Die Stadt Gummersbach hatte der Naumann-Stiftung das Areal einst geschenkt. Die stellt den Betrieb dort nun ein.
Das Aus ist beschlossenTheodor-Heuss-Akademie in Gummersbach wird geschlossen

Vorstand und Kuratorium der Naumann-Stiftung mit Sitz in Potsdam haben das Aus beschlossen.
Copyright: Dierke (Archivfoto)
Die Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach-Niederseßmar wird geschlossen. Das haben Vorstand und Kuratorium der Naumann-Stiftung mit Sitz in Potsdam beschlossen – und das nach Angaben der Stiftung „nahezu einstimmig“. Laut Auskunft der Hauptgeschäftsführerin der Stiftung, Annett Witte, gehe es um ein Ausgabendefizit von 25,6 Millionen Euro. Die Theodor-Heuss-Akademie allein schlägt mit 9,6 Millionen Euro zu Buche. Wie mehrfach berichtet, hat das schlechte Abschneiden der FDP bei der letzten Bundestagswahl das Loch in die Kasse der Stiftung gerissen.
Wie viele Menschen und Arbeitsplätze davon betroffen sein werden, wer gekündigt und wer abgefunden wird, dazu konnte Hauptgeschäftsführerin Annett Witte am Dienstagmittag noch keine Aussagen machen. Am Vormittag hatte sie per Videoschalte die Beschäftigten in allen Standorten der Naumann-Stiftung über den Stand der Dinge informiert. Die Resonanz hier am Ort fällt entsprechend aus.
„Wütend und traurig“
Von einem „rabenschwarzen Tag für die politische Bildungsarbeit nicht nur hier in der Region“ spricht Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein. Gerade in diesen Tagen gehe mehr denn je um das Thema Demokratieverständnis. Da sei die Schließung geradezu „kontraproduktiv“. Die Heuss-Akademie habe eine überragende Bedeutung, die weit über die FDP hinaus gehe, sagt Helmenstein.
Die Ehrenvorsitzende der FDP Oberberg, Ina Albowitz-Freytag, hatte bis zuletzt für den Erhalt gekämpft. Am Dienstagmittag sagte sie: „Das ist die verkehrte Entscheidung, das wird die Zukunft beweisen.“ Wenn man kein Geld habe, müsse man eine Lösung finden. „Mir geht das nicht in den Kopf. Ich bin wütend und traurig zugleich.“ Albowitz berichtet, dass sowohl Frank Helmenstein als auch Landrat Jochen Hagt bei der Stiftung in Potsdam für den Erhalt geworben und die Bedeutung für die Region deutlich gemacht hätten. Ob die Stiftung der FDP sich hier vor Ort – mit Blick auf die Kommunalwahlen – mit der Entscheidung einen Gefallen getan hätten, müsse man noch sehen.
Annett Witte wird am Mittwoch nach Gummersbach kommen, um hier mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern zu sprechen. Gegenüber dieser Zeitung betonte sie, dass bei den Streichungen alle Arbeitseinheiten bei Personal- und Sachkosten betroffen seien im In- und Ausland. Unklar ist aktuell, was aus dem Archiv des Liberalismus in Niederseßmar wird. Witte sagt, dass die Zukunft auch davon abhänge, wer die Bildungsstätte kaufen werde und ob das Archiv an dem Standort in das Zukunftskonzept der Stiftung passe. Witte bestätigte, dass die Naumann-Stiftung seinerzeit das Areal auf dem Berg oberhalb von Niederseßmar von der Stadt geschenkt bekommen habe.