deutlich stabilere Unterkonstruktion erfordere. Rund 70 000 Euro seien nun notwendig, so errechnete der Brückenplaner.

Carbon kann nicht rosten

„So hat man zum gleichen Preis etwas Besonderes“, führte er aus. Der Vorteil sei, dass Carbon im Gegensatz zu dem sonst im Beton verbauten Stahl nicht rosten könne. Auch schlug er vor, um den Übergang von der angrenzenden Merodestraße auf die Brücke für die Fußgänger sicherer zu machen, den Gehweg in die Fahrbahn hineinzuschwenken und mit einer Pflasterung einen deutlichen Unterschied für die Fahrzeuge vorzusehen.

Dies allerdings stieß nicht auf einhellige Begeisterung der Stadtvertreter, die auf die ohnehin schon geringe Breite der Merodestraße hinwiesen. Möglich sei eine höhengleiche Pflasterung des Gehweges, damit auch landwirtschaftliche Fahrzeuge mit Überbreite weiterhin die Stelle passieren könnten.

Klärung der Frage im Stadtrat

Eine endgültige Klärung der Frage wurde auf die Sitzung des Stadtrats verschoben. Hier wurde schnell klar, wo das Interesse der SPD-Fraktion hinging, als deren Vorsitzender Matthias Dürbaum fragte, welche Kosten denn die Behelfsbrücke verursache. Bauamtsleiter Frank Pick teilte mit, dass diese jährlich geprüft werden müsse – was 250 Euro koste.

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Mit dieser Information beantragte Dürbaum, auf den Neubau der Fußgängerbrücke zu verzichten und stattdessen weiter auf die Behelfsbrücke zu setzen. Nach kurzer, fraktionsinterner Absprache schloss sich der Rat dem einstimmig bei einer Enthaltung an.

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