„Die neue Generation“Neuer Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Euskirchen gewählt

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Neuer erster und zweiter Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung, Kreisstelle Euskirchen (v.r.): Frank Gummelt und Dr. Thomas Ackermann.

Der neue Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung im Kreis Euskirchen will etwas verändern.

Die Kassenärztliche Vereinigung im Kreis Euskirchen hat einen neuen Vorstand – der Ärztemangel steht im Fokus.

„Die neue Generation“– das stand über der Wahlliste, anhand derer 251 niedergelassene Vertrags- und Fachärzte im Kreis Euskirchen über den neuen Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Kreis abgestimmt haben. Er habe diesen Namen bewusst gewählt, sagt Frank Gummelt. Um deutlich zu machen, dass nun ein frischer Wind in das Gremium komme.

Nachwuchsmangel als größte Herausforderung der Kassenärztlichen Vereinigung Euskirchen

Gummelt ist der neue Vorsitzende der KV Euskirchen und einer der wenigen im neuen Vorstand, die schon dem alten angehörten: Sechs der neun Mitglieder sind neu. „Ich erhoffe mir, durch diese Konstellation, die wir da gerade haben, wirklich etwas zu bewirken“, sagt Gummelt.

Baustellen gebe es genug. Etwa der Nachwuchsmangel. Es werde immer schwieriger, Ärzte aufs Land zu bekommen. Die Notdienstregelung sei ein weiteres Problem, das angegangen werden müsse. Zudem wolle er mit seinem Team versuchen, Konstrukte, die nicht mehr zeitgemäß seien, zu verändern. Stichwort: Bedarfsplanung der Niederlassung. „Der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen stellt zwei Mal pro Jahr fest, in welchen Arztgruppen und Planungsbereichen zusätzliche Sitze für eine Niederlassung zur Verfügung stehen und welche Planungsbereiche für weitere Niederlassungen gesperrt werden“, heißt es dazu auf der Webseite der KV Nordrhein.

Diese Berechnung hänge im Grunde immer hinterher, sagt Gummelt. Die Folge: zu viele Patienten, zu wenig Ärzte. Schon jetzt habe im Kreis Euskirchen jeder Hausarzt über 1000 Patienten pro Quartal – statt der allgemein verbreiteten Höchstgrenze von 800. Und die Kapazitäten seien endlich. „Man kann ja nicht mehr als arbeiten“, sagt Gummelt. „Da sollten wir mal gucken, ob wir da irgendetwas erreicht bekommen.“

Zwar sei die KV Euskirchen nur eine Kreisstelle von vielen, die zur KV Nordrhein gehören, doch er mache sich Hoffnung, dass der neue Vorstand etwas bewirken könne. „Da sind ein paar Menschen dabei, die mal den Mund aufmachen“, so der 55-Jährige.

Neuer Vorstand setzt auf Veränderung

Und auch innerhalb des Gremiums setzt der neue Vorstand auf Veränderung. Transparenz und Teamarbeit sind die zwei Stichpunkte, die Gummelt besonders wichtig sind. So sei ein Newsletter eingeführt worden, der die Ärzte im Kreis in regelmäßigen Abständen über die Arbeit des Vorstands informieren soll. Zudem wurden die Aufgaben, die bisher der Vorsitzende alleine übernommen hat, aufgeteilt. Nun gibt es Fachbereiche, und jedes Vorstandsmitglied hat eine Aufgabe.

Außerdem habe man feste Ansprechpartner für die Ärzte in den jeweiligen Kommunen eingeführt. „Das gab’s vorher nicht“, sagt Gummelt. Er ist Vertreter im Bezirksstellenrat, Ansprechpartner für die Ärztekammer Nordrhein, den Kreis Euskirchen sowie die Stadt Mechernich und kümmert sich um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Sein Stellvertreter Dr. Thomas Ackermann ist für die Stadt Euskirchen und die Gemeinde Kall zuständig und Stellvertreter im Bezirksstellenrat. Außerdem ist er Mitglied im Vorstand der Ärztekammer. Stephan Henrich (Fachbereich 1) betreut die Stadt Schleiden und die Gemeinde Hellenthal sowie Notdienstpraxis und Vertreterverzeichnis, er sitzt im Notdienstausschuss und kümmert sich vorrangig um den ärztlichen Notdienst und den ärztlichen Fahrdienst.

Jedes Vorstandsmitglied mit eigenem Fachbereich

Dr. Iris Weber-Nücken (Fachbereich 2) war bereits im bisherigen KV-Vorstand vertreten und ist für die Kommunen Zülpich und Nettersheim sowie für Katastrophenplan und Pandemie zuständig.

Der Fachbereich Zukunft mit den Themen Aus- und Fortbildung sowie Nachwuchs unterliegt Dr. Jörg Schneider, der außerdem die Kommunen Blankenheim und Dahlem betreut. Dr. Mathias Runge (Fachbereich 4) ist für die Stadt Bad Münstereifel und die Kommunale Gesundheitskonferenz zuständig. Dr. Norbert Cattelaens, bislang stellvertretender Vorsitzender der KV Euskirchen, kümmert sich um die Gemeinde Weilerswist und Beschwerdemanagement.

Dr. Ulf Schmidt vertritt und betreut die Krankenhäuser Mechernich, Euskirchen und Schleiden und die Fachklinik Marienborn. Lutz Nelles ist der Vertreter der psychologischen Psychotherapeuten im Vorstand und betreut die Felder Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG), Psychologie und Psychotherapie.

„Es ist definitiv so, dass die Praxis bei mir vorgeht“

Dass mit Dr. Iris Weber-Nücken nur eine Frau Teil der „neuen Generation“ ist, sei „ein bisschen ungewollt“, so Gummelt. Es sei einfach sehr schwierig, Ärzte und Ärztinnen für die berufspolitische Arbeit zu gewinnen. Schließlich sei dies ein Ehrenamt, und die meisten seiner Kolleginnen und Kollegen hätten schon genug zu tun. Auch auf ihn als neuen Vorsitzenden komme nun mehr Arbeit zu. Seine Patienten müssen sich aber keine Sorgen machen: „Es ist definitiv so, dass die Praxis bei mir vorgeht.“

Der neue Vorstand ist für sechs Jahre gewählt. Was sich in dieser Zeit bewirken lasse, bleibe abzuwarten, sagt Gummelt. Er stelle es sich so vor: Sein Team stehe vor sehr dicken Brettern und habe nur einen sehr dünnen Bohrer.

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