Die e-regio stellt erste Planung für einen Windpark mit zehn Anlagen vor. Die Flächen gehören der Gemeinde Kall und Stadt Schleiden.
Windpark am WackerbergPläne für 260-Meter-Windräder im Wald zwischen Kall und Schleiden

Über Windräder in Waldgebieten – wie hier in der Nähe von Schöneseiffen – wird kontrovers diskutiert. Die e-regio stellte jetzt eine Planung für den Wackerberg bei Kall vor.
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Erste Pläne für einen möglichen Windpark auf dem Wackerberg zwischen Kall, Golbach, Wintzen und Olef haben Mitarbeiter der e-regio jetzt im Kaller Ausschuss für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit vorgestellt. Demnach könnten in dem im Raumordnungsplan, Teilplan Erneuerbare Energien, bislang vorgesehen Areal mit einer Größe von rund 150 Hektar bis zu zehn Windräder aufgestellt werden. „Wir stehen aber noch sehr am Anfang“, betonte Thomas Breuer von e-regio. Der Ausschuss nahm die Planung zur Kenntnis, Beschlüsse gab es nicht.
Das Land NRW will im Rahmen einer Änderung des Landesentwicklungsplans weitere Flächen für Windparks zur Verfügung stellen. Kritiker bemängeln, dass damit in die kommunale Selbstverwaltung eingegriffen werde. Im Rahmen der Regionalplanung werden in den Kommunen Windkonzentrationszonen ausgewiesen.
Der Raumordnungsplan soll Ende des Jahres fertiggestellt sein. Zwischen dem 7. Juli und dem 7. August können für Flächen, die nach der ersten Offenlage geändert wurden, noch einmal Stellungnahmen abgegeben werden. Diese werden anschließend ausgewertet.
Wackerberg ist für die Gemeinde Kall die einzige realistische Fläche
Insgesamt fünf Bereiche in der Gemeinde Kall sind im Teilplan Erneuerbare Energien zur Nutzung von Windenergie vorgesehen. Doch mit Ausnahme des Wackerbergs sind die anderen Areale nach Angaben der Verwaltung entweder zu klein oder zu weit von Hochspannungsleitungen entfernt. In ihrer Stellungnahme hatte die Gemeinde festgehalten, dass die fünf Flächen nicht als Beschleunigungsgebiete ausgewiesen werden, in denen Projekte ohne gewisse Prüfungen realisiert werden können. Darüber hinaus reiche ein Abstand von 700 Metern zu Siedlungsbereichen nicht aus.
Knapp 15 Prozent der als Windkonzentrationszone ausgewiesenen Fläche auf dem Wackerberg gehören nach Angaben der e-regio der Katholischen Kirchengemeinde Olef, 30 Prozent der Gemeinde Kall und mehr als 55 Prozent der Arenbergischen Forstverwaltung.
Gegner des Windparks haben bislang gut 1200 Unterschriften gesammelt
Zu der Sitzung waren auch einige Gegner des Projekts erschienen. Eine Petition im Internet haben gut 1200 Menschen unterschrieben. Die Gegner verweisen unter anderem auf Naturschutzgebiete und geschützte Biotope auf dem Wackerberg und auf die wichtige Rolle des Waldes beim Hochwasserschutz, die durch die Versiegelung von Flächen für die Sockel der Windräder und die Zufahrtsstraßen beeinträchtigt werde. Nach einer ersten Projektion der e-regio könnten auf der Fläche bei Einhaltung der vorgeschriebenen Abstände zur Wohnbebauung zehn Windräder entstehen, sechs davon auf Kaller Gemeindegebiet. „Als Nächstes stehen die artenschutzrechtlichen Untersuchungen sowie die Schall- und Schattenanalysen an. Erst dann beginnt die Detailplanung“, sagte Breuer.
Ich werde es mir nicht gefallen lassen, wenn der Eindruck der Bestechlichkeit erweckt wird.
Das Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz und das Ausschreibungsverfahren würden sich anschließen. Die Inbetriebnahme könne in den Jahren 2028 und 2029 erfolgen. „Erst einmal muss aber der Regionalplan beschlossen werden“, so Breuer. Zwei Windradtypen seien aktuell in der engeren Auswahl. „Sie haben jeweils eine Gesamthöhe von gut 260 Metern und einen Rotordurchmesser von 172 und 175 Meter“, so der Mitarbeiter der e-regio. Mit zehn Anlagen könnten gut 70 Megawatt Strom für rund 45.000 Haushalte erzeugt werden.
Kaller Politiker wollen die Aufstellung des Regionalplans abwarten
„Wir wissen jetzt, was auf uns zukommt. Die Energiegewinnung konkurriert mit dem Natur- und Landschaftsschutz und den Belangen der Nachbarn“, meinte Dr. Manfred Wolter (FDP). Die Gemeinde sei in großen Teilen Eigentümer der Flächen. „Wir warten jetzt erst einmal den Regionalplan ab.“ Karl Vermöhlen (SPD) wollte wissen, wer den Zuschlag erhalte, wenn es mehrere Bewerber für die Entwicklung eines Windparks gebe. „Dann bekommt das Unternehmen, das die niedrigsten Entgelte fordert, den Zuschlag“, antwortete Breuer.
Am Ende nahm der Ausschuss die Ausführungen zur Kenntnis. Der Zusatz, wonach die Verwaltung beauftragt werden sollte, den noch zu erarbeitenden immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsantrag für die Errichtung des geplanten Windparks einschließlich der erforderlichen Fachgutachten dem Fachausschuss zur Beratung und Entscheidung vorzulegen, wurde gestrichen.
Kaller Bürgermeister wehrt sich gegen Aussagen von Windkraftgegnern
„Wir können nicht in der Sitzung ein Projekt vorgestellt bekommen und ad hoc beschließen“, erklärte Dr. Guido Huppertz (Grüne) stellvertretend für viele seiner Ratskollegen.
Zum Abschluss ergriff schließlich Bürgermeister Hermann-Josef Esser das Wort. Im Internet sei auf der Petitionsseite zu lesen, er wolle den Windpark durchdrücken: „Solche Aussagen verbitte ich mir.“ Mit Fake-Aussagen, so Esser, werde Angst und Polemik geschürt. So werde vermutet, er wolle nach seinem Ausscheiden als Bürgermeister wieder bei der e-regio arbeiten. „Ich werde es mir nicht gefallen lassen, wenn der Eindruck der Bestechlichkeit erweckt wird“, so der Bürgermeister. Er könne nicht verstehen, dass sich so viele Menschen zum Wohle von wenigen gegen die Windkraft einsetzen.
Verein Windenergie Nordeifel: „Bürger und Region sollen profitieren“
Zu den in vielen Kommunen laufenden Diskussionen um Windparks in Wäldern hat sich jetzt auch der Verein Windenergie Nordeifel (WNV) zu Wort gemeldet. „Ohne Windräder wird sich der Klimawandel nicht aufhalten lassen“, erklärt Vorstandsmitglied Klaus Pütz, der auch für die Grünen im Kaller Gemeinderat sitzt. Katastrophen wie die Flut 2021 seien eine Konsequenz des Wandels. Unter anderem mit Windkraft könne die Entwicklung gestoppt werden.
Wer aber mehr Anlagen ans Netz bringen wolle, komme nicht umhin, Windräder auch in Waldgebieten zu errichten: „Sonst müsste man den Menschen und den Siedlungen mehr auf die Pelle rücken, und das will auch niemand.“ Hinzu komme, dass auf den oft nicht bewirtschafteten Bergkuppen oder Hängen viel Windenergie vorhanden sei.
Auf dem Wackerberg gibt es auch Bereiche, wo nur Fichten stehen
Auch wenn an geplanten Standorten wie dem Wackerberg bei Kall Windräder errichtet würden, gehe die Welt davon nicht unter: „Man muss ja nicht die schönsten Flecken in so einem Waldgebiet nehmen. Die sollte man, wenn möglich, aussparen.“ Es gebe aber ja auch Bereiche, wo überwiegend Fichten stünden.
Eingriffe in die Natur müssten minimiert und auch nicht immer die maximal mögliche Zahl von Anlagen errichtet werden: „Statt zehn könnten es auch sechs sein.“ Das Argument, dass die für die Windräder benötigten Fundamente den Wasserabfluss beschleunigen und damit Katastrophen wie die Flut verstärken würden, sei nicht haltbar: „Dafür sind die Bereiche im Vergleich zu den Gesamtflächen einfach zu klein.“
Für Tiere sei die Bauzeit ein Problem: „Wenn die Anlagen erst einmal laufen, gewöhnen sich die Tiere daran und haben meist keine Schwierigkeiten.“ Für Eingriffe muss es Ausgleichsmaßnahmen geben.
„Die Einnahmen aus dem Windpark Wackerberg sollten zu 51 Prozent den Bürgern gehören und der Rest dann Investoren“, fordert Pütz. Pachtzahlungen sollten in eine Stiftung eingezahlt werden und so möglichst viel Geld in der Region bleiben. „Deshalb sollten auch Bürgergesellschaften die Mehrheit bei den Projekten haben“, so Pütz.
Aus dem Verein haben sich mit der Windenergie Nordeifel GmbH (WNG) und der Neue Energie Nordeifel GmbH (NEN) zwei Unternehmen gegründet, die die regenerative Energieerzeugung in der Nordeifel voranbringen. Die WNG ist an zwei Windparks beteiligt, die NEN betreibt 13 Photovoltaikanlagen auf Gebäuden in mehreren Kommunen.