Eigentlich sollte im kommenden Jahr der Regelbetrieb mit brennstoffzellenbetriebenen Zügen unter anderem zwischen Euskirchen und Düren beginnen.
NahverkehrZwischen Düren und Euskirchen fahren künftig doch keine Wasserstoffzüge

Fahren vorerst weiter mit Diesel: die Züge der Rurtalbahn.
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17 wasserstoffbetriebene Züge, 55,7 Millionen Euro an Fördergeld und das Ziel, den ÖPNV klimaneutral zu machen – das Projekt von Rurtalbahn und Zweckverband go.Rheinland, im Netz Düren auf die Brennstoffzelle als Antriebsform zu setzen, war groß.
So groß, dass der damalige Bundesverkehrsminister Volker Wissing persönlich in die Region kam, um den Förderbescheid zu übergeben. 2026 sollte der Regelbetrieb mit Wasserstoffzügen starten. Doch daraus wird nun nichts. Die 17 Wasserstoffzüge wurden erst gar nicht ausgeschrieben.
Wasserstoff zu teuer für Schienenpersonennahverkehr
„Infolge der wirtschaftlichen Nachteile hat sich der Zweckverband go.Rheinland im letzten Jahr entschieden, den Einsatz brennstoffzellenbetriebener Triebfahrzeuge im Netz Düren nicht weiter zu verfolgen“, teilt Benjamin Jeschor, stellvertretender Pressesprecher von go.Rheinland, auf Nachfrage mit. Im Schienenpersonennahverkehr habe sich der Antrieb mit Wasserstoff nicht durchsetzen können. „Unseren Analysen zufolge verursachen brennstoffzellenbetriebene Triebfahrzeuge über einen 30-jährigen Lebenszyklus deutliche Mehrkosten. Hierfür ist in erster Linie der hohe Wasserstoffpreis verantwortlich“, so Jeschor weiter.
Hinzu komme, dass in Vorläuferprojekten in Hessen und Niedersachsen mangelnde technische Zuverlässigkeit zu erheblichen Störungen im Fahrplan geführt habe und die Priorität beim Einsatz von grünem Wasserstoff bundesweit auf der Industrie liege.
In Heimbach könnten Batteriezüge zum Einsatz kommen
Das Ziel, den ÖPNV klimafreundlicher zu gestalten, will go.Rheinland aber nicht aufgeben. Statt auf Wasserstoff setze man nun auf die Elektrifizierung, auch im Netz Düren. Diese soll stufenweise erfolgen. Einen Sonderfall stellt die Strecke nach Heimbach dar (RB21 Süd). Es werde aktuell geprüft, ob auf dieser Strecke der volkswirtschaftliche Nutzen für eine Elektrifizierung vorliege und sie aufgrund naturschutzrechtlicher Vorbehalte überhaupt elektrifizierbar sei, so Jeschor.
Als Alternative werde untersucht, ob ein Einsatz von Batteriezügen infrage komme. Um diese zu finanzieren, könne man möglicherweise über einen Änderungsantrag Teile der 55,7 Millionen Euro nutzen, die für den Kauf der Wasserstoffzüge gedacht waren, erklärt der Sprecher weiter. „Falls dies nicht der Fall sein sollte, werden wir die Fördergelder nicht in Anspruch nehmen.“
Wasserstoff für RVK weiterhin ein wichtiger Antrieb
Auch die RVK konnte sich bei Wissings Besuch über Fördergelder freuen: rund 7,3 Millionen Euro für das Aus- und Weiterbildungszentrum zum Thema „Wasserstoffmobilität“ in Mechernich. Eine Wasserstofftankstelle samt Elektrolyseur soll im kommenden Jahr eröffnet werden, wie Jan Peter Fischer, Pressesprecher der RVK, mitteilt. „Wasserstoff gehört zu den relevantesten klimaneutralen Antriebsformen. Für eine emissionsfreie Mobilität ist Wasserstoff hingegen nicht die einzige Lösung“, sagt er weiter. Die RVK setze deshalb auf einen Antriebsmix, der derzeit aus Wasserstoff, Batterieelektrik, Bio-Erdgas und Diesel bestehe.
Wasserstoffbusse seien aufgrund kurzer Tankzeiten und höherer Reichweite wertvoll für lange und topographisch anspruchsvolle Strecken – wie im Kreis Euskirchen. Batterieelektrik lohne sich vor allem in städtischen Gebieten.
Beide Antriebsformen sind im Kreis Euskirchen laut Fischer noch nicht im Einsatz. Wasserstoffbusse sollen kommen, wenn die Tankstelle in Mechernich in Betrieb ist. Was batterieelektrische Busse angehe, sammele die RVK gerade Erfahrungen in anderen Regionen. Ob und wann solche Busse auch im Kreis Euskirchen eingesetzt werden, dazu macht Fischer keine Angaben.