Corona-SterblichkeitKreis Euskirchen ist der vierttödlichste in NRW

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Der Kreis Euskirchen belegt den vierten Platz landesweit in dem traurigen Ranking. (Symbolbild)

Kreis Euskirchen – 4400 Infektionen und 140 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona – so lauten die aktuellen Zahlen des Kreises.

Drei von 100 nachgewiesen Infizierten sterben also im Zusammenhang mit dem Virus, statistisch genau: 3,18. Damit belegt der Kreis Euskirchen landesweit Platz vier in einem traurigen Ranking. Nur in Olpe (3,64), Remscheid (3,57) und Mettmann (3,24) ist die Quote höher.

An der medizischen Behandlung liege das ganz sicher nicht, sagen unisono der Arzt und SPD-Kreistagsabgeordnete Karl Vermöhlen und der Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Christian Ramolla. „Die Intensivmedizin unserer drei Krankenhäuser hat ein überaus hohes Niveau, Behandlungen erfolgen anhand anerkannter Leitlinien.“ Zudem wurden Patienten, die von einer Behandlungsmöglichkeit in Unikliniken profitieren, großzügig dorthin verlegt, so Ramolla. Vermöhlen sagt, er habe sich während seiner schweren Covid-Erkrankung von der medizinischen Qualität im Marien-Hospital überzeugen können.

Gesetz der kleinen Zahlen

Ramolla warnt zudem vor dem Gesetz der kleinen Zahlen: „Je kleiner die betrachtete Gruppe ist, desto wahrscheinlicher können extreme Statistiken oder irrtümlicherweise interessant erscheinende Muster zufallsbedingt auftreten.“ Insofern böten die Zahlen zwar Hinweise, seien aber weit entfernt von signifikanten statistischen Auswertungen. Dennoch fragen sich auch die beiden Fachleute, warum im Kreis mehr bestätigt Infizierte sterben als in den allermeisten Gebietskörperschaften in NRW – und kommen auf den hohen Altersschnitt der Kreisbürger im Allgemeinen und der bestätigten Corona-Fälle im Besonderen: „Die Altersspanne der Verstorbenen liegt zwischen 47 und 99 Jahren mit einem Durchschnittsalter von 81 Jahren.“

Und gerade über 80-Jährige gibt es viele im Kreis. 2018 machten sie 6,3 Prozent aus, 15,4 Prozent waren damals zwischen 65 und 79 Jahre alt.

Erklärt das, warum die Quote der Todesfälle im Kreis bei 3,18 Prozent liegt, landesweit aber bei 2,28? „Es gibt alte Kreise und junge Städte“, beschreibt Vermöhlen die Altersstrukturen. In Köln oder Bonn liegen die Sterbequoten bei 1,37 beziehungsweise 1,46. Düsseldorf hat den niedrigsten NRW-Anteil: 1,09.

Mehr junge Erkrankte in den Großstädten

In den Großstädten, so Vermöhlen, dürfte auch der Anteil der Jüngeren unter den Getesteten größer sein als auf dem Land: „Da gab es Bilder aus Berlin von Schlangen am Testzentrum, da standen fast nur junge Menschen, weil sie sich testen lassen wollten, um zu einer Weihnachtsfeier gehen zu können“, erinnert sich Vermöhlen. Sowas gebe auf dem Land kaum. Je mehr Jüngere aber unter den positiv Getesteten, desto niedriger die Quote der Todesfälle. Das wisse er auch von seiner Arbeit als Leiter der Covid-Station im ostbelgischen St. Vith, wo das Gesundheitssystem vor wenigen Monaten unter der zweiten Welle fast in die Knie ging: „Wir haben da aber viel mehr Menschen durchbekommen als im Frühjahr. Das lag daran, dass wir viel mehr jüngere Menschen an der Beatmung hatten.“

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Dass die Bürger im Kreis weniger und wenn doch dann später zum Arzt gehen als anderswo, hat die AOK in ihrem Gesundheitsreports schon öfters festgestellt – doch damit sei die Quote nicht zu erklären, so Ramolla: 50 Prozent der Verstorbenen seien Heimbewohner, sagt er: „Und bei vielen Heimbewohnern haben wir die Infektion diagnostiziert, bevor klinische Symptome anfingen.“ Zudem hätten auch die Pflegekräfte „ein Auge drauf“. Im Vergleich etwa zum Herzinfarkt spiele der Zeitpunkt der Behandlung bei Covid-19 keine große Rolle: „Da aktuell nur medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, die die Krankheitsauswirkungen (Symptome) behandeln, eine kausale Therapie aber weiterhin nicht möglich ist, bietet der frühe Diagnosezeitpunkt grundsätzlich keinen gravierenden Vorteil.“

Wohl aber hätten Angehörige und Pflegepersonen den Patienten besser im Blick und reagierten bei Krankheitszeichen schneller.

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