Truppenübungsplatz verärgert AnwohnerBeschwerden über Geschützlärm bis in die Nacht

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Am Rande der Roten Zone wird auf die Sperrungen hingewiesen.

Am Rande der Roten Zone wird auf die Sperrungen hingewiesen.

Hellenthal/Büllingen – Die E-Mails, die Friedhelm Wirtz, Bürgermeister der ostbelgischen Gemeinde Büllingen, regelmäßig erhält, sprechen eine deutliche Sprache. „Heute wackelten Fenster und Türen, so schlimm war es seit Jahren nicht“, heißt es da zum Beispiel in einem Schreiben vom Freitag. „Heute nahm es überhand, die Fenster vibrierten“, schreibt eine Anwohnerin. Quelle des Lärms ist der Truppenübungsplatz Elsenborn, der bis an die belgisch-deutsche Grenze reicht. Anwohner beidseits der Grenze sind von den Schießübungen und dem Donnern der Geschütze betroffen.

Aufgrund der räumlichen Nähe sind die angrenzenden Kommunen Monschau und Hellenthal besonders betroffen. Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg erlebt als Ramscheider den Lärm des Übungsbetriebs: „Es wird oft und viel geschossen, auch in den späten Abendstunden.“ Es sei gut zu unterscheiden, ob es sich um Maschinengewehrfeuer oder schwere Geschütze handele. Allerdings habe es in Hellenthal bisher keine Beschwerden gegeben, teilte er mit.

Geübt wird auch mit Flugzeugen und bei Dunkelheit

Anders dagegen auf dem Gebiet der Stadt Monschau, so Wirtz. Zur Sprache kamen die Beschwerden nicht nur auf der alljährlichen Beiratssitzung am Donnerstag. Bereits Anfang Dezember 2020 habe er, so Wirtz, einen Brief an die belgische Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder geschrieben und sich über die Belastung der Bevölkerung beschwert. Auch die Kammerabgeordnete Kattrin Jadon und der ostbelgische Senator Alexander Miesen wandten sich an die Ministerin.

Die Anlage

Der Truppenübungsplatz in Elsenborn wurde vor dem Ersten Weltkrieg eingerichtet. Seit 1895 trainieren dort Soldaten verschiedener Nationen. Das Gelände ist 28 Quadratkilometer groß und nimmt 26 Prozent der Gesamtfläche der Gemeinde Büllingen ein. Das Gelände umfasst auch weite Flächen, die unter Naturschutz stehen. Die höchste Erhebung des Truppenübungsplatzes ist die „Hohe Mark“ mit 610 Metern über Normalnull.

Wegen der Schießübungen ist immer wieder die Straße zwischen Wahlerscheid und Rocherath/Krinkelt gesperrt. Diese Sperrzeiten werden auf der Homepage der Gemeinde Büllingen bekanntgegeben. Wann die Benutzung der Wanderwege auf dem Gebiet des Truppenübungsplatzes möglich ist, wird auf den Schildern am Rande der Sperrzonen bekanntgegeben. (sev)

www.buellingen.be

Dedonder habe in ihrer Antwort, so berichtete es Miesen, auf die Bedeutung des Truppenübungsplatzes Elsenborn hingewiesen. Es ist der einzige dieser Art in Belgien. Dort werde auch mit den Partnern aus den Niederlanden und Frankreich gemeinsam geübt. 2020 sei eine neue Zielscheibenanlage in Betrieb genommen worden. Geübt werde auch mit Flugzeugen, und, was ein Teil des Problems ist, in der Dunkelheit.

„Die Verteidigungsministerin hat deutlich gemacht, dass die Vereinbarungen mit den Anrainern strikt eingehalten werden“, so Miesen. Die allerdings sind nicht besonders anliegerfreundlich. Im Winter sind die Schießzeiten von 7 bis 23 Uhr, im Sommer von 6 bis 24 Uhr. „Es kann sein, dass um 22.48 Uhr plötzlich geschossen wird“, klagte Wirtz. Kinder könnten dann nicht schlafen, Haustiere würden sich verkriechen. Auch wenn Dedonder darauf hinweist, dass 2020 so wenig geschossen worden sei wie seit Jahren nicht, habe sich die Intensität erhöht, so Wirtz. „Früher waren mehr Schüsse zu hören, aber das Kaliber war kleiner“, erläuterte er. Auch Miesen bestätigt das. „Am Freitag habe auch ich viele Beschwerden erhalten“, sagte der Senator.

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Und noch etwas hat sich verändert, erläuterte Wirtz. So sei die Anbindung der Bevölkerung an das Lager viel enger gewesen, da viele Anwohner dort gearbeitet hätten. Heutzutage seien aber viele Arbeiten ausgegliedert und würden nicht mehr von dort stationierten Soldaten erledigt. „Dazu gab es früher jedes Jahr eine große Wanderung mit der Bevölkerung über das Übungsgebiet, heute ist das Lager abgeschirmt“, so Wirtz. „Es ist nicht mein Ziel, das Lager wegzubekommen“, machte er deutlich. Jedoch sei es ihm schon lieb, wenn nicht spätabends geschossen würde.

Die Lagerleitung stelle sich jedoch stur. In der Beiratssitzung sei versprochen worden, die Kommunikation zu verbessern, doch wirklich etwas zu ändern, sei nicht geplant. „Es ist schon gut, wenn bekanntgegeben wird, wann geübt wird, dann ist das planbar“, sagte Wirtz. Die Gemeinde sei immer sehr kooperativ gewesen, aber er müsse an seine Bürger denken. Für die Zukunft macht er sich wenig Illusionen: „Es gab nie eine Entwicklung in eine gute Richtung. Ich sehe, dass die Bürger ein großes Problem haben.“ Die Lagerverwaltung müsse auf die Bürger zugehen.

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