Evangelische Kirche RoggendorfMechernicher Gläubige feiern mit kleinem Osterfeuer

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Mit großem Abstand zu einander standen die Gläubigen mit ihren Kerzen um die kleine Schale mit dem Feuer, um gemeinsam den Tag zu begrüßen.

Mit großem Abstand zu einander standen die Gläubigen mit ihren Kerzen um die kleine Schale mit dem Feuer, um gemeinsam den Tag zu begrüßen.

Mechernich – Wenn die Nonnen bibbern in den Klöstern, dann ist Östern, lautet eine altbekannte Weisheit. Auch dieses Jahr macht da keine Ausnahme, besonders an diesem Sonntagmorgen: Es ist kalt und – zugegebenermaßen nicht überraschend um kurz vor sechs Uhr – noch dunkel. Gute Voraussetzungen, um sich vielleicht am Osterfeuer zu erwärmen, das die Evangelische Kirchengemeinde Roggendorf am Mechernicher Dietrich-Bonhoeffer-Haus anbietet. Doch dieses Feuer, überschaubar klein in einer Metallschale entzündet, ist mehr für die Wärme der Seele und als Botschaft der Hoffnung gedacht als für frierende Menschen.

Dazu macht das Coronavirus, das seit einem Jahr das Leben der Menschen weltweit durcheinanderwirbelt, auch vor diesem kleinen und bescheidenen Gottesdienst nicht halt. Die frühmorgendliche Zusammenkunft um das Osterfeuer, in Dunkelheit beim Gezwitscher der Vögel, die den werdenden Tag begrüßen, ist im Südkreis der einzige Präsenzgottesdienst, den die evangelischen Gemeinden anbieten.

Karfreitag über Zoom gefeiert

Im Nordkreis, der im Kirchenkreis Bad Godesberg/Voreifel organisiert ist, hat sich nur das Presbyterium der Kirchengemeinde Bad Münstereifel zu Präsenzgottesdiensten entschlossen.

Osterkrippe in Blankenheim

Auch wenn die Gottesdienste der Evangelischen Gemeinden im Südkreis online stattfanden, so waren die Kirchen geöffnet. Während in der Kirche in Roggendorf vier Stationen zu Gebet und Meditation einluden, hatten die Verantwortlichen in Blankenheim eine Osterkrippe aufgebaut.

„Mit der Absage der Gottesdienste haben wir es uns nicht leicht gemacht“, sagte Hans-Michael Seidel, Presbyter der Gemeinde, der darauf achtete, dass in Blankenheim die Corona-Bestimmungen eingehalten wurden. „Es gab intensive Diskussionen“, bestätigte Ute Schröder, ebenfalls Presbyterin. Monat für Monat sei diskutiert worden. Nun könnten sie es, auch wenn es kontroverse Positionen gegeben habe, gemeinsam tragen. Die Online-Gottesdienste würden als Erweiterung angesehen und sollten auch künftig angeboten werden. Nun steht die Rückkehr zu den Präsenzgottesdiensten an. Immer am ersten Sonntag im Monat sollen sie demnächst durchgeführt werden, sollten die Corona-Bestimmungen es zulassen. „Ob es dazu kommen wird, wissen wir nicht“, sagte Pfarrer Christoph Cäsar.

Die Blankenheimer Osterkrippe, die vor dem Altar aufgebaut war, war im Vorjahr in Roggendorf zu sehen gewesen. Dort hatte Katleen de Baker sie mit Kindern aus dem Kindergottesdienst geschaffen. Zu sehen waren verschiedene Szenen aus der Osterzeit: Das letzte Abendmahl, die Kreuzigung Jesu und schließlich das leere Felsengrab. Den Aufbau in Blankenheim hatte Uta Lindenfels arrangiert. „Im Prinzip ist das ein Osterweg“, so Cäsar. Kinder und Jugendliche seien besonders eingeladen gewesen.

41 Besucher waren am Ostersonntag in der evangelischen Kirche in Blankenheim, um die Krippe zu besuchen. Für sie war einiges vorbereitet worden. Die Gläubigen konnten Kerzen anzünden und spezielle Osterkerzen mitnehmen. Darüber hinaus hatte die Gemeinde auch einen Druck des Bildes der Emmausjünger aus der Abtei in Kornelimünster ausgestellt, das die Künstlerin Janet Brooks-Gerloff geschaffen hatte. (sev)

Es ist eine Gratwanderung zwischen Gemeinschaft und Abstand. Die Nähe und Zusammenkunft steht im direkten Gegensatz zu den Bedürfnissen des Infektionsschutzes. Rituelle Handlungen, die das menschliche Miteinander befördern sollen, sind unmöglich geworden und müssen durch kontaktlose Alternativen ersetzt werden. Besonders problematisch ist das beim Abendmahl, das die Gemeinde traditionell gemeinsam einnimmt. „Karfreitag haben wir das Abendmahl gemeinsam online über Zoom gefeiert, sodass jeder sich etwas zu Hause vorbereitet hat“, erzählt Pfarrerin Susanne Salentin.

Sie feiert seit etwas mehr als zehn Jahren den erwachenden Ostersonntagmorgen mit dem Osterfeuer. Teilweise bis zu 35 Menschen hätten in den Vorjahren daran teilgenommen, erzählt sie. Heute ist die Zahl auf 20 begrenzt. Coronakonform stellen die Familien sich mit genügend Abstand zueinander in einem großen Kreis in der Dunkelheit auf.

Lichter in der Dunkelheit

„Es ist ein besonderer Gottesdienst“, so Salentin. Er schreite alle Elemente ab, gehe aus dem Dunkel ins Licht. „Das Dunkel bleibt nicht dunkel, der Tod hat nicht das letzte Wort“, so ihre Deutung. Das werde durch die Dämmerung, die im Verlauf des Gottesdienstes hereinbricht, deutlich.

Auch in anderer Hinsicht ist dieser Gottesdienst besonders. Für die Kirchgänger in Mechernich ist es der erste Präsenzgottesdienst seit dem Lockdown im Dezember. „Hier sind Menschen, die wir lange nicht gesehen haben“, sagt André Wagner. Mit seiner Frau Dagmar und den Kindern Lea und Jan ist er gekommen. „Meine Tochter hat so geschwärmt, nachdem sie die Osternacht einmal als Konfirmandin mitgemacht hat, da wollte ich es auch einmal erleben“, sagt Anja Suhr.

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Um wegen der Infektionsgefahren den Abstand zu wahren, hat Salentin den üblichen Ablauf des Gottesdienstes verändert. Üblicherweise spanne dieser Ostergottesdienst den Bogen von der Schöpfung über den Exodus der Israeliten aus Ägypten und die Tauferinnerung bis zum Abendmahl. An diesem Morgen bestimmt die Geschichte des Osterevangeliums nach Lukas den Ablauf. Einzeln entzünden die Familien ihre Osterkerzen. Als Abendmahl steht für jeden eine kleine Tüte mit Brot und Trauben bereit. Nur auf die Tauferinnerung, so bedauert Salentin, musste sie verzichten. „Da ist mir keine kontaktlose Alternative eingefallen“, gesteht sie.

Auch der Einzug ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus entfällt. Zum Klang der Vögel und von Taizéliedern feiert die Gemeinde den Ostermorgen. Und trotz der frösteligen Temperaturen dauert es nach dem Schlusssegen, sonst das Signal zum Aufbruch, diesmal ungewöhnlich lange, bis sich die Menschen umdrehen und in den Alltag mit Corona zurückkehren.

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