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Gottesdienst per Live-StreamHellenthaler Pfarrer predigt ab jetzt über Youtube

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Auch im improvisierten Gottesdienst-Studio sind brennende Kerzen ein Muss.

Auch im improvisierten Gottesdienst-Studio sind brennende Kerzen ein Muss.

Hellenthal – Dass es eine ungewohnte Situation für Pfarrer Oliver Joswig darstellte, war schnell zu merken. „Willkommen zu den Wegmarken im Advent“, begrüßte er vor den leeren Stühlen im Hellenthaler Gemeindehaus die Zuschauer, die beim ersten Live-Stream der Trinitatis-Kirchengemeinde über die Videoplattform Youtube zuschauten. Denn eigentlich waren es die „Wegmarken nach Golgatha“, die Andachten in der Passionszeit, die am Donnerstagabend über das Internet übertragen wurden.

Die Einschränkungen aufgrund der aktuellen Bedrohung durch das Coronavirus haben auch vor den Gottesdiensten der Evangelischen Kirche nicht haltgemacht. Bereits am vergangenen Sonntag war der Vorstellungsgottesdienst der Konfirmanden in Gemünd abgesagt worden. Schon kurz danach kündigte Joswig die Online-Übertragung der an allen Donnerstagen in der Passionszeit stattfindenden Andacht an.

Sohn Thorge hilft bei der Technik

Drei Personen, infektionssicher auf großer Entfernung platziert, bedurfte es, mehr nicht, um die Übertragung zu leisten. Neben der Chorleiterin, die die Andacht auf der Gitarre begleitete, war vor allem Joswigs Sohn Thorge gefragt, der die technische Übertragung sicherstellte. Mit dem Dienst-Laptop seines Vaters mischte er die verschiedenen Bilder der Kameras ab. Sein eigener PC lieferte das Bild für den Beamer.

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„Wir sind seit Sonntag live unterwegs gewesen und haben geprobt“, erzählte Joswig. Mal sei es zu dunkel gewesen, mal zu hell, mal zu laut, mal zu leise. Am Donnerstag konnte die Premierenübertragung weitestgehend störungsfrei ablaufen.

Erfreuliche Nebeneffekte

„Nach dem ersten Satz wollte ich eigentlich abwinken und rufen, noch mal neu“, lachte Joswig. Doch es sei ja live gewesen und eine Korrektur daher nicht möglich. Schon nach wenigen Minuten hatte der Hellenthaler Pfarrer sich an die ungewohnte Situation gewöhnt, vor leeren Sitzreihen zu predigen. „Ich habe mir dann die Gemeinde vorgestellt“, erzählte er.

„In der Spitze haben 70 Leute zugeguckt“, berichtete Sohn Lasse, der nach der Übertragung in das improvisierte Studio kam. Er habe auch Joswigs Mutter noch telefonisch erklärt, wo sie die Übertragung im Internet finden könne. Ein Nebeneffekt, der Joswig freute: „Wir erreichen Leute, die wir normalerweise nicht erreichen.“ Es sei eine große Chance, die Leute abzuholen. Wie ein Schüler aus einer sechsten Klasse, der seit Montag die Übertragungen verfolgt und immer wieder Kommentare abgegeben hatte. „Der wäre nie in die Andacht gekommen“, so Pfarrer Joswig.

Es gebe etliche Kirchengemeinden, die Ähnliches versuchen würden, wie auch die in Monschau, die am Mittwoch eine Andacht aus der Stadtkirche im Internet übertrug. „Ich habe viele Informationen von einem Blog der Bayrischen Landeskirche bekommen, was die technische Ausrüstung angeht“, sagte er. Nachdem der Probelauf am Donnerstagabend geglückt ist, soll nun auch am Sonntag, 22. März, von 10 Uhr an der Gottesdienst übertragen werden. „Wir haben jetzt hier so etwas wie ein Gottesdienststudio“, sagte Joswig. Dann werde Werner Harzheim an der Orgel für die Musik sorgen, kündigte der Hellenthaler Pfarrer an.

www.eivelkirche.org

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