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TierschutzEifeler Krötenschlepper brachten 5446 Amphibien zu den Laichgewässern

Lesezeit 5 Minuten
Ein Bergmolchweibchen klettert über die Hand eines Tierschützers.

Spät auf Wanderschaft gegangen ist dieses Bergmolchweibchen, das sich in Wassertracht zeigt, also sich aufs feuchte Element vorbereitet hat.

Am 1. Mai endet die Amphibiensaison für den Nabu. Auch dieses Mal haben die Tierschützer wieder Kröten, Lurchen und Fröschen über die Straße geholfen.

Jedes Jahr, wenn es Mai wird, atmen die Naturschützer durch. Dann fällt ihnen ein großer Stein vom Herzen, haben sie doch fürs Erste eine Aufgabe wieder mal abgeschlossen. „Am 1. Mai endet für uns die Amphibiensaison“, sagt Ulrich Pohl, beim Nabu-Kreisverband Euskirchen für den Schutz der Kröten, Lurche und Frösche zuständig.

Doch wenn der erfahrene Amphibien-Experte so etwas sagt, dann ist unterschwellig „eigentlich“ zu hören, denn im Grunde müsste die Arbeit weitergehen. Irgendwann begeben sich die Tiere auf den Rückweg. Doch wann das geschieht, ist kaum kalkulierbar.

In dieser Saison wurden so viele Tiere wie noch nie in Sicherheit gebracht

So viele Tiere wie noch nie konnten die Helfer des Nabu in diesem Jahr vor dem Tod auf den Straßen im Kreis retten. 5446 Exemplare von Amphibien sammelten sie aus den Eimern oder pflückten sie vom Asphalt oder den Randstreifen und brachten sie in Sicherheit. Im vergangenen Jahr waren es 4191 gewesen, weist die Statistik aus. Die aktuelle Bilanz wird in den kommenden Tagen an die Biostation des Kreises Euskirchen und die Untere Naturschutzbehörde übermittelt. Dabei ist mit Eicks, wo eine feste Leiteinrichtung das Sammeln überflüssig macht, eine Stelle weggefallen, an der in der Vergangenheit viele Tiere aufgenommen wurden.

„Das ist der nassen Witterung im vergangenen Jahr zu verdanken“, so Pohl. Derartige Ausschläge habe es immer gegeben. In den Trockenjahren seien die Zahlen dagegen in sich zusammengefallen. Auffällig sei auch, dass die meisten Tiere in den Regenzeiten am Ende des Februar und Mitte April gewandert seien. In den trockenen Wochen seien kaum Aktivität zu verzeichnen gewesen.

Zwei Frauen und ein Mann tragen Warnwesten. Sie stehen an der Landstraße bei Hellenthal-Wildenburg, an der ein Warnschild mit einer Kröte angebracht ist, das auf die Wanderung der Amphibien hinweist.

In Gesprächen mit Straßen NRW wurde erreicht, dass unterhalb der Wildenburg vor der Krötenwanderung Warnschilder aufgestellt wurden; von rechts Ulrich Pohl, Marion Zöller und Biggi Hrziwnak.

Auffallend sei auch, dass bei den streng geschützten Arten ein Rückgang zu verzeichnen sei. Denn weder eine Geburtshelferkröte noch ein Kammmolch wurden in diesem Jahr bei den Rettungsaktionen gefunden. „Das kann aber auch daher kommen, dass die Kammmolche nicht so wanderfreudig sind“, sagte Marion Zöller, Vorstandsmitglied des Kreisverbands. Grundsätzlich sei aber ein Rückgang festzustellen, bedauert Pohl.

Im Kreis Euskirchen engagieren sich viele Krötenschlepper

Erfreulich sei, dass die Schar der Helfer so groß sei wie noch nie. 90 Aktive engagieren sich mittlerweile, indem sie morgens und abends, vor allem, wenn es regnet, an den Hotspots im Kreis unterwegs sind, um den Amphibien zu helfen. Der Zuspruch der Unterstützer entschärfte auch die Situation unterhalb der Wildenburg, wo in diesem Jahr rekordverdächtige Zahlen verzeichnet werden konnten. Wo noch vor zwei Jahren gerade einmal drei Freiwillige unterwegs waren, ist es nun eine Gruppe von 15 Helfern, die dort 3461 Tiere retten konnten.

Wenn da ein Autofahrer zu schnell unterwegs ist und einem Wildtier ausweichen muss, kann es sein, dass er dabei einen von uns erwischt.
Biggi Hrziwnak, Krötenschlepperin

Doch nicht nur das verdeutlicht die Verbesserung der Situation, die über Jahre ein Sorgenkind der Naturschützer war. Noch immer fahren die Autofahrer an dieser Stelle auf der L22 sehr schnell, noch immer ist die Situation gefährlich. „Wenn da ein Autofahrer zu schnell unterwegs ist und einem Wildtier ausweichen muss, kann es sein, dass er dabei einen von uns erwischt“, schildert Biggi Hrziwnak, eine der Krötenschlepperinnen von der Wildenburg, eine mögliche Gefahr. Doch für sie ist es das wert, gerade angesichts der 3461 geretteten Tiere. „Jede einzelne Zahl ist für mich ein Herz, das schlägt“, sagt sie.

Nicht nur für sie. Eine tolle Gruppe habe sich da zusammengefunden, sagt Hrziwnak. „Wenn ich Alarm gebe, dann kommen viele“, freut sie sich. Auch Schulkinder seien mit ihren Eltern dabei, die in der Sicherheit des Straßengrabens die Tiere einsammelten. „Wenn ich an der Wildenburg vorbeifahre, dann sehe ich eine saubere Straße und weiß, diese Gruppe funktioniert“, lobte Zöller das Engagement.

Verbesserung an der Wildenburg, neuer Hotspot am Kronenburger See

Wesentlich verbessert werden konnte die Situation an der Wildenburg auch durch Gespräche des Nabu mit dem Baulastträger Straßen NRW. So wurden nicht nur Warnschilder aufgestellt, sondern endlich ein Teil der Drahtzäune abgebaut, die den Tieren eher schadeten, als sie sie zu schützen. Der Rest solle noch in der zweiten Hälfte des Jahres demontiert werden, kündigte Pohl an. Auch solle ein krötensicherer Unterfahrschutz an den Leitplanken angebracht werden, der die Tiere zu den Wasserdurchlässen leiten soll, die dann als provisorische Krötentunnel dienen.

Denn nicht nur in der Saison zum Frühlingsbeginn sind die Tiere unterwegs. Im Laufe des Sommers würden sie die Laichgewässer verlassen und wieder zurück über die Straße wandern, erläuterte Pohl. Dann begeben sie sich aber vereinzelt auf Wanderschaft, so dass keine konzentrierten Sammelaktionen möglich seien. Das mache feste Leiteinrichtungen so wichtig.

Leider sei aber ein neuer Hotspot aufgefallen. Dass am Kronenburger See eine starke Krötenwanderung zu verzeichnen sei, sei bekannt gewesen. Doch erst, seit zwei Anwohner aus Ormont dort aktiv geworden seien und Tiere einsammelten, sei die Dimension deutlich geworden. „Sie haben sich bei uns gemeldet und mitgeteilt, dass sie zu zweit auf einem rund 300 Meter langen Stück in einer Stunde rund 600 Tiere eingesammelt hätten“, skizzierte Zöller das Problem. Denn gerade in diesem Abschnitt sei die Straße kurvig und schwer einsehbar, was für die Helfer sehr gefährlich sei.

Dabei stehe auf der rheinland-pfälzischen Seite der Landesgrenze eine vorbildliche Leiteinrichtung, erklärte Zöller. Auf der nordrhein-westfälischen Seite gebe es dagegen nichts. „Die Rheinland-Pfalz-Kröten werden gerettet und die NRW-Kröten überfahren“, sagte sie lapidar. Bereits im kommenden Jahr solle ein Zaun gezogen werden und ein Team zusammengestellt werden, das dann diese Strecke abgehe, kündigte sie an.