TrennungBeide Eltern bleiben verantwortlich für eine gesunde Entwicklung des Kindes

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Manche Kinder leiden stark unter der Trennung der Eltern.

Kreis Euskirchen – Trennung oder Scheidung gehen mit großen Belastungen, Wut und Enttäuschung einher. Für Eltern ist es oft besonders schwer, sich von eigenen Enttäuschungen und Verletzungen der Trennung zu distanzieren und einen unbefangenen Blick auf die Bedürfnisse der gemeinsamen Kinder zu bekommen.

Unterstützung dabei erhalten Betroffene von der Erziehungs- und Familienberatungsstelle des Kreises Euskirchen – sowohl in Einzelberatungsgesprächen als auch in Gruppenangeboten.

„Eine Trennung kann zur Entspannung beitragen, wenn Eltern über längere Zeit viel gestritten haben. Von dieser Entspannung profitieren natürlich auch die Kinder“, sagt Alfons Gehlen, Familientherapeut und Leiter der Erziehungs- und Familienberatungsstelle.

Spannung überträgt sich auf den Nachwuchs

Gehen die Konflikte nach der räumlichen Trennung unvermindert weiter, überträgt sich die Spannung auch auf die Kinder. „Eltern, die sich permanent bekriegen, vergiften nicht nur die Atmosphäre zu Hause. Oft sind sie so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie die Kinder kaum noch wahrnehmen“, sagt Gehlen.

Zu einer gesunden emotionalen Entwicklung würden Kinder Geborgenheit, Zuwendung und Liebe benötigen, genauso wie eine klare Orientierung durch Regeln und Grenzen, aber auch Spielräume und Autonomie. So fänden sie einen sicheren Lebensraum, in dem sie sich zu einem selbstbewussten Menschen entwickeln können.

Kinder verlieren manchmal den Boden unter den Füßen

„In der Entwicklungspsychologie ist heute unbestritten, dass beide Eltern eine große Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Kinder haben“, heißt es in einer Mitteilung aus der Erziehungs- und Familienberatungsstelle. Wenn Eltern sich aus guten Gründen trennen, könne das Kindern manchmal den Boden unter den Füßen wegziehen.

„Die Trennung muss allerdings keine Katastrophe sein, wenn die Erwachsenen eines nicht vergessen: Sie bleiben Eltern – ein Leben lang. Ihr Job ist es, immer wieder den Blick auf die Situation der Kinder zu richten und sie durchs Leben zu begleiten“, sagt Psychologe Gehlen.

Kurs „Kinder im Blick“

Die Erziehungs- und Familienberatungsstelle bietet in Zusammenarbeit mit dem Haus der Familie den Kurs „Kinder im Blick“ an. Er richtet sich an Eltern in Trennung, die ihren Blick auf die Kinder schärfen, ihre Selbstfürsorge stärken und die Eltern-Kommunikation verbessern möchten.

Der Kurs findet parallel in zwei Gruppen statt und beginnt am 11. Mai. An sechs Mittwochen widmen sich die Teilnehmenden von 15.30 bis 18.30 Uhr im Haus der Familie, Herz-Jesu-Vorplatz 5 in Euskirchen, den Themen rund um Elternschaft und Trennung. Angeleitet werden sie von den Diplom-Psychologen Simone Müller und Alfons Gehlen. Anmeldungen: Tel. 0 22 51/15 710.  

Manche Kinder leiden stark unter der Trennung der Eltern, insbesondere wenn sie das Gefühl entwickeln, sich zwischen Mutter oder Vater entscheiden zu müssen. Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressivität, Rückzug, Unruhe, Konzentrationsstörungen, Schulleistungsprobleme und Einnässen können dann die Folgen sein.

Höheres Risiko von Verhaltensauffälligkeiten

„Kinder aus Trennungsfamilien haben ein höheres Risiko, verhaltensauffällig zu werden, im weiteren Leben emotionale und gesundheitliche Probleme zu entwickeln, aber auch Schwierigkeiten im Umgang mit Gleichaltrigen treten häufiger auf als in Zwei-Eltern-Familien“, heißt es in der Mitteilung der Beratungsstelle.

„Aus Unsicherheit sprechen Eltern oft zu wenig mit ihren Kindern über die Trennung. Die Kinder bleiben dann mit ihren Gefühlen allein und versuchen, sich Dinge herzuleiten. Nicht selten fühlen sich Kinder schuldig für die Trennung der Eltern“, erklärt Familientherapeut Gehlen. Dann sei die wichtigste Botschaft: „Du trägst keine Schuld!“

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Schlimm sei es in der Regel für Kinder, wenn ein Elternteil vor dem Kind über den Ex-Partner lästert. „Entscheidend ist, ob Eltern es schaffen, die Paar-Ebene von der Eltern-Ebene zu trennen, ihr Kind emotional durch die neue Zeit zu begleiten und dafür zu sorgen, dass das Kind sich frei fühlen kann, eine gute Beziehung zum anderen Elternteil aufrechtzuerhalten“, sagt Gehlen. Dann könnten aus einer zerbrochenen Welt zwei neue gute Welten entstehen.

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