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Start-up gegründetDesignerin aus Steinfeld konstruiert nachhaltigen „Frohnachtsbaum“

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau spitzt einen Tannenzweig an, im Hintergrund ist ein Weihnachtsbaum zu sehen.

Einen nachhaltigen Weihnachtsbaum zu konstruieren, hat sich die Steinfelder Produktdesignerin Anna Maria Di Tommaso mit ihrem Start-up „Frohnachtsbaum“ zum Ziel gesetzt.

Weihnachten ohne Weihnachtsbaum geht für Produktdesignerin Anna Maria Di Tommaso aus Kall-Steinfeld gar nicht. Ihre nachhaltige Variante ist der Frohnachtsbaum. 

Alle Jahre wieder: Wenn im Januar die Tage etwas länger werden und in den weihnachtlich geschmückten Wohnstuben so langsam die Nadeln vom liebevoll dekorierten Weihnachtsbaum in die Auslegware rieseln, dann heißt es Abschied nehmen von dem Baum, der das Fest der Liebe so verschönert hat. Dann werden die Tannenbäume achtlos in eine Ecke geworfen und enden in der Kompostierung, im Häcksler oder was auch immer am Ende ihrer kurzen Reise steht.

Ein Baum gehört zum Weihnachtsfest einfach dazu

Für Anna Maria Di Tommaso und ihre Frau Anke Floß-Di Tommaso nichts, was sie so weitermachen wollten. 2015 haben sie zum letzten Mal mit einem abgesägten Baum Weihnachten gefeiert. „Das ging nicht mehr auf, das war ein Paradoxon“, sagt Di Tommaso.

Ein Lebewesen 10 bis 15 Jahre wachsen zu lassen, um es drei Wochen lang zu umhegen und dann lieblos auf der Straße zu entsorgen, das sei nicht einzusehen. Doch auf einen Baum zu verzichten, sei auch nicht wirklich infrage gekommen. „Ich bin mit Weihnachtsbaum aufgewachsen. Nichts ist schöner, als einen Baum zu schmücken und am Heiligabend den Tannenduft zu genießen“, schwärmt sie.

Der Prototyp des Frohnachtsbaums steht in Kall-Steinfeld

Und so steht im Wohnzimmer des Paares in Steinfeld auch ein Weihnachtsbaum wie aus dem Bilderbuch. Wie geschnitzt, könnte man meinen – und ist damit dem Geheimnis des Prachtstücks schon recht nahegekommen. Das verbirgt sich nämlich tief im Tannengrün: Dort, wo normalerweise die Äste am Stamm festgewachsen sind, sind hier kleine, grüne Adapter zu finden, mit denen einfach das Tannengrün am Stamm befestigt wird. Dieser Weihnachtsbaum ist nämlich einer der Prototypen für das Start-up „Frohnachtsbaum“, das Di Tommaso ins Leben gerufen hat.

Auch wenn die Idee überzeugend simpel klingt: Die Ausführung hat viel Detailarbeit und Fachwissen gekostet. Von Vorteil war, dass Di Tommaso nicht nur Schlosserin, sondern auch Produktdesignerin ist. „Ich hatte irgendwann eine Sinnkrise, weil ich es nicht mehr einsah, immer nur Dinge zu entwerfen, die irgendwann wieder auf dem Müll landen“, sagt sie. Mittlerweile sehe sie ihre Aufgabe darin, Produkte zu entwerfen, die sowohl sinnvoll als auch nachhaltig sind. „Die Welt braucht Alternativen“, betont sie. Etwa den Frohnachtsbaum. 2019 entstand der erste Prototyp des Adapters, Weihnachten 2020 konnte mit dem ersten dieser modularen Weihnachtsbäume gefeiert werden. Die ersten drei Testfamilien bekamen 2021 ihren Probebaum, beim vergangenen Fest kamen drei weitere dazu.

Die drei Elemente des Frohnachtsbaums

„Die Resonanz, die ich bekomme, ist super“, sagt Di Tommaso. Besucher äußerten sich regelmäßig begeistert über den prachtvollen Baum   und hegten auch keinen Verdacht, dass der nicht genauso in einer Schonung gewachsen sei.

Aus drei Elementen besteht der „Frohnachtsbaum“: einem Mittelstamm, den Adaptern und dem Tannengrün. An den Stamm, der auch ein Besenstiel oder Baseballschläger sein kann, werden die Adapter geschraubt.

Diese werden mit einer Schraubhilfe geliefert, die das Einfädeln des Schraubenziehers einfacher macht. Dann wird das Tannengrün geschnitten. Die Astenden werden so angespitzt, dass sie in die Adapter passen, wo sie mit einer Rändelschraube fixiert werden. Zum Abschluss wird oben die Spitze angebracht.

Designerin hat ein Start-up gegründet

Eine nette Bastelstunde für die ganze Familie sei das. „Zum Plätzchenbacken kommt jetzt noch ein Familienereignis dazu, bei dem die Kinder helfen können“, so Di Tommaso. Sie selbst habe ihren Baum mit ihrem siebenjährigen Neffen zusammengebaut, der dabei einen Riesenspaß gehabt habe. Wenn das Weihnachtsfest vorbei sei, könne das Tannengrün im Garten als Frostschutz weiterverwendet oder kompostiert werden.

„Wir arbeiten mit Hochdruck an der Realisierung“, sagt Di Tommaso. Bis zum Weihnachtsfest 2023 soll die Firma am Start sein. Dann sollen das Tannengrün genauso wie die Adapter über einen Onlineshop bestellbar sein. Wie hoch die Kosten sein werden, sei noch nicht endgültig klar, sagt die Designerin. „Doch der Frohnachtsbaum kann mit gekauften Bäumen mithalten“, ist sie sicher. Für einen Baum mit 1,20 Meter Höhe werden etwa zehn Kilo Tannengrün benötigt, schätzt sie. Die Kosten dafür dürften bei etwa 30 Euro liegen. Hinzu kommen als einmalige Ausgabe die Adapter und ein Stamm.

Über den weiteren Aufbau ihres Start-ups informiert Di Tommaso auf ihrer Website und auf Instagram. Dort könnten sich auch Interessenten melden. „Ziel ist ein Abo, bei dem den Kunden jedes Jahr zum Wunschzeitpunkt das frische Tannengrün ins Haus geliefert wird“, beschreibt die Kallerin ihr Konzept.

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