Unterstützung im AlterNachfrage nach Hilfe steigt – GenoEifel sucht noch Ehrenamtler

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Über die Unterstützung von Theo Schumacher freut sich Emmy Pinnen (vorne). 

Kreis Euskirchen – „Ich hätte keinen anderen Mann genommen.“ Auf ihren Theo lässt Emmy Pinnen aus Zülpich-Linzenich nichts kommen. Die beiden sind aber kein Paar, wie man anhand der lustigen Aussage vielleicht vermuten könnte. Nein, Theo Schumacher ist vielmehr ein Ehrenamtler, der die 78-Jährige seit Anfang Mai bei verschiedenen Alltagsaufgaben unterstützt. Kennengelernt haben sich der Frauenberger und die Rentnerin aus Linzenich durch die Generationengenossenschaft GenoEifel. Dem Netzwerk gehören Menschen an, die Hilfe benötigen oder die andere bei den verschiedensten Aufgaben unterstützen oder nur Gesellschaft leisten wollen. Die Nachfrage nach Hilfsangeboten steigt kontinuierlich.

Emmy Pinnen wurde am 28. Juli 1944 in Hürth-Efferen geboren, sie feiert also am Donnerstag Geburtstag. Sie bezeichnet sich als kölsches Mädchen und ist mit viel rheinischem Humor ausgestattet. Vor rund 45 Jahren ist die Frau nach Stationen in Dortmund und Zülpich-Lövenich mit ihrem Mann in ihr Haus in Linzenich gezogen. Ihren Mann, ein Gardeoffizier aus Vernich, hatte sie als Tanzmariechen bei einem Funkentreffen kennengelernt. Nach einer schweren Krankheit ist er bereits vor 22 Jahren verstorben.

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Im ehemaligen Ladenlokal in der Münsterstraße 5 in Zülpich ist die GenoEifel einer von mehreren Nutzern.

Lange Zeit hat die rüstige Rentnerin ihr Haus und ihren Garten mit viel Liebe selbst in Schuss gehalten, doch das war ihr nach ihrer Erkrankung nicht mehr möglich. „Ich leide an der Makula-Krankheit und bin seit etwa zwei Jahren fast blind“, erzählt die 78-Jährige. Nur kräftige Farben und sehr helle Flächen könne sie noch erkennen. „Deshalb konnte ich mich nicht mehr um alles kümmern.“ Beim Friseur sei ihr dann ein Informationsblatt der GenoEifel in die Hände gefallen.

„Meine Tochter hat sich das angesehen und entschieden, dass wir das Angebot mal ausprobieren sollten“, berichtet die 78-Jährige, die danach bei der GenoEifel-Projektmitarbeiterin für die Zülpicher Börde, Elke Simons, anrief und um Unterstützung bat. „Ich kenne die Helfer und weiß deshalb, welche Konstellation passen könnte“, sagt Simons.

Mit dem 68 Jahre alten Theo Schumacher aus Frauenberg, der seit Oktober 2021 als Helfer im Einsatz ist, landete sie einen Volltreffer. „Der Mann ist gut“, stellte Pinnen schnell fest und will ihn jetzt auch nicht mehr hergeben. Das bekam auch eine Frau aus der Nachbarschaft, die Pinnen selbst auf das Angebot der GenoEifel aufmerksam gemacht und die dann auch bei der Genossenschaft um Hilfe gefragt hatte, gleich mitgeteilt: „Den Theo kriegst du nicht.“

Schumacher brachte zuerst den vernachlässigten Garten auf Vordermann. „Jeder, der am Haus vorbeikommt, sagt: Jetzt hast du es wieder schön“, berichtet die Seniorin stolz. „Spaziergänger aus dem Nachbarort, die Theo mehrmals bei mir gesehen haben, dachten schon, ich hätte einen neuen Mann.“ Aber sie habe bei der Auswahl auch ihre Ansprüche klar artikuliert: „Ich wollte einen ehrlichen Menschen, der auch damit leben kann, dass ich die Dinge gerne beim Namen nenne.“

„Mittlerweile begleite ich Emmy auch bei Arztbesuchen oder sonstigen Erledigungen“, sagt der Rentner. Mehrfach in der Woche fahre er bei ihr vorbei, zuletzt habe er Pinnen auch mit seiner Frau Marliese besucht. „Dann wird Kaffee getrunken und erzählt“, erzählt die 78-Jährige. „Nur seine beiden großen Hunde hat Theo mir noch nicht vorgestellt.“

Darüber hinaus gebe Schumacher ihr auch gute Ratschläge: „Ich wollte, dass der Jägerzaun gestrichen wird. Er hat mir gesagt, der Zaun ist morsch und kommt weg.“ In solchen Fällen vertraue sie dann auf die Meinung des Handwerkers. „Es muss passen, und man muss auch Vertrauen aufbauen“, weiß die Rentnerin. Bei Schumacher und ihr habe von Beginn an alles gepasst. Sie sei zwar noch selbstständig und wolle es auch so lange wie möglich bleiben: „Aber ohne Theo und meine Putzhilfe würde es nicht gehen.“

Neun Euro pro Stunde

„Ich bin Rentner und habe viel Zeit. Da habe ich in der Zeitung einen Artikel über die GenoEifel gelesen und mir gedacht, das ist doch was für mich“, erinnert sich der Frauenberger. Man komme mit Leuten zusammen und fahre anschließend mit dem Gefühl nach Hause, etwas Gutes getan zu haben. „Es kann ja sein, dass ich auch einmal auf Hilfe angewiesen bin, und dann wäre ich froh, wenn jemand da ist.“

Wer einen Helfer in Anspruch nimmt, muss neun Euro pro Stunde zahlen. Sechs davon gehen an den Helfer und drei an die Genossenschaft. „Die sechs Euro sind auch eine Form der Anerkennung. Wir haben lange darüber nachgedacht, wie wir das regeln“, erklärt Projektkoordinatorin Corinne Rasky. Der Unterstützer und der Hilfesuchende müssen zudem Mitglied der Genossenschaft werden und einen Anteil von 50 Euro erwerben. Den bekommt man zurück, wenn man wieder austritt. Der Jahresbeitrag für Erwachsene liegt bei 40 Euro pro Person oder Haushalt. Jugendliche bis 21 Jahre zahlen zwölf Euro.

„Die Nachfrage steigt stetig. Deshalb brauchen wir auch dringend neue Helfer“, betont Simons. „Die Hilfsanfragen kommen oft von Menschen im mittleren Alter, die Unterstützung für ihre Eltern suchen“, erzählt die Projektmitarbeiterin. Die Helfer arbeiten ehrenamtlich und bestimmen selbst, welche Aufgaben sie wann übernehmen wollen. Zurzeit hat die Genossenschaft gut 700 Mitglieder, gut ein Drittel sind Helfer. Weitere Informationen zur GenoEifel gibt es unter Tel. 02441/88861 oder im Internet unter www.GenoEifel.de

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