Spaß an der feinen KlingeHellenthaler bietet messerscharfen Service in der Küche an

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Das Bild zeigt Gerd Klinkhammer an der Schleifmaschine.

An unterschiedlichen Maschinen schleift Gerd Klinkhammer die Klinge, bis das Messer seinen Vorstellungen entspricht.

Der Hellenthaler Gerd Klinkhammer und seine Frau Gerda schleifen Messer - und stellen diese auch her. Gerne auch als Unikate.

Einmal in der Woche wird die Küche im Haus von Gerd und Gerda Klinkhammer zweckentfremdet. Mittwochs wird sie zum Ausstellungsraum, mit hölzernen Ständern auf der Arbeitsplatte, auf denen Messer aller Größen und Formen präsentiert werden. Das Herz des Hausherrn schlägt für scharfe Klingen.

Und nicht nur für die, die er selbst herstellt, sondern auch für ganz gewöhnliche – für das schlichte Arbeitsgerät von Hausfrauen, Köchen, Jägern, Landwirten. Gerd Klinkhammer schärft Messer. Mittwochs kann man sie bei ihm im kleinen Hellenthaler Ort Paulushof abgeben und nach ein paar Tagen wieder abholen. Messerscharf sind sie dann, wenn nicht gar rasiermesserscharf.

Aus dem Blumenladen in Schleiden in die private Küche

Das Angebot ist neu, bisher hat das Ehepaar einmal in der Woche in einem Schleidener Blumenladen den Schärfservice angeboten. Doch offensichtlich hat es sich schon herumgesprochen. Ein neuer Kunde ist aus Stadtkyll angereist, Heinz-Werner Feilzer hat einen ganzen Beutel voll Messer dabei.

„Meine Köche haben sich beschwert, dass die Messer stumpf sind“, erzählt der Hotelier. Bekannte hätten ihm Klinkhammer empfohlen. Der inspiziert die Klingen, auch ein Brotmesser mit Wellenschliff ist dabei. „Kein Problem, die sind in zwei Tagen fertig“, sagt der 67-Jährige.

Der Gastwirt druckst ein wenig herum, Klinkhammer tauscht einen Blick mit seiner Frau: „Okay, Sie können sie morgen abholen.“ Was soll er machen, die Messer werden ja in der Hotelküche gebraucht. Manchmal, erzählt Gerda Klinkhammer, hätten sie auch schon Messer zum Kunden gebracht: „Wenn jemand halt nicht die Möglichkeit hat, selbst zu kommen.“

Es gibt gefühlt nichts, was die Klinkhammers nicht hinbekommen

Er habe auch noch Messer in der Hotelküche, bei denen sich die Nieten der Griffe gelockert hätten, berichtet der Gastwirt. „Kriegen wir hin“, antwortet der Fachmann.

Wenn man Gerd Klinkhammer zuhört, hat man den Eindruck, dass es kaum etwas gibt, was er nicht hinkriegt, wenn es um Messer geht. Er schmiedet die Klingen, fertigt Griffe aus exotischen Hölzern ebenso wie aus Fundstücken, die er von Spaziergängen im Eifelwald mitbringt.

Seine Ausbildung zum Maschinenschlosser habe er bei Mannesmann in Hellenthal gemacht, erzählt er. „Zur Lehre gehörte, das ich ein halbes Jahr bei einem Schmied gearbeitet habe“, erinnert Klinkhammer sich. „Die Lehrbücher von 1971 habe ich immer noch.“ Die beruflichen Prioritäten wechselten, die Liebe zum Metall blieb. Vor 13 Jahren kam er dann auf die Idee, Messer zu machen.

Das Bild zeigt zahlreiche Messer in der Küche der Klinkhammers.

Immer mittwochs verwandelt sich die Küche in einen Ausstellungsraum für die handgemachten Messer.

„Die ersten Versuche sind in die Hose gegangen“, gibt er zu. Aber Klinkhammer ist ein Tüftler, der nicht aufgibt. Auch wenn er immer wieder Lehrgeld bezahlen muss. Erst in der vergangenen Woche sei ein Messer schief gewesen, nachdem der Stahl gehärtet gewesen sei. „Beim Versuch, die Klinge zu retten, ist sie in zwei Teile zerbrochen“, erzählt der Messermacher. Zwei Tage Arbeit waren für die Katz.

Seine Werkstatt hat er im Gartenhäuschen eingerichtet. Man kann sich kaum vorstellen, dass so viel Maschinen und Werkzeuge auf so kleinen Raum passen. Bandschleifer, rotierende Schleifsteine, eine Poliermaschine, sogar eine Drechselbank stehen bereit, Hämmer aller Größen hängen säuberlich sortiert an der Wand. Viele Werkzeuge hat Klinkhammer selbst gemacht.

Werkstatt im Hellenthaler Garten hat viele Vorteile

Der Vorteil der Werkstatt im Gartenhäuschen: Der Weg zur Arbeit ist denkbar kurz. Der Nachteil: Der Glühofen muss jedes Mal ins Freie geräumt werden, wenn er benutzt wird: Das Holzhäuschen wäre den Temperaturen nicht gewachsen, auf rund 850 Grad wird der Stahl erhitzt.

Klinkhammer verwendet Bandstahl, aber auch Blattfedern von Fahrzeugen oder besonders gern die großen, runden Blätter von alten Kreissägen. Nach dem Erhitzen wird das Metall im Ölbad behutsam gekühlt, später im Backofen für zwei Stunden auf 200 Grad erhitzt: „Das nimmt die Spannung aus dem Material, das sonst glashart wird.“

Das Bild zeigt fünf Messer, die an einem alten Holzstück haften.

Den Messerblock hat der Handwerker aus einer alten Schiffsplanke gefertigt.

Seine Messer sollen nicht nur scharf und schön sein, sondern vor allem alltagstauglich, sei es in der Küche oder auf der Jagd. Outdoormesser unterzieht er einem speziellen Test: „Die nehme ich mit nach draußen, und dann kriegen sie Haue mit dem Knüppel.“ Der Anspruch des Messermachers ist hoch.

Neulich habe ein Kunde ein Messer, das Klinkhammer gefertigt hatte, zum Schleifen gebracht, erzählt er. Dabei fiel ihm auf, dass der Griff kleine Risse hatte. Die habe er verfüllt und dem Mann gesagt, wenn wieder Risse aufträten, bekäme er ein neues Exemplar als kostenlosen Ersatz: „Ein gutes Messer muss jahrelang halten.“

Die meisten Leute wollen heutzutage leichte Messer haben.
Gerd Klinkhammer, Messerschleifer

Solche Qualität hat ihren Preis. Ein handliches kleines Küchenmesser kostet schon mal 100 Euro, dann geht es aufwärts nach Größe und Material. Bei den Griffen beweist Klinkhammer Erfindergeist. Er hat beispielsweise einen Tannenzapfen in Epoxidharz eingegossen. Rotschimmerndes Kirschholz hat er sehr modern zu kantigen Griffen geformt, mit schwarzen Teilen abgesetzt. „Die meisten Leute wollen heutzutage leichte Messer haben“, sagt er. Vor allem aber müssten sie gut in der Hand liegen, „Handschmeichler“ nennt Klinkhammer das.

Er selbst mag krumme Griffe, am liebsten aus knorrigen Fundstücken. Wie er ohnehin gern Altes umgestaltet, und sei es den ausgedienten Kronleuchter eines Nachbarn zu Kerzenständern. Ein Freund hat ihm ein Stück Schiffplanke mitgebracht, die er in Norwegen gefunden hatte. Die ist zu einem schicken Messerhalter umgestaltet worden – mit Magneten haften fünf große Kochmesser daran.

Die Faszination seines Hobbys, das längst zur Leidenschaft geworden ist, lässt ihn nicht los. „Es ist jedes Mal wieder spannend, weil jedes Messer eine gewisse Tücke hat“, sagt Gerd Klinkhammer. Seine Frau lächelt und fügt hinzu: „Und bei jedem neuen Messer sagst du: Das behalte ich für mich selbst. Seinen Spitznamen Messerjocke – nach einem Piraten aus Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ – trägt Klinkhammer längst mit Stolz auf sein T-Shirt gedruckt.

Jeden Mittwoch, 12 bis 19 Uhr, kann man seine stumpfen Messer bei Gerd und Gerda Klinkhammer, Paulushof 28, abgeben. Je nach Aufwand kann man darauf warten oder sie später abholen.

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