Seltene KrankheitEinjähriger Junge aus der Türkei erhält Hilfe aus dem Kreis Euskirchen

Lesezeit 3 Minuten
Mit einer Live-Schaltung sammeln Oliver Giele (v.l.), Selver Bicilir, Ali Demirbas und Dieter Züll. Spenden für den kleinen Mehmet Eren Atak.

Sammeln Spenden für den kleinen Mehmet Eren Atak: (v.l.) Oliver Giele, Selver Bicilir, Ali Demirbas und Dieter Züll.

Eren Atak leidet an einer seltenen Krankheit und soll in Deutschland behandelt werden. Hilfe kommt aus der Eifel.

„Mehr als 100 Menschen auf der ganzen Welt haben die Liveschaltung auf Instagram verfolgt“, erklärt Dieter Züll von der Hilfsgruppe Eifel. Er hatte mit der Inhaberin des Restaurants „Flames“ in Euskirchen, Selver Bicilir, und deren Lebensgefährten Ali Demirbas am Dienstagabend in dem Steakhaus im Rahmen einer Liveschaltung im Internet um Spenden für den kleinen Mehmet Eren Atak geworben. Der Junge leidet an Spinaler Muskelatrophie und soll in einem Krankenhaus in Deutschland mit einem Medikament behandelt werden, das rund eine Million Euro kostet. Knapp 940.000 Euro sind bislang gesammelt worden.

Der kleine Junge ist mittlerweile gut ein Jahr alt und wird in einer Klinik in Antalya behandelt. Mehmet muss   künstlich beatmet und ernährt werden. Die Familie Atak wohnt in Muratpasa, nicht weit von Antalya entfernt. „Bislang bekommt Mehmet alle drei Monate ein sehr teures Medikament, das pro Behandlung etwa 1,3 Millionen Euro kostet. Der Junge ist aber jetzt in der Türkei austherapiert, die Behandlung wird im Juni beendet“, berichtet Züll. Die Ärzte in Antalya würden nun eine weitere Behandlung in Deutschland empfehlen.

Die Lebenserwartung könnte um bis zu 20 Jahre verlängert werden 

Das dabei eingesetzte Medikament koste zwar auch rund 1,2 Millionen Euro, müsse aber nur einmal verabreicht werden. „Eine Heilung ist aber auch bei der Behandlung nicht zu erwarten. Mediziner gehen aber davon aus, dass die Lebenserwartung um bis zu 20 Jahre verlängert werden kann“, sagt Züll.

Selver Bicilir berichtet, dass die Eltern Nuran und Bayram rund um die Uhr bei ihrem Sohn im Krankenhaus sind. Alle Schritte würden mit ihnen abgesprochen. Bicilir kümmert sich um die Beschaffung der Visa für Mutter und Kind und steht in engem Kontakt mit den Eltern und den behandelnden Ärzten.

22 Kliniken in Deutschland könnten die Behandlung durchführen

Nach Zülls Recherchen gibt es in Deutschland 22 Kliniken, die Kinder und Jugendliche mit dem Medikament behandeln können und vom Hersteller Novartis zertifiziert sind. Mit dem Unternehmen hat er auch schon Kontakt aufgenommen.

Bislang sind nach Angaben von Züll insgesamt rund 940.000 Euro an Spenden für den kleinen Mehmet eingegangen. Der Großteil der Gelder, rund 925.000 Euro, stamme aus der Türkei und den arabischen Staaten. Seit dem schweren Erdbeben in der Türkei habe das Spendenaufkommen dort aber stark nachgelassen. „Die Hilfsgruppe Eifel hat ein Konto bei der Kreissparkasse Euskirchen eingerichtet. Dort sind bislang rund 15.000 Euro eingezahlt worden“, erklärt Züll. Jeder Euro zähle.

Die Live-Sendung im „Flames“ am Dienstagabend wurde von Bicilir moderiert. Zugeschaltet waren die Eltern und Großeltern sowie Ärzte und Unterstützer aus der Türkei. Darüber hinaus hätten sich Menschen weltweit für das Schicksal des kleinen Mehmet interessiert. Mit Oliver Giele von der Axa-Versicherung in Euskirchen war auch ein guter Bekannter von Bicilir gekommen und hatte spontan 200 Euro gespendet. „Im Nachklang zu der Veranstaltung am Dienstag kommen immer noch Spenden rein“, freut sich Bicilir. „Ich bin allen sehr dankbar, die uns bei der Rettung des kleinen Mehmet unterstützen“, erklärt die Euskirchener Gastronomin.


Spinale Muskelatrophien

Spinale Muskelatrophien, kurz SMA, sind seltene Krankheiten, bei denen bestimmte Nervenzellen des Rückenmarks absterben. Ursache ist ein Gendefekt. Reize und Impulse des Gehirns erreichen nicht mehr die Muskulatur. Das führt zu Muskelschwund und Lähmungen. Es gibt verschiedene SMA-Formen. Die schwerste Form beginnt im Säuglingsalter. SMA ist nicht heilbar und die häufigste erbliche Erkrankung mit Todesfolge im Säuglingsalter. Neue Behandlungsmethoden versprechen eine Verbesserung des Gesundheitszustands. (wki)

Rundschau abonnieren