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Eifelerprobte SortenPflanzenbörse in Kall lässt die Gärten aufblühen

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Gut besucht war die Pflanzenbörse in Kall. Regionale Wildpflanzen hatte der Nabu im Angebot, wie Peter Berthold demonstriert.

Gut besucht war die Pflanzenbörse in Kall. Regionale Wildpflanzen hatte der Nabu im Angebot, wie Peter Berthold demonstriert.

17 Anbieter, zahlreiche Besucher: Die Pflanzenbörse in Kall war ein voller Erfolg. Ein besonderes Projekt dürfte es künftig auch geben.

Unverändert großer Beliebtheit bei den Eifeler Gartenfreunden erfreut sich die alljährliche Pflanzenbörse. Auch nach ihrem flutfolgenbedingten Umzug nach Kall strömten die Naturliebhaber zu den Anbietern, um sich im gerade erwachenden Frühjahr mit jungen Pflanzen für Beet und Gemüsegarten auszustatten.

Doch nicht allein der Konsum stand im Vordergrund der Veranstaltung. Nicht minder beliebt war auch der Erfahrungsaustausch unter den Hobbygärtnern. Angeregt plaudernd standen Gruppen auf dem Platz hinter der alten Post.

Kall: Anbieter werden mit Fragen gelöchert

Käufer löcherten die Anbieter mit Fragen über die angebotenen Pflanzen und ihre Pflege. Denn viele der Teilnehmer kennen sich seit Jahren. Für sie ist die Pflanzenbörse auch immer wieder ein gesellschaftliches Ereignis. Stets präsent ist für die Veteranen der Bewegung der mittlerweile nicht mehr existente Verein „Naturnah gärtnern“, der die Keimzelle der Pflanzenbörse bildete.

Als letztes Gründungsmitglied der ersten Pflanzenbörse Anfang der 1990er-Jahre ist Michael Schnichels aus Zingsheim noch aktiv. „Damals hatte ich etwa 20 Sorten zu Hause und habe die mitgebracht“, erzählt er. Das habe sich immer weiter ausgeweitet. Heute bringe er 1000 Pflanzen der verschiedensten Sorten mit zu der Börse. Er lasse sich Samen von ungewöhnlichen Tomaten, meist von alten Sorten, mitbringen, berichtete er, und versuche dann, diese nachzuziehen – meist mit Erfolg.

17 Veranstalter locken zahlreiche Besucher nach Kall zur Pflanzenbörse

„Das sind alles eifelerprobte Sorten“, versicherte er. 17 Veranstalter hatten Manfred Martin vom Nabu Kreisverband Euskirchen und Friede Röcher eingeladen. Bei vielen, wie bei dem Solidarischen Landwirtschaftsprojekt „Kollektiv Wolkenborn“, dem Streuobstnetzwerk „SonNe“ oder der Biologischen Station, stehe der Informationscharakter deutlich im Vordergrund, betonte Röcher.

Doch auch künstlerische Postkarten gab es zu erwerben. „Das ist Vielfalt rund um den Garten“, sagte sie. Neben Informationen und einer großen Vielfalt von Nisthilfen und -kästen hatte der Nabu diesmal auch besonders insektenfreundliche Pflanzen im Angebot. Dabei handelte es sich um Jungpflanzen aus einem Projekt der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein. „Statt Pflanzen zu holen, die hier nicht hingehören und von weither nach Deutschland transportiert werden, haben wir heimische Pflanzen, die gut für die Insekten und in deutschen Gärtnereien vorgezogen sind“, zeigte sich Marion Zöller begeistert.

Auch das Drumherum stimme mit recycelbaren Töpfen und der torffreien Pflanzerde. „Ein Hammerprojekt, sogar der Piekser mit dem Namensschild ist nicht aus Plastik“, schwärmte sie. Mit Bedacht hatte Röcher auch Muno Lindemann vom Bundesprojekt „Tausende Gärten – Tausende Arten“ eingeladen, um den Gartenfreunden ihr Vorhaben vorzustellen.

Drei Schwerpunkte habe das Programm, erläuterte Lindemann. Neben einem Netzwerk von Gärtnereien, die heimische Wildpflanzen anbieten, würden auch vorbildliche Naturgärten prämiert. Auch würde das Projekt Vorträge anbieten. „Wir tun uns zusammen für das Projekt ,Kall blüht auf’“, kündigte Röcher an.

Naturgärten sollen zertifiziert werden

Mehrere Besitzer von Naturgärten wollten sich über das „Tausende Gärten“-Projekt zertifizieren lassen. Es seien auch schon Gartenfreunde aus anderen Gemeinden mit dabei. „Man muss einfach den Mut haben, sich von festen Vorstellungen für seinen Garten zu lösen“, riet sie.

So ein Garten könne auch von alleine wachsen. Wie bei dem alten Förster aus Wolfgarten, der sich bei der Pflanzenbörse mit Jungtomaten versorgte. „Wir waren von Anfang an bei der Pflanzenbörse dabei“, berichtete seine Frau. Hier sei es möglich, tolle Sachen zu finden und auch nette Leute zu treffen. „Das Gespräch ist wichtig, die Menschen nehmen sich hier die Zeit dafür“, sagte sie.

Eifel: Blumen und Kräuter blühen im Einklang

Und immer wieder finde sie etwas, was sie eigentlich gar nicht haben wollte. Ihr Garten sei Natur. „Bei uns dürfen die Blumen zwischen den Kräutern blühen“, erzählte sie. „Und die Bienen finden etwas zum Fressen“, betonte der Förster. Frisch ausgestattet mit jungen Pflanzen und Samen für ihren Gemüsegarten waren auch Steffi und Stefan Walter aus Malsbenden. „Nach der Flut haben wir den Boden abgetragen“, berichtete sie.

Auf 100 Quadratmetern werde viel angepflanzt: Kartoffeln, Stangenbohnen und Salat. Viel werde eingefroren, aber auch an die eigenen Kinder weitergegeben. „Wir können im Winter davon leben“, sagte er. Gerade habe er seinen letzten Salat geerntet, fügte er lachend hinzu. Im Frühjahr, wenn gesät und gesetzt werde, sei es etwas mehr Arbeit, doch dann werde es weniger. „Abends geht man mal jeden zweiten oder dritten Tag Unkraut jäten“, so Stefan Walter. Doch Arbeit sei das nicht. „Das ist Entspannung“, betonte er.

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