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BleibelastungKaller Kinder können wieder unbeschwert auf den Spielplätzen toben

4 min
Offizielle Vertreter stehen vor dem Spielschiff, Kinder sitzen jubelnd im Ausguck.

Großer Bahnhof am Spielplatz Bachweg: Große und kleine Besucher feierten den Abschluss der Arbeiten.

Die Sanierung der mit Blei belasteten Spielplätze in der Gemeinde Kall ist abgeschlossen. 1,6 Millionen Euro hat die Maßnahme gekostet.

„Das ist ein ganz besonderer Tag für die Gemeinde Kall. Endlich sind unsere Spielplätze bleifrei“, meinte Markus Auel, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters. Nach einer Planungszeit von zwei und einer Bauzeit von gut einem Jahr konnte jetzt die Sanierung von 18 mit Blei belasteten Spielplätzen in der Gemeinde abgeschlossen werden. Rund 1,6 Millionen Euro hat die Maßnahme gekostet.

Untersuchungen im Jahr 2023 hatten ergeben, dass auf 16 Spielplätzen in der Gemeinde die Bleibelastung bei mehr als 1000 Milligramm pro Kilogramm Boden liegt und dort ebenso dringender Handlungsbedarf besteht wie bei zwei weiteren Spielflächen. Der Prüfwert für Spielplätze liegt bei 200 Milligramm Blei pro Kilo Boden.

Spielplätze in acht Orten der Gemeinde Kall wurden saniert

Um zu verhindern, dass die Kinder auf den Plätzen in der Zeit bis zu einer Sanierung mit dem belasteten Boden in Kontakt kommen, hatte die Gemeinde auf die am stärksten betroffenen Anlagen eine zehn Zentimeter dicke Schicht aus Holzhackschnitzeln auftragen lassen. Weil diese sich schneller als erwartet abbaute, mussten die Plätze mehrfach nachbehandelt werden.

Im vergangenen Jahr war dann im Auftrag des Verbands für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AVV) und in enger Abstimmung mit dem Kreis Euskirchen und der Gemeinde mit den Arbeiten begonnen worden. Auf Spielplätzen in Dottel, Golbach, Kall, Keldenich, Krekel, Sistig, Scheven und Wallenthal wurde der Boden bis zu einer Tiefe von 30 Zentimetern abgetragen und ein Geogitter als Grabesperre eingesetzt. Anschließend wurden die Flächen dann mit unbelastetem Boden aufgefüllt und Rollrasen angepflanzt. Flächen für den Fallschutz wurden nur saniert, wenn keine Grabesperre vorhanden war.

Umweltminister Oliver Krischer lobte AVV, Kreis und Kommunen

Einige Plätze wurden im Rahmen der Sanierungen etwas verkleinert und durch Hecken oder Zäune deutlicher von den umgebenden Parkflächen abgegrenzt. 80 Prozent der Sanierungskosten übernimmt der AVV, den Rest muss die Gemeinde bezahlen.

Umweltminister Oliver Krischer hält eine Plumbi-Figur, einen Stoff-Maulwurf, in den Händen und lacht.

Eine Plumbi-Figur überreichte Achim Blindert (r.) zum Dank an Umweltminister Oliver Krischer.

Ein Schiff mit Klettermöglichkeiten und Rutsche ist das markanteste Spielgerät auf dem Spielplatz am Bachweg in Kall.

Die Spielplätze können nach dem Abschluss der Sanierungen wieder uneingeschränkt genutzt werden.

Insgesamt 48 Kinderspielplätze in Mechernich und Kall wurden saniert und die belasteten Böden ausgetauscht. „So ein Projekt haben wir in NRW nicht jeden Tag. Der AVV hat zusammen mit dem Kreis und den Kommunen tolle Arbeit geleistet“, erklärte NRW-Umweltminister Oliver Krischer. Ausdrücklich lobte er die „vorbildliche Aufklärungsarbeit“ von Kreis und Kommunen, mit der die Menschen umfassend informiert worden seien.

Beratungsstelle Umweltmedizin des Kreises bietet Unterstützung

„Nach dem Bodenaustausch können Eltern sicher sein, dass ihre Kinder unbeschwert toben, graben und spielen könnten.“ Die Sanierung sei ein Erfolg für die Gesundheit und die Lebensqualität in der Region. Krischer erinnerte daran, dass der Bergbau die Region geprägt habe: „Ich bin in Hergarten in einer Straße aufgewachsen, die ‚Zum Bleiberg‘ hieß.“

Bis 1957 war in Mechernich Blei gefördert worden. Der Fall zeige, wie Menschen nachhaltige Investitionen in den Umweltschutz direkt in ihrem Alltag spüren könnten. Zugleich verdeutliche er die Notwendigkeit, sich den ökologischen Altlasten der Vergangenheit konsequent zu stellen.

„Die Bleibelastung im Raum Mechernich und Kall ist schon seit Jahrzehnten bekannt. 2018 ist das Thema aber noch einmal unschön aufgeploppt“, sagte Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats. Mit der Beratungsstelle Umweltmedizin biete der Kreis eine umfassende Unterstützung für Menschen in der bleibelasteten Region an.

AVV spielt heute eine zentrale Rolle beim Flächenrecycling

„Das beginnt in der Kita, wo die Kinder mithilfe des Maskottchens Plumbi spielerisch über Bleigefahren aufgeklärt werden, und reicht bis zu persönlichen Beratungen, die auf Blutwerten und persönlichen Lebensumständen beruhen“, so Blindert. Zum Dank überreichte er je einen Plumbi an Krischer, an AVV-Geschäftsführer Dr. Roland Arnz und an Projektleiterin Christiane Maxin.

Arnz war froh, dass in dem Fall eine nachhaltige Lösung für ein Altlastenproblem gefunden werden konnte. Der AVV war 1988 gegründet worden, um Altlasten zu sanieren, für die sich kein Verursacher finden ließ. Heute spielt er auch eine zentrale Rolle beim Flächenrecycling. Er finanziert sich vor allem aus Mitteln des Umweltministeriums.

„Ohne den AVV wäre eine Sanierung nicht möglich gewesen“, betonte Auel. Die Kinder könnten die Spielplätze nun wieder ohne Einschränkungen nutzen. Auf einigen Plätzen habe man auch neue, attraktivere Geräte aufstellen können.