Die Infoveranstaltung zum Windpark Hollerath stand kurz vorm Scheitern. Grund waren aufgeregte Besucher.
Pläne in HollerathInfoabend zu Windpark bei Hellenthal lief fast aus dem Ruder

Über den geplanten Windpark informierte Projektleiter Johannes Weisensee.
Copyright: Stephan Everling
Am Rande des Scheiterns stand zwischenzeitlich die Infoveranstaltung über den Windpark Hollerath nahe der Oleftalsperre, zu dem die Firma wpd in die Aula der Hauptschule Hellenthal eingeladen hatte. Zeitweise drohte die Stimmung zu kippen und war, in Kirmeskategorien gesprochen, kurz vorm Stubbiwerfen. Nur durch die energische Intervention von Bürgermeister Rudolf Westerburg gelang es, die Situation in den Griff zu bekommen.
Verantwortlich für den lautstarken Streit waren mehrere Personen, die keine Gemeindebürger, sondern aus dem Umland gekommen und den Einheimischen auch nicht bekannt waren. Sie nahmen offenbar weniger wegen des konkreten Projekts an der Veranstaltung teil, sondern vielmehr, um eine konfrontative Grundsatzdiskussion über Windkraft zu führen.
Bürgermeister outet sich und bringt Veranstaltung in geordnete Bahnen
Eher im Keller war die Stimmung schon von Beginn an. Denn das Planungsteam um Johannes Weisensee, Projektleiter bei wpd, hatte zur Vermittlung der Fakten über die Pläne bei Hollerath einen Infomarkt ausgearbeitet, bei dem die Interessenten vor Schautafeln stehen und sich in Einzelgesprächen von den acht Mitarbeitern des Teams vermitteln lassen sollten, was die Windparkbetreiber mitzuteilen haben.
Nur zur Einführung wollte Weisensee, der leichtfertiger Weise auf ein Mikro verzichtet hatte, eine kurze Präsentation vorführen. Doch all das war wohl nicht im Sinne der Besucher: Eine Veranstaltung im Plenum, in der alle grundsätzlichen Fragen besprochen und beantwortet werden, hätten sie auch an diesem Abend erwartet.

Rund 60 Zuhörer waren zu der Veranstaltung in die Aula der Hellenthaler Hauptschule gekommen.
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Als dann auch noch die aus dem Umland zugereisten Besucher begannen, ihre Sicht der Dinge lautstark und wenig höflich darzulegen, begann Weisensee die Veranstaltung zunehmend zu entgleiten. Sehr zum Unwillen der Hollerather, die nicht damit einverstanden waren, bei ihrer Veranstaltung plötzlich so überhaupt keine Rolle mehr spielen zu können. „Wir schämen uns dafür, wie die sich aufführen“, sagte einer von ihnen, während die Diskussionen immer lauter wurden.
Dem setzte schließlich Bürgermeister Rudolf Westerburg ein Ende. Eigentlich hatte er nur als Besucher die Veranstaltung verfolgen wollen. Doch als die Emotionen immer höher kochten, organisierte er ein Mikrofon nebst Lautsprecher, outete sich als Gemeindeoberhaupt und übernahm kurzerhand die Moderation der Veranstaltung. „Da haben einige den Anstand zu Hause gelassen“, kritisierte er. Was wiederum die Angesprochenen aufbrachte.
Nach Drohung mit Polizei konnten die Hollerather endlich ihre Fragen stellen
„Er hat mich beleidigt“, rief einer von ihnen lauthals und wohl in der Hoffnung, die Stimmung auf seine Seite zu ziehen. Doch vergebens: Kurzerhand entzog Westerburg als Hausherr der Hauptschule den zugereisten Diskutanten das Rederecht und drohte damit, die Polizei zu rufen, um sie aus der Sitzung entfernen zu lassen. So beruhigte sich die Stimmung zusehends und die Hollerather konnten, genau wie sie es wünschten, im Plenum Fragen stellen und Informationen über den geplanten Windpark bekommen.
Und es gab viele, auch kritische Fragen. Wie groß die Gesamtfläche sei, die dauerhaft versiegelt werde (5,5 Hektar), wie es mit dem Brandschutz aussehe (fünf Zisternen im Waldboden, die eine Million Liter Wasser für den Ernstfall vorhalten) und wo die Trasse verläuft, die den erzeugten Strom nach Oberschömbach transportiert, wo er in das Stromnetz eingespeist wird, waren nur einige der Fragen, die die Hollerather bewegten.
Anlieger interessierten sich auch für Beteiligung am Windpark
Darunter natürlich auch, was sie eigentlich davon haben, dass sie demnächst auf die Windräder sehen. Denn von dem Plan eines jährlichen 100-Euro-Bonus auf den Strompreis für die direkten Anwohner war in der Veranstaltung nichts mehr zu hören. Das sei verworfen worden, um keine Neiddebatte auszulösen, erläuterte Westerburg. Stattdessen sei in der Überlegung, dass die Betreiber rund 90.000 Euro an eine noch zu gründende Hellenthal-Stiftung zahlen, um die gesamte Gemeinde an den Erträgen partizipieren zu lassen. „Davon können Vereine oder Kindergärten profitieren“, so Westerburg.
Doch auch jetzt äußerten sich noch Windkraftkritiker, die nicht aus der Gemeinde kamen. So bezeichnete sich ein Wolfgartener als „direkt Betroffener“: Er behauptete, dass der Infraschall der Windräder von Daubenscheid bis zu ihm reiche – und dass jedes Windrad in Deutschland bis 2030 40 Millionen Euro kosten werde, die als Ertrag an Betreiber und Investoren gingen. Darauf reagierten die Anwesenden schlicht gar nicht, der Mann verließ nach seiner Rede die Aula.
Die Interessenten scharten sich stattdessen um den Infostand zur Finanzierung des Windparks: Hier sollen die Bürger sich per Crowdfunding schon mit einem geringen Betrag beteiligen und einen festen Zins erzielen können.
Nachdem die wichtigsten Fragen im Plenum besprochen waren, entwickelte sich das, was Weisensee und sein Team im Sinn gehabt hatten. An den Infotafeln versammelten sich die Anwesenden, um sich über Detailfragen zu informieren und mit den Planern zu diskutieren. Und dort blieb es, als die Hollerather unter sich waren, auch ruhig und sachlich.
15 Anlagen sind geplant
Schon weit gediehen sind die Vorbereitungen zum Windpark Hollerath nahe der Oleftalsperre. Die Planung läuft seit nunmehr bald zwölf Jahren. Die Genehmigung des Kreises Euskirchen sei im Frühjahr erteilt worden, so Projektleiter Johannes Weisensee.
Nun sollen im Herbst und Winter die notwendigen Rodungsarbeiten durchgeführt werden. Ebenso sind dann auch die Untersuchungen auf Kampfmittel vorgesehen. In diesem Bereich, wo die Ardennenschlacht geschlagen wurde, ist durchaus mit Funden zu rechnen. In der Folge werde die Detailplanung für den Bau erfolgen.
15 Windenergieanlagen vom Typ Vestas V172 mit einer jeweiligen Nennleistung von 7,2 Megawatt sollen dort errichtet werden, so dass der gesamte Windpark eine Nennleistung von 108 Megawatt haben wird. Die erwartete Stromproduktion pro Jahr beträgt rund 357.575.000 Kilowattstunden, was dem Jahresverbrauch von rund 100.000 Vier-Personen-Haushalten entspricht.