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Acker doppelt genutztAuf einer Fläche bei Keldenich ist besondere Agri-PV-Anlage geplant

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Ein Traktor mit angehängter Maschine fährt zwischen zwei Modulreihen hindurch.

Zwischen den Modulreihen werden landwirtschaftliche Produkte angebaut.

Eine Agri-PV-Anlage mit einer Leistung von 8,7 Megawatt soll am Margaretenhof bei Keldenich entstehen. Das Besondere: Die Module folgen der Sonne.

Mit einem Acker gleich zweimal Geld verdienen und dabei noch etwas für das Klima und die Landwirtschaft tun: Was sich so anhört, als wäre es zu schön, um wahr zu sein, soll auf einem zwölf Hektar großen Feld am Margaretenhof bei Keldenich Realität werden. Dort will die Ylektra GmbH aus Köln eine Agri-PV-Anlage mit einer Leistung von 8,7 Megawatt errichten. Im Kaller Entwicklungsausschuss wurde das Projekt begrüßt.

„Agri-PV kombiniert landwirtschaftliche Nutzung und Stromerzeugung mit Solarmodulen auf der gleichen Fläche“, sagte Dr. Vigen Nikogosian von Ylektra. Die Flächen könnten unter oder zwischen den Modulen bewirtschaftet werden.

Natur- und Artenschutzaspekte werden berücksichtigt

Laut Kriterienkatalog der Gemeinde müssen Abstände von 100 Meter zu Siedlungen im Außenbereich und Höfen, 50 Meter zu Waldflächen, 250 Meter zu prägenden touristischen Einrichtungen wie dem Römerkanalwanderweg sowie 1000 Meter im Radius in Blickrichtung von Eifel-Blicken und 300 Meter zum Nationalpark Eifel eingehalten werden, so Nikogosian. Das sei aber kein Problem. „Der Landesplan sieht sogar vor, dass auf dieser Fläche vorzugsweise eine Agri-PV-Anlage errichtet werden kann“, so der Planer.

Aktuell arbeite man an den naturschutz- und artenschutzrechtlichen Aspekten. Besonders Brutvögel wie Feldlerche und Wachtel sowie die Zauneidechse würden betrachtet. „Auf der Fläche soll zwischen den Modulreihen ein Abstand von 14 Meter sein. Das ermöglicht eine Arbeitsbreite von zwölf Meter, was auch für große Maschinen ausreicht“, so Nikogosian.

Für die Landwirtschaft bleiben 90 Prozent der Fläche erhalten

Unter den Modulen würden Blühstreifen für Insekten angelegt. Für die Landwirtschaft blieben 90 Prozent der Fläche erhalten. „Wenn die Maschinen fahren, werden die Modulreihen nach außen weggedreht.“ Das verhindere Schäden an den Modulen. In anderen Ländern sei die Technik schon länger im Einsatz. „Jetzt kommt sie auch in Deutschland an.“

„Das Besondere an der Anlage ist das Nachführsystem. Das heißt, die Module drehen sich mit der Sonne“, so der Planer. Das sorge für eine bis zu 40 Prozent höhere Stromerzeugung. Ziel sei eine maximale Erzeugung auf minimaler Fläche.

Strom für rund 3500 Haushalte soll erzeugt werden

Das landwirtschaftliche Konzept für die Anlage sehe vor, dass die bisherige Fruchtfolge beibehalten werde. Nur Mais sei wegen seiner Höhe problematisch. Die Anlage werde knapp 12,3 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugen, was dem Verbrauch von rund 3500 Haushalten entspreche. Die CO2-Einsparung liege bei 5000 Tonnen pro Jahr. Ob es Probleme mit Spiegelungen für Autofahrer auf der L206 komme, müsse noch im Genehmigungsverfahren untersucht werden, so der Projektentwickler auf Nachfrage. Aber auch dafür gebe es Lösungen.

Die Gemeinde erhalte Gewerbesteuer und 0,2 Cents pro Kilowattstunde, was im Jahr allein eine Einnahme von rund 25.000 Euro bedeute. „Mit diesem Konzept sorgen wir auch dafür, dass landwirtschaftliche Betriebe langfristig gesichert werden“, betonte der Planer. Einige Details wie der Netzanschluss oder der Einsatz eines Speichers würden noch geprüft. Auf Nachfrage von Hans Georg Pütz (CDU) räumte Nikogosian ein, dass die Module mehr verschmutzen. Das sei aber in der Kalkulation schon berücksichtigt.

Mehr Insekten und Vögel auf Feldern mit Agri-PV

„Es ist schön zu sehen, dass sich in dem Bereich etwas tut“, meinte Dr. Guido Huppertz (Grüne). Er wollte wissen, ob es schon Erfahrungswerte mit solchen Anlagen gebe. Die Industrienorm sehe vor, dass der Ertrag mindestens 66 Prozent entspreche, so der Planer. „Den Wert werden wir übertreffen.“ Es habe auch sehr viele Forschungen von Hochschulen gegeben. „Dabei wurde zum Beispiel festgestellt, dass es beim Winterweizen gar nicht so schlecht ist, wenn er von den Modulen etwas beschattet wird.“ Der Ertrag sei bei einigen Untersuchungen sogar höher gewesen.

Landwirt Andreas Gentz berichtete von guten Erfahrungen mit einer Anlage in Meckenheim. „Der Ertrag ist dort kaum geringer, und es gibt keine Probleme mehr mit dem Apfelbrand.“ Auf den Feldern gebe es auch mehr Insekten, die Schutz vor der Sonne suchen würden. Das gelte auch für Vögel. Er habe vor, auf dem Feld Ackerfutter anzubauen.

„Mit den Anlagen können wir eine Verteilung von PV-Anlagen im Gemeindegebiet erreichen, weil nur die wenigsten landwirtschaftlichen Flächen an der privilegierten Bahntrasse liegen“, so Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Positiv sei auch, dass der Eingriff in die landwirtschaftliche Produktion gering sei. Für das Projekt müssen der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Aufgrund der geplanten Größe von zwölf Hektar gibt es keine Privilegierung der Anlage.