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Neuer TreffpunktIn der Dorfscheune in Scheven entstehen ein Bistro und ein kleines Museum

Lesezeit 4 Minuten
Hans Reiff mit Kappe und Arbeitskleidung steht neben einem Kleinwagen auf dem Hof vor einem aus Sandstein errichteten Scheunengebäude mit grünem Tor.

Gleich neben dem Dorfsaal (l.) befindet sich die alte Dorfscheune. Hans Reiff will aus ihr einen Treffpunkt für das Dorf machen.

Im Kaller Ortsteil Scheven wird die alte Dorfscheune zu einem Bistro und einem kleinen Museum umgebaut. Geplant sind Weinabende und Lesungen.

Es ist ein sehr außergewöhnliches Projekt, das in Scheven unter dem unscheinbaren Arbeitstitel „Dorfscheune“ realisiert wird. In dem alten Gemäuer gleich neben dem Dorfsaal soll mit viel Herzblut ein Bistro und ein kleines Dorfmuseum entstehen, in dem unter anderem auf einem Touch-Screen-Bildschirm Menschen aus Scheven, Wallenthal und Dottel Geschichten aus ihren Orten erzählen. Aktuell wird das Projekt mit viel Eigenleistung der Grünkolonne und einer Förderung von 122.000 Euro umgesetzt.

„Die Idee mit dem Bistro ist schon vor vielen Jahren entstanden“, erzählt Ortsvorsteher Hans Reiff. Bereits 2002 habe ein Architekt aus Scheven vorgeschlagen, in der alten Scheune ein schönes Bistro einzurichten. „Ohne eine Förderung war an eine Realisierung des Vorhabens natürlich nicht zu denken. Die Idee blieb aber bei vielen Leuten in den Hinterköpfen“, erzählt Reiff. 2020 sei er dann auf ein entsprechendes Förderprogramm des Bundes aufmerksam geworden. Danach habe man sich mit der Gemeinde Kall zusammengesetzt und von einem Architekten ein Grobkonzept erstellen lassen.

Gemeinde Kall und Land NRW teilen sich Kosten für den Umbau in Scheven

Die Gemeinde Kall habe sich bereiterklärt, ihren Anteil von 25 Prozent der Kosten zu tragen. „65 Prozent werden vom Land übernommen, die restlichen zehn Prozent kommen von der Dorfgemeinschaft“, erklärt der Ortsvorsteher. Anschließend sei dann ein Bauplan erstellt, ein Brand- und Schallschutzgutachten erstellt und ein Bauplan angefertigt worden. „Anfang 2021 wurde das Projekt aber zunächst einmal von der Bezirksregierung Köln abgelehnt, weil der Fördertopf leer war“, berichtet Reiff.

Eine Gruppe älterer Männer in blauer Arbeitskleidung. Einige halten Werkzeuge in den Händen.

Die fleißigen Mitarbeiter der Schevener Grünkolonne sind zweimal die Woche im Einsatz.

Im Spätsommer 2021 habe die Landesregierung dann zum Glück beschlossen, im Rahmen des Förderprogramms zusätzliche Gelder für die von der Flut betroffenen Kommunen zur Verfügung zu stellen: „So kam Scheven wieder ins Spiel.“

Bis zum Januar 2023 habe es gedauert, ehe die Dorfgemeinschaft die Baugenehmigung erhalten habe. „Daraufhin haben wir das Projekt mit den aktuellen Preisen nachkalkuliert und mussten feststellen, dass 50.000 Euro fehlen.“

Ehrenamtler aus Scheven sind zweimal die Woche im Einsatz

Deshalb habe man beim Land angefragt, ob die Fördersumme aufgestockt werden könne. Im Dezember 2024 sei dann mitgeteilt worden, dass das nicht möglich gewesen sei. Aus diesem Grund habe man bei dem Projekt abgespeckt: „Wir haben zum Beispiel auf eine neue Eingangstür verzichtet und entschieden, dass alle Arbeiten soweit möglich von der Grünkolonne des Ortes gemacht werden.“

Die Dorfscheune ist derzeit eine Baustelle: Werkzeuge, Baumaterial und ein fahrbares Gerüst stehen in einem Innenraum.

In dem Raum für das Dorfmuseum ist die Elektroverkabelung schon so gut wie fertig. An Wänden, Decke und Boden muss noch gearbeitet werden.

Ein mit Holzgeländern gesicherter Gang führt im Obergeschoss der Scheune zu einer Empore mit Holzboden. Die Außenwände sind unverputzt.

Eine Empore für Besucher soll im Obergeschoss vor dem kleinen Museum entstehen.

Die Ehrenamtler von der Grünkolonne hätten erst einmal in dem alten Gemäuer aufgeräumt: „Da war über die Jahre hinweg von den Vereinen immer wieder mal was abgestellt worden.“ Auch sonst gibt es genug zu tun: Strom muss verlegt, Wandflächen verkleidet, Decken gedämmt und eine Wand für einen Rettungsweg durchbrochen werden. Aktuell hat die Kolonne mit Hennes Jubelius, Hermann-Josef Lingscheidt, Peter Schröder, Willy Trath, Helmut Hoffmann, Peter Schildgen, Engelbert Hahn, Rolf Peussen und Kalle Klinkhammer sowie Reiff zehn aktive Mitglieder, die zweimal die Woche im Einsatz sind.

Im Erdgeschoss der Scheune sollen später Tische und Bänke aufgestellt werden und ein kleines Bistro entstehen. „Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, die Leute anspricht, die sonst nicht in die Kneipe gehen“, sagt der Ortsvorsteher. Das Bistro soll punktuell vom Dorfverein betrieben werden, der sich auch um die Kneipe kümmert. Genutzt werden soll es von der Dorfgemeinschaft. „Es wird Nachmittage mit Kaffee und Kuchen geben, aber auch Weinabende, Lesungen oder ein italienischer Abend sind geplant. Wir müssen ausprobieren, was gut ankommt.“

Im Obergeschoss der Scheune entsteht ein kleines Dorfmuseum

In einem rund 30 Quadratmeter großen Raum in der ersten Etage ist ein kleines Dorfmuseum vorgesehen. Vor allem alte Fotos sollen präsentiert werden. „Wir sind noch dabei, Material zu sammeln. Weil der Raum so klein ist, werden wir nur wenige Exponate ausstellen können.“ Deshalb will Reiff auf eine Präsentationsmöglichkeit zurückgreifen, die ihm vor einigen Jahren auf der Insel Spiekeroog aufgefallen war. „Da wurden mithilfe von vier Bildschirmen Geschichten aus der Historie des Ortes erzählt.“

Die Clips sollen drei bis fünf Minuten dauern. Sie werden in der Regel bei den Interviewten zu Hause gedreht.
Hans Reiff, Ortsvorsteher von Scheven

In der Schevener Dorfscheune soll ein großer Bildschirm aufgehängt werden. „Wir haben schon zehn Videos mit Schevenern und Wallenthalern erstellt. Sie erzählen vom Kriegsende und ihrer Schulzeit in den 50er-Jahren.“ Diese Sammlung solle mit weiteren Geschichten und Anekdoten von anderen Dorfbewohnern ergänzt werden. „Ich habe noch rund 30 Personen auf meinem Zettel, die für ein Interview infrage kommen.“

Videodreh mit Zeitzeugen aus Scheven, Dottel und Wallenthal

Die Themen kann jeder frei wählen. „Wir sprechen Menschen an, Interessenten können sich aber auch gerne bei mir melden“, so Reiff. Nicht für jeden sei es einfach, vor der Kamera zu sprechen. „Die Clips sollen drei bis fünf Minuten dauern. Sie werden in der Regel bei den Interviewten zu Hause gedreht.“

Als Kameramann konnte Hermann-Josef Lingscheidt gewonnen werden. „Er ist ohnehin oft mit einer Kamera unterwegs und macht auch Fotos für den Dorfkalender. So ist er an den Job des Kameramanns gekommen.“ Vor dem Museumsraum entsteht eine kleine Empore.

Einige der bislang produzierten Videos habe man kürzlich bei der Hauptversammlung des Eifelvereins im Schevener Pfarrheim getestet: „Sie sind dabei sehr gut angekommen.“