Neue AufgabeEvangelische Gemeinde im Schleidener Tal verabschiedet ihren Pfarrer

Lesezeit 4 Minuten
Superindentent Hans-Peter Bruckhoff legt Pfarrer Erik Schumacher zur Segnung die Hand auf den Kopf.

Seinen Segen erteilte Superintendent Hans-Peter Bruckhoff dem scheidenden Pfarrer Erik Schumacher im Abschlussgottesdienst in Hellenthal.

Nach 26 Jahren verlässt Pfarrer Erik Schumacher die Trinitatis-Kirchengemeinde im Schleidener Tal. Er wird theologischer Referent der Evangelischen Kirche für den Nahen Osten.

Es fehlte zwar der Christbaum, doch ansonsten weckte der Abschiedsgottesdienst in der Hellenthaler Kirche beim Schleidener Pfarrer Erik Schumacher Reminiszenzen an den alljährlichen Weihnachtsgottesdienst. „Wow, das ist ein Gefühl wie Heiligabend, das Gefühl lässt mich schon den ganzen Tag nicht los“, sagte er zur Eröffnung. Sogar die Uhrzeit stimme.

Doch es ging bei diesem Gottesdienst nicht um die Ankunft von Jesus auf der Erde, sondern um den Fortgang eines langjährigen Geistlichen aus dem Schleidener Tal. Nach 26 Jahren als Pfarrer in Gemünd, in der Gemeinde Hellenthal-Schleiden und schließlich in der Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal wechselt Schumacher jetzt nach Hannover, um dort eine neue Aufgabe als theologischer Referent für den Nahen Osten bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) anzutreten.

Evangelische Kirche sitzt im Nahen Osten zwischen allen Stühlen

Schon während der letzten Jahrzehnte wäre das ein herausforderndes Amt gewesen, doch seit dem 7. Oktober, dem Tag des Überfalls der Hamas auf Israel, sieht es noch schwieriger aus. „Es wird die Aufgabe sein, Brücken zu bauen“, sagte Schumacher. Ein besonderes Augenmerk liege auf dem Kontakt zu den evangelischen palästinensischen Kirchengemeinden, für die Schumacher einen Ansprechpartner darstellen wird.

Dass der scheidende Pfarrer gehörigen Respekt vor der neuen Aufgabe hat, war unverkennbar. „Die Menschen sind traumatisiert“, sagte er. Der gegenseitige Hass sitze tief, bei Israelis wie auch bei Palästinensern. Die Evangelische Kirche in Deutschland habe an Glaubwürdigkeit verloren und sitze im Nahen Osten zwischen allen Stühlen. „Ein Kollege hat schon gesagt, wir stehen dort zwischen Mühlsteinen“, schilderte er die Brisanz der aktuellen Situation.

Ehefrau Heike und Pfarrer Erik Schumacher am Rednerpult in der Kirche.

Mit seiner Frau Heike zog Erik Schumacher eine Bilanz seiner 26-jährigen Tätigkeit im Schleidener Tal.

„Ihr wart die beste Gemeinde, in der zu arbeiten man sich wünschen kann“, bedankte er sich für die vielen Jahre in der Eifel. 1997 war er als junger Pfarrer nach Gemünd gekommen, nachdem er dem Ruf des dortigen Pfarrers Hans-Peter Bruckhoff gefolgt war. Vorher sei er als Assistent an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal gewesen und habe noch ein einjähriges Judaistikstudium absolviert, berichtete er. „Insofern schließt sich für mich der Kreis“, so Schumacher.

Rund 150 Menschen waren in die evangelische Kirche in Hellenthal gekommen, um sich von Pfarrer Schumacher zu verabschieden. Darunter waren viele Weggefährten, auch aus seinen Tätigkeiten im Kirchenkreis Aachen, wo er unter anderem dem Finanzausschuss vorstand und als Sprecher des Diakonischen Werks aktiv war. Neben den Pfarrerkollegen Oliver Joswig, Christoph Ude und Christoph Cäsar war auch Schumachers katholischer Amtskollege Philipp Cuck dabei.

In Schleiden spielte auch die Kirchenmusik eine große Rolle

Superintendent Bruckhoff dankte Schumacher für die gemeinsame Zeit und segnete ihn für seine neue Aufgabe.

Mit seiner Frau Heike erinnerte Schumacher an die Zeit in Schleiden. Ein besonderer Punkt sei dabei die musikalische Tätigkeit gewesen, die besonders durch die intensive Zusammenarbeit mit Werner Harzheim geprägt gewesen sei, betonte Heike Schumacher. „Wichtig ist gewesen, ein Grenzgänger zwischen Wort und Musik zu sein“, betonte auch ihr Mann.

Der katholische Pfarrer Philipp Cuck spricht vor Erik Schumacher in der Kirche einen Segensgruß.

Viele Weggefährten, hier der katholische Pfarrer von Schleiden, Philipp Cuck, verabschiedeten sich mit einem Segenswort von Erik Schumacher.

Normalerweise sei sie die Erste gewesen, die die Predigten ihres Mannes zu hören bekommen habe. Dabei habe sie auch ehrlich ihre Meinung gesagt. Und die Kritik habe er auch tapfer ertragen. „In guten wie in schlechten Tagen“, ergänzte Schumacher aus dem Hintergrund. Regelmäßig habe er die Tageslosung auf Griechisch und Hebräisch vorgelesen, berichtete seine Ehefrau.

Familie Schumacher will ihren Hauptwohnsitz in der Eifel behalten

Geplant sei, dass die Familie weiterhin ihren Hauptwohnsitz in der Eifel haben und Heike Schumacher weiter am Johannes-Sturmius-Gymnasium arbeiten werde. Erik Schumacher werde in Hannover bei der EKD arbeiten und im Frühjahr erste Reisen in den Nahen Osten unternehmen. So werde er nach Jerusalem, Beirut und Amman fahren.

Das bis auf den letzten Platz gefüllte Gotteshaus in Hellenthal mit der Orgelempore.

Rund 150 Menschen wollten beim Gottesdienst in der Hellenthaler Kirche Abschied von ihrem scheidenden Pfarrer Erik Schumacher nehmen.

Er freue sich auf den Gottesdienst, hatte Schumacher kurz vorher gesagt. Doch nach seinen offenen Worten musste er doch tief durchatmen und die Anspannung herauslassen. Auch die vielen Segensworte, die die Weggefährten zum Abschied für ihn bereithielten, berührten ihn sichtlich.

Pfarrer Schumacher und Pfarrer Cuck tragen sich ins Goldene Buch ein

Als Letzter lud Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings Schumacher und seinen katholischen Amtsbruder Philipp Cuck zur Weihnachtssitzung des Schleidener Stadtrates ein, wo die beiden sich in das Goldene Buch der Stadt Schleiden eintragen werden. Anschließend entpflichtete Superintendent Hans-Peter Bruckhoff Schumacher von seinen Pflichten als Pfarrer in Schleiden.

Nach dem Schlusssegen, den Joswig sprach, gingen Schumacher und die Gottesdienstbesucher aus der Kirche über die Straße in das Gemeindehaus. Hier hatten die vielen Besucher die Möglichkeit, sich persönlich von Schumacher zu verabschieden.

Rundschau abonnieren